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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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den Hunden würden sie nicht davonlaufen können. Das Dickicht und die zunehmende Dunkelheit machten ihren Spürnasen nicht viel aus.
    Lautes Kläffen schallte durch den Wald.
    »Wir schaffen es nicht!«, keuchte Éanna, während das Wasser unter ihren Füßen nur so wegspritzte. »Die Hunde werden uns gleich eingeholt haben!«
    »Das werden wir ja sehen!«, rief Brendan grimmig zurück. »Aber bleib um Gottes willen im Bach!«
    »Was hast du vor?«
    »Ich gebe den Bluthunden etwas zu tun, was sie hoffentlich lange genug ablenken und beschäftigen wird, dass wir entkommen können«, antwortete Brendan, während er sich im Laufen schon den Umhang von den Schultern riss und ihn im nächsten Moment rechts vom Bach zwischen die Bäume schleuderte.
    »Brendan!«, stieß sie entsetzt hervor. »Du kannst doch nicht deinen Mantel …«
    »Red nicht, lauf!«, rief er. »Die Hunde werden sich erst einmal auf den Umhang stürzen und ihn in Fetzen reißen! Und bis die Wildhüter bei ihnen sind und sie wieder auf unsere Fährte gebracht haben, sind wir hoffentlich … schon über dem Berg.« Die Sätze kamen jetzt nur noch abgehackt. »Dann flüchten wir links die kleine Felsschlucht hinunter . . . und durch den anderen Bach an ihrem Ende … Mit ein bisschen Glück hängen wir sie in der Schlucht endgültig ab!«
    Brendans Mantel rettete sie an diesem Abend. Wie Brendan gehofft hatte, stürzten die Hunde sich mit lautem Gebell auf die Kleidung und balgten sich um diese.
    Dass es so und nicht anders sein musste, verriet ihnen das wilde Kläffen, das merklich hinter ihnen zurückblieb. Die letzte Bestätigung waren drei Schüsse. Denn als die Wildhüter sahen, dass sich die Hunde vor ihnen zu ihrer Rechten um etwas balgten, während sie, die beiden Wilddiebe, ihre Flucht fortsetzten, feuerten sie ihre Jagdflinten auf Brendan und Éanna ab. Doch es war sinnlos vergeudetes Schießpulver und Blei. Auf diese Entfernung wäre im dichten Wald sogar ein Zufallstreffer geradezu ein Wunder gewesen.
    Als Brendan und Éanna auf der anderen Seite des Bergrückens die schmale, mit Schotter gefüllte Felsschlucht hinunterstürzten, konnten sie das Bellen der Hunde kaum noch hören. Dennoch hasteten sie weiter, sprangen am Fuß des felsigen Einschnitts in den nächsten Bach und folgten ihm noch eine gute halbe Meile. Erst dann wagten sie es, ihre Flucht über trockenen Waldboden fortzusetzen.
    Éanna war fast am Ende ihrer Kräfte. Aber Brendan wollte nichts von einer Ruhepause wissen. »Wir haben sie jetzt wohl abgehängt, aber wir dürfen dennoch nicht stehen bleiben, Éanna!«
    »Aber ich habe schreckliche Seitenstiche!«, stieß sie mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor und presste die Hände gegen den Leib.
    »Hilft nichts!«, beharrte er, selbst heftig nach Atem ringend. »Wir dürfen nicht stehen bleiben! Wenn wir unsere Füße nicht bald trocken bekommen, holen wir uns den Tod! Und ein Feuer können wir hier unmöglich machen!«
    »Du hast ja recht«, murmelte sie und merkte erst jetzt, wie die Kälte von den nassen Beinen in ihren Körper hochkroch. »Und jetzt hast du nicht einmal mehr einen Mantel! Warum hast du das bloß getan?«
    »Es war die einzige Möglichkeit, die Spürhunde abzuschütteln und den Wildhütern zu entkommen«, sagte er schlicht.
    Éanna warf ihm einen dankbaren Blick zu, während sie an seiner Seite durch den Wald stolperte. »Das werde ich dir nie vergessen, Brendan. Damit hast du mir vermutlich das Leben gerettet!«
    »Uns!«, korrigierte er sie sogleich. »Mein Hals stand ja wohl auch auf dem Spiel!«
    »Aber wenn du allein gewesen wärst, hättest du bestimmt viel schneller fliehen können. Ich bin nicht so schnell wie du.«
    Brendan zuckte die Achseln. »Hauptsache, wir sind ihnen entkommen!« Und mit seinem etwas schiefen Grinsen fügte er dann noch hinzu: »Außerdem bin ich dir ja auch noch was schuldig gewesen – du weißt schon, wegen damals in Ballinasloe!«
    »So? War da was?«, gab sie sich verwundert. »Also, ich kann mich an nichts erinnern.«
    Brendan lachte. »Wirklich? Nun, das soll mir mehr als recht sein«, sagte er, und seine Augen strahlten sie an.
    Es war schon tiefe Nacht, als sie jenseits des Waldes auf die Ruine einer Bauernkate stießen. Ein Mauereckstück bot ein wenig Schutz. Durchfroren durchwühlten sie die Trümmer, zerrten Reet aus dem Dreck und trugen alles an Latten- und Balkenresten zusammen, was sie finden konnten. Dann machten sie in der Ecke ein Feuer, um sich daran

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