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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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nicht daran denkt, deinetwegen nach Ballymore Eustace zu eilen und euch auszulösen …« Er machte eine kurze Pause, bevor er warnend fortfuhr: »Dann stehst du nicht nur wegen Diebstahls von Anstaltskleidung vor dem Richter, sondern auch noch wegen Täuschung der Obrigkeit und Betrug! Das bringt dir Verbannung nach Australien ein, glaube es mir!«
    Bei dieser scharfen Warnung wurde Éanna flau im Magen. Diebstahl und Betrug! Als Sträfling verbannt nach Australien, ans Ende der Welt! Das wäre das Ende jeglicher Hoffnung.
    Sie zögerte nur kurz, doch dann nahm sie allen Mut zusammen. »Ich weiß sehr gut, was mir dann blüht, Konstabler«, sagte sie mit fester Stimme. »Aber Ihr werdet Euer Geld zurückbekommen, bis auf den letzten Pence. Mr O’Brien wird kommen. Ich beschwöre Euch, glaubt mir, und schickt das Telegramm an ihn.« Sie hatte nun Tränen in den Augen. »Er wird kommen!«
    Abrupt stand Arthur Doherty auf und ging eine Weile schweigend hinter dem Tisch auf und ab. Er rang sichtlich mit sich, was er von der Sache halten sollte. Nervös zwirbelte er die langen Enden seines Schnurrbartes, die bis ans Kinn hinunterreichten.
    Éanna wagte kaum zu atmen. Und auch Emily und Caitlin, die dem Wortwechsel erst mit zunehmender Verwirrung, zum Schluss jedoch mit neuer Hoffnung gefolgt waren, wagten keinen Ton von sich zu geben. Reglos hockten sie auf der Bank und beteten, dass der Konstabler sich erweichen ließ.
    So unvermittelt, wie sich der Konstabler von seinem Sitz erhoben hatte, so unvermittelt blieb er plötzlich vor Éanna stehen. »Also gut, ich werde das Telegramm aufgeben!«, erklärte er knurrig. »Aber gnade dir Gott, wenn das alles nur Luftgespinste gewesen sind und nichts dabei herauskommt!«
    Éanna wurde fast schwindelig vor Freude. »Ich danke Euch für Eure Güte, Konstabler«, stieß sie mit tränenerstickter Stimme hervor.
    »Du dankst mir besser nicht zu früh, Mädchen. So, und jetzt sag, was ich diesem Patrick O’Brien nach Dublin kabeln soll«, forderte er sie auf und griff zu Stift und Papier. »Aber komm mir nicht mit einem langen Sermon, verstanden? Jedes Wort kostet Geld. Es muss also kurz und knapp sein.«
    Éanna überlegte kurz. Dann sagte sie ihm, wie die Nachricht auf dem Telegramm lauten sollte.
    Der Konstabler stutzte. »Bist du dir sicher, Mädchen?«, fragte er nach.
    Éanna nickte und wiederholte den Text noch einmal. Der Konstabler betrachtete das Papier vor sich, auf dem er die Worte notiert hatte. »Mhm, kurz und knapp hast du dich wirklich gefasst. Aber bist du dir sicher, dass es das ist, was ich an die Edmund Wexford Brauerei in Dublin und zu Händen von Mr Patrick O’Brien telegrafieren soll?«, fragte er verwundert. »Vielleicht solltest du es noch einmal ändern. Ich meine, der letzte Satz ist schon ein wenig merkwürdig.«
    Éanna schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie beharrlich. »Mr O’Brien wird schon wissen, was damit gemeint ist!«
    Der Konstabler zuckte die Achseln. »Wie du willst. Es ist dein Kopf, den du riskierst! Ich gehe jetzt damit aufs Telegrafenamt. Und du betest besser, wie du noch nie in deinem Leben gebetet hast, dass Mr O’Brien wirklich der ist, für den du ihn hältst.« Er rief nach seinem Kollegen Tommy in der angrenzenden Wachstube und ließ sie in eine der Zellen im hinteren Teil des Reviers einsperren.

Dreiunddreißigstes Kapitel
    Kaum war die Gittertür hinter ihnen zugefallen und verriegelt, als Éanna auch schon von Emily und Caitlin mit Fragen bestürmt wurde. Sie wollten wissen, wer dieser mysteriöse Gentleman und Brauereierbe Patrick O’Brien war, wo und wann und unter welchen Umständen sie ihn kennengelernt hatte und was sie bloß so sicher machte, dass er sie vor dem Gefängnis bewahren würde.
    Éanna erzählte es ihnen.
    Caitlin machte ein ungläubiges Gesicht. »Und das ist alles?«, stieß sie erschrocken hervor, als Éanna geendet hatte. »Auf diese beiden läppischen Begegnungen setzt du deine Hoffnung, dass er mehrere Pfund für uns springen lässt? Ich kann es nicht glauben! Du musst sie wirklich nicht mehr alle beisammenhaben.« Sie tippte sich an die Stirn. »Und ich habe wirklich geglaubt, wir hätten eine Chance. Himmel, wie kann man nur so einfältig sein?«
    Auch Emily sah betroffen aus. »Mein Gott, das hätte ich nicht gewagt, Éanna. Das kann doch nur ein böses Ende für dich nehmen.«
    Caitlins Vorwürfe und Emilys Bestürzung trafen Éanna zutiefst. Nicht, weil sie sich von ihnen verletzt fühlte,

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