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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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Tribut. Kaum war sie in die nächste Seitenstraße gerannt, hatte sie einer der kräftigen Konstabler von hinten gepackt.
    Éanna unterdrückte ein Schluchzen, als sie sich verzweifelt gegen den eisernen Griff des Polizisten wehrte. Inständig hoffte sie, dass wenigstens Caitlin und Emily davongekommen wären. Doch wenige Augenblicke später kam der zweite Konstabler hinzu. Er hielt Éannas Gefährtinnen im Genick gepackt.
    »Die beiden haben dummerweise eine Sackgasse erwischt«, sagte er grinsend zu seinem älteren Kollegen. »Ein hübscher Fang, Arthur! Gleich drei Ausreißerinnen auf einen Schlag!«
    Doch der Konstabler, der Éanna erwischt hatte, winkte ab. Auf dem breiten Gesicht des Mannes, der um die fünfzig sein mochte und dem ein buschiger Schnurrbart wie ein Vorhang aus eisengrauem Haar halb über den Mund wucherte, zeigte sich ein mitleidiger Ausdruck. »Drei halb verhungerte Mädchen, die es nicht länger im Arbeitshaus ausgehalten haben. Nicht gerade ein Fang, auf den man als Polizist in diesen Zeiten stolz sein kann, William«, brummte er missmutig. »Ich hasse diese Art von Arbeit!«
    »Aber sie muss getan werden«, beharrte der junge Konstabler.
    Arthur seufzte. »Ja, das muss sie wohl. Also dann, bringen wir sie aufs Revier und nehmen erst einmal ihre Personalien auf. Dann sehen wir weiter.«
    »Bitte, in Gottes Namen, lasst uns laufen«, flehte Éanna, und auch Emily und Caitlin verlegten sich auf inständiges Betteln, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Sie beteuerten hoch und heilig, dass sie sich im Arbeitshaus nichts hatten zuschulden kommen lassen und dass sie nur davongelaufen waren, weil sie es dort nicht mehr hatten aushalten können.
    Wäre der ältere, gestandene Konstabler allein gewesen, er hätte womöglich ein Einsehen gehabt. Aber sein überaus diensteifriger junger Kollege pochte auf das Gesetz.
    Wenig später saßen Éanna, Emily und Caitlin wie ein Häufchen Elend in dem Verhörzimmer des örtlichen Polizeireviers auf einer harten Bank. Ihre Flucht war nach nicht einmal vierundzwanzig Stunden in Freiheit zu Ende. Ihr Schicksal schien besiegelt. Man würde sie nach Aufnahme ihrer Personalien und Nennung des Arbeitshauses, aus dem sie entlaufen waren, wohl erst einmal in eine der Zellen der Wache sperren. Womöglich brachte man sie aber auch noch am selben Tag ins nächste Gefängnis. Ihr Prozess würde nicht lange auf sich warten lassen. Der Diebstahl von Anstaltskleidung wurde im Schnellverfahren abgeurteilt. Und dann warteten ein, zwei Jahre Gefängnis auf sie.
    Der junge Konstabler William brannte sichtlich darauf, das Verhör vorzunehmen und das Protokoll zu schreiben. Doch Arthur Doherty, wie der Konstabler mit vollem Namen hieß, dachte nicht daran, ihm die Sache zu überlassen.
    »Das übernehme ich«, beschied er ihn knapp. Und bevor sein Kollege Einwände erheben konnte, befahl er dem Jüngeren: »Du gehst jetzt besser wieder auf die Straße und machst draußen weiter die Runde!«
    Der Polizist funkelte ihn an, aber dem Befehl seines ranghöheren Kollegen konnte er sich schlecht widersetzen. »Na ja, wenn diese Diebinnen dir irgendwelchen Ärger machen sollten, brauchst du ja bloß Tommy aus der Wachstube zu dir zu rufen!«
    Arthur Doherty warf ihm einen gereizten Blick zu. »Danke für den guten Ratschlag, William! Darauf wäre ich nach einunddreißig Dienstjahren wirklich nicht gekommen«, gab er bissig zurück. »Und nein, ich habe nicht vor, sie laufen zu lassen, kaum dass du aus der Tür bist! Du brauchst also erst gar nicht mit Tommy zu tuscheln und ihm zu raten, bloß gut Augen und Ohren offen zu halten. Und nun verschwinde schon, bevor mir noch der Kragen platzt.«
    Das Blut schoss dem jungen Polizisten ins Gesicht. Und er beeilte sich, schnellstens aus dem Zimmer und ihm aus den Augen zu kommen.
    »So, und nun zu euch armen Pechvögeln! Bringen wir das unerfreuliche Geschäft hinter uns, das mir so wenig Spaß macht wie euch, aber nun mal leider getan werden muss. Wenn wir damit fertig sind, lasse ich euch einen Becher mit heißem Tee bringen«, sagte Arthur Doherty und gab einem Seufzer von sich. »Sagt mir eure Namen, euer Alter, woher ihr kommt und aus welchem Arbeitshaus ihr weggelaufen seid. Du da drüben fängst an!« Er wies mit seinem Stift auf Caitlin.
    Éanna kämpfte mit der Angst. Sie konnte nicht glauben, dass mit ihrem Missgeschick alles verloren sein sollte. Wenn es zum Prozess kam, würde sie Brendan nie wiedersehen! Und diese Vorstellung entsetzte

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