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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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ausgelöscht.
    Ein samtiges Maul stieß Janna sanft an, dann mit mehr Nachdruck. Sie fuhr zusammen und ertappte sich dabei, dass sie Ty schon wieder anstarrte, mit angehaltenem Atem, wie in freudiger Erwartung ... Aber da war nichts, auf das sie warten konnte; nur die Tage würden vergehen, einer schlimmer als der andere, während das Licht ihren Fingern entglitt und Dunkelheit in ihre leere Seele einzog.
    Mit einem unterdrückten Schrei schaute Janna wieder von Ty weg. Sie versuchte tiefer zu atmen. Es ging nicht. Ihr Körper war hart und angespannt. Er bebte wie ein Bogen, der zu stark gedehnt wurde. Wie das Holz des Bogens unter zu großem Druck würde er beim nächsten Atemzug bersten ... Also versuchte sie gar nicht erst Luft zu holen.
    Wie es jetzt zwischen uns ist, kann ich nicht mehr bei Ty bleiben. Ich ertrage es nicht. Es ist schlimmer, als allein zu sein. Mir ist, als würde ich noch einmal erleben, wie Vater stirbt; alles Leben, die Zukunft, das Lachen, die Liebe, alles entgleitet mir; ich kann es nicht mehr greifen.
    Sie spürte einen heftigen Stoß an ihrer Brust. Sie stieß einen überraschten Laut aus und guckte nach unten. Zebra stupste sie mit dem Maul. Die Stute war ungeduldig geworden und verlangte die Aufmerksamkeit ihrer Herrin.
    „H... hallo, mein Mädchen.“ Janna stotterte und konnte ein verräterisches Zittern nicht verbergen.
    Ty hörte, dass sie Probleme beim Sprechen hatte. Ein Schuldgefühl überkam ihn, als würde ein Messer in eine offene Wunde gestoßen. Wie ihr bebender Körper flehte ihre Stimme, dass sie ihn wollte. Er begehrte sie genauso, mit der gleichen Leidenschaft. Er wollte wieder diese Glut spüren, wenn ihre Körper sich vereinten, bis er meinte, innerlich zu verbrennen.
    Aber er würde nicht mit ihr schlafen.
    „Ruhig, mein Junge.“ Er versuchte, seine Stimme sanft klingen zu lassen und den inneren Aufruhr zu bezwingen.
    Lucifer beäugte Ty argwöhnisch und verriet ihm, wie wenig überzeugend er klang.
    „Dann wollen wir einen Blick auf deine Verletzung werfen“, sagte Ty leise und fuhr mit den Händen über das warme Fell des Hengstes. „Ruhig, Junge. Ganz ruhig. Ich werde dir nicht wehtun.“
    Die Worte waren wie ein Echo. Sie hallten in ihren Ohren und erinnerten an die beruhigenden Dinge, die er zu ihr am Wasserbecken gesagt hatte. Ty weigerte sich, Janna anzuschauen. Tat er es doch, würde er in ihren Augen das Feuer ihrer verzehrenden Leidenschaft sehen, und es wäre um ihn geschehen. Wie Janna in jener Nacht hatte er noch nie eine Frau berührt. Sogar die Erinnerung daran löste erschrockenes Staunen aus ... und einen brennenden Hunger, ihr wieder auf diese Weise nah zu sein, in ihr zu baden wie in einem warmen Wasserbecken und dabei alle Unreinheiten fortzuspülen, die sich in den vielen Jahren angesammelt hatten, als er noch nicht wusste, dass er auf den Grund seiner Seele tauchen konnte, wenn er sich ganz von dieser großzügigen Sinnlichkeit berühren ließ, die Janna ihm schenkte.
    „Du wirst eine Narbe zurückbehalten“, sagte er fest und betrachtete Lucifers Flanke. „Aber sei froh. Für eine Schussverletzung ist das wenig als Andenken.“
    Ty fragte sich stumm, welche Narbe er zurückbehalten würde. Ihm war, als hätten die zarten Flügel seines Seidenschmetterlings ihn tiefer und schmerzhafter gestreift als Lucifer die Kugel.
    „Bald wird Lucifer kräftig genug sein für den Weg nach Wyoming“, sagte Janna und sprach ihre schlimmste Befürchtung aus.
    „Ja“, erwiderte Ty. „Außer ein paar Kleidungsstücken kannst du nicht viel mitnehmen. Aber deinen Büchern wird nichts geschehen. Sie sind hier sicher genug verwahrt. Wenn sich die Lage im Territorium beruhigt hat, kannst du ..." Seine Stimme erstarb. „Ich kümmere mich darum, dass du deine Bücher erhältst. Du sollst alles Notwendige haben für ein Leben, das du verdienst. Dafür sorge ich.“ Janna verbarg ihr Gesicht und wandte sich von ihm ab. Er sollte an ihrer Miene nicht erkennen, dass sie sich entschieden hatte, ihn nicht nach Wyoming zu begleiten. Ihr blieb keine Wahl. In seiner
    Nähe leben zu müssen, ohne dass er sie jemals berührte, war schlimmer, als den Rest ihrer Tage allein in ihrem geheimen Tal zu verbringen.
    „Janna?“ fragte er rau.
    Nach einigen Sekunden antwortete sie in ruhigem Ton: „Ich werde tun, was getan werden muss.“
    Das klang wie ein Einverständnis, obwohl...
    Ty starrte auf Jannas Hinterkopf und wünschte, er könnte ihre Gedanken mit der gleichen

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