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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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nicht vorher auf.

34. KAPITEL
    Zurückgeworfen von den Felswänden, hallte das helle Wiehern des Hengstes durch das Tal. Jeder, der Ohren hatte, konnte hören, dass ein Feind in das kleine Paradies eingedrungen war.
    Ty ließ seinen Teller fallen, griff nach seinem Karabiner und stürzte im Laufschritt zu den Weidenbäumen. Innerhalb von Sekunden hatte er den Schutz des Wäldchens erreicht. Mit unverminderter Geschwindigkeit und ohne auf den Lärm zu achten, den er verursachte, brach er durch das Dickicht, bog niedrig hängende Zweige zur Seite, sprang über Wurzeln und Felsbrocken und hastete dem Talausgang entgegen.
    Am Rand des Weidendickichts angekommen, blieb er stehen und suchte die Wiese nach einem menschlichen Eindringling ab. In der Nähe des Felsspalts, der einzigen Verbindung zur Außenwelt, rührte sich nichts. Ty legte den Karabiner über die Schulter und starrte am metallisch glänzenden Lauf entlang auf die Grasfläche. In der leeren Weite bewegten sich nur ein paar Grashalme im Wind.
    Wieder ertönte Lucifers warnendes Wiehern. Unwillkürlich richteten sich die Haarwurzeln an Tys Hinterkopf auf. Der Hengst befand sich weit oben im Tal, außer Sichtweite, in der leichten Biegung, hinter der die verfallene indianische Siedlung lag. Zebra und Janna konnte er nirgends entdecken.
    Ty war verzweifelt und wollte nach Janna rufen, um sich zu vergewissern, dass sie in Sicherheit war, blieb aber stumm. Er wollte verhindern, dass sie mit ihrer Antwort einem umherschleichenden Abtrünnigen verriet, wo sie sich aufhielt.
    Er war sicher, das schrille Wiehern des Hengstes hatte mit der Anwesenheit eines fremden menschlichen Wesens zu tim.
    Bleib hinten bei den Ruinen, Janna, betete Ty stumm. Dort bist du in Sicherheit. Die Indianer meiden die heiligen Stätten.
    Die Vögel, die gewöhnlich über die Wiese schwirrten und hüpften,
    schwiegen und hielten sich versteckt. Wieder spähte er mit zusammengekniffenen Augen durch das Tal und suchte nach Anzeichen für einen möglichen Eindringling.
    Plötzlich brach Lucifer aus der Richtung der Ruinen ins Freie und rannte auf die große Wiese. Zebra lief neben ihm her. Der Hengst stemmte die Hufe in das Gras und verharrte am Rand. Die Stute galoppierte weiter und blieb erst nach einigen hundert Metern stehen. Sich aufbäumend, wieherte Lucifer wieder gellend und trat mit den Vorderhufen in die Luft. So stellte er sich schützend zwischen die Stute und jede mögliche Gefahr.
    Nach einiger Zeit verebbte die wilde Drohgebärde, und ein Habichtschrei durchschnitt die Stille, gefolgt von Jannas Stimme. Was sie rief, klang wie Tys Name. Er wandte sich mit dem Karabiner in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Am Lauf entlangblickend, erkannte er Janna, die von den Ruinen aus auf ihn zukam. Neben ihr ging ein Mann. Ty spannte den Abzug, legte den Finger darauf, atmete aus und wartete, bis beide die Wegbiegung erreicht hatten und er einen Blick auf den Fremden werfen konnte.
    Es war Mad Jack.
    Langsam nahm Ty den Finger vom Abzug und hob den Karabiner von der Schulter. Dann trat er aus der Deckung unter den Weiden hervor und ging über die Wiese. Lucifer wieherte schrill, als wollte er ihn vor einer Gefahr warnen. Er wandte sich zur Seite, lange genug, um den Hengst zu beruhigen.
    „Danke für deine Warnung, aber das ist nur ein verrückter alter Goldgräber.“
    Lucifer schnaubte und stampfte nervös auf, erlaubte Ty aber, seinen Hals zu streicheln. Dabei behielt der Hengst die beiden Gestalten im Auge, die sich von den Ruinen näherten. Als die zwei Menschen auf ihn zutraten, fuhr Lucifer herum und rannte davon, Zebra vor sich hertreibend. Ty blieb stehen und wartete auf Janna und Mad Jack.
    „Feiner Beobachtungsposten, den Sie da haben“, sagte Mad Jack und streckte Ty zur Begrüßung die Hand entgegen.
    Lächelnd nahm Ty die Hand des alten Mannes. Er war überrascht, wie feingliedrig die Knochen unter der narbigen, wettergegerbten Haut sich anfühlten. Der Händedruck des Goldgräbers war kurz und leicht, als würde mehr Kraftanstrengung schmerzhaft sein.
    „Brauchen Sie wieder neue Medizin für Ihren Magen?“ fragte Ty, obwohl er annahm, dass Medizin das Letzte war, was den alten Mann hertrieb.
    „Halb richtig geraten, mein Sohn. Ich bin hier, um nach meinem Mädel zu sehen.“
    „Nun, wie Sie feststellen, ist sie gesund. Glänzende Augen und ein buschiges Fell“, entgegnete Ty trocken.
    Mad Jack musterte Janna ungeniert mit seinen blassen Augen, und sie

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