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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Leichtigkeit lesen, mit der sie offenbar verstand, was die Tiere und die Wolken ihr mitteilten. Und mit der sie ihn verstand.
    „Je eher wir aufbrechen, desto besser“, sagte er.
    Janna entgegnete nichts.
    „Wir sollten von hier verschwinden, bevor die Armee einen Angriff auf Cascabel beschließt.“
    Sie nickte, als hätte ihr Gespräch nichts Wichtigeres zum Inhalt als die Form der Wolken am Horizont.
    „Wir müssen nur noch abwarten, bis ich ein Pferd zum Reiten gefunden habe. Selbst wenn Lucifer mich auf sich sitzen ließe - was ich bezweifle sollte er noch mindestens eine Woche ohne Belastung bleiben.“ Ty wartete. Doch sie schwieg noch immer. „Janna?“
    Rotbraunes Haar flammte im Sonnenlicht auf. Sie wandte ihm das Gesicht zu. Ihre Augen glitzerten wie klares Regenwasser - doch im Hintergrund lauerten Schatten.
    „Ja, es wäre besser, Lucifer noch ein paar Tage zu schonen.“
    „Das war nicht meine Frage. Ich glaube, du weißt das.“
    Sie zögerte. Dann zuckte sie mit den Achseln. „Der erste Tag wird gefährlich. Zu Fuß zu gehen ist immer langsamer als Reiten.“
    „Du kommst mit mir“, sagte Ty unvermittelt.
    „Natürlich. Lucifer würde das Tal niemals ohne Zebra verlassen.“ Sie wandte sich ab und streichelte das graubraune Fell der Stute.
    „Und Zebra würde das Tal nicht ohne dich verlassen“, entgegnete er.
    „Das hat sie noch nie getan.“
    Tys Haarwurzeln richteten sich auf. Sein Instinkt sagte ihm, dass er Janna verlor. Jedes Mal, wenn er versuchte, sie in seiner Nähe zu halten, wich sie aus. Sie verschwand vor seinen Augen.
    „Sag es“, verlangte er.
    „Was soll ich sagen?“
    „Sag, dass du mit mir nach Wyoming kommst.“
    Sie schloss die Augen. Verborgen hinter Zebras Mähne, verkrampfte sie die Hände zu Fäusten. „Ich verlasse das Tal mit dir.“
    „Und du kommst mit nach Wyoming?“
    „Tu das nicht.“
    „Was soll ich nicht tun?“
    „Zwinge mich nicht, dich zu belügen.“
    „Was soll das heißen? Du kannst nicht ewig hier bleiben, und das weißt du genau!“
    „Auf der Ranch deines Bruders in Wyoming kann ich auch nicht bleiben.“
    „Du musst nicht für immer dort bleiben.“
    „Aber lange genug, damit du einen Mann in die Heiratsfalle locken kannst, der zu dumm ist, zwischen echter Seide und grobem Sackleinen zu unterscheiden“, meinte Janna bitter.
    „Verdammt, das habe ich nicht gesagt!“
    „Das musst du auch nicht. Ich sage es.“ Mit einer jähen Bewegung, die ihre verletzten Gefühle nur schlecht verbarg, schwang Janna sich auf Zebras Rücken. „Ich habe versprochen, dir zu helfen, deinen Hengst zu bekommen. Du hast mir versprochen, mich zu lehren, wie ich einem Mann gefallen kann. Beide Versprechen wurden auf dem Black Plateau gegeben und eingelöst. Wyoming war nicht Teil der Abmachung.“
    Zebra galoppierte los.
    In wütendem Schweigen beobachtete Ty, wie die Stute den Weg zum anderen Talende einschlug, in die Richtung der alten indianischen Siedlung, die langsam verfiel und wieder eins mit der Felsenlandschaft wurde, aus der sie erstanden war. Nachdem sie mit dem verletzten Hengst in das geheime Tal zurückgekehrt waren, hatte Janna viele Stunden an diesem alten Platz verbracht. Ty hatte geglaubt, ihr plötzliches Interesse an den Ruinen hätte mit Zebra zu tun und sie brächte die Stute dorthin, damit sie Lucifer nicht ablenkte, während er sich damit abmühte, den wilden Hengst an eine menschliche Stimme und die Berührung durch einen Menschen zu gewöhnen.
    Nun keimte in Ty der Verdacht, Janna könnte versucht haben, Lucifer von Zebras Gesellschaft zu entwöhnen, so dass der Hengst sich gegen eine Trennung nicht sträuben würde, wenn Ty nach Wyoming aufbrach - ohne Janna.
    „Dein Plan wird nicht gelingen!“ rief er barsch. „Du kommst mit nach Wyoming, und wenn ich dich wie einen Sack Getreide auf
    Zebra festbinden muss!“
    Das donnernde Hufgetrappel, mit dem die Stute davongaloppierte, war die einzige Antwort.
    Seine Worte hallten in den Ohren nach, als wollten sie ihn verhöhnen. Er wusste, Janna konnte einfach davonreiten, während er schlief oder mit Lucifer arbeitete. Zu Fuß würde er sie nicht einholen. Selbst wenn sie nicht auf Zebra ritt, hatte er kaum bessere Chancen. Auf dem Black Plateau kannte Janna jeden Winkel. Die zahllosen Schluchten und Täler waren gute Verstecke. Sie konnte dort unsichtbar bleiben wie ein Schatten in der Nacht.
    Natürlich würde Ty sie letzten Endes doch finden. Vorausgesetzt, Cascabel spürte sie

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