Wildes Herz
geschätzt hatte, fand aber keine Beweise. Immer hatte sie einen triftigen Grund.
Sie trieb ihn mit ihren Berührungen in den Wahnsinn. Seine Haut brannte, als träfen ihn Flammen, und die knisternde Hitze schien zu flüstern, dass unter den weiten Kleidern eine Frau aus Fleisch und Blut steckte.
Mit jeder Sekunde, die verging, sank die Wahrscheinlichkeit, dass die Indianer zurückkehrten. Gleichzeitig wurde der Duft, der von Janna zu ihm strömte, immer verführerischer. Er spürte jeden Atemzug, den sie machte, und wusste, auch sie nahm jede seiner Regungen wahr. Nichts ersehnte er mehr, als sich zu ihr zu drehen und sie ganz an seinen gequälten Körper zu pressen.
Ty dachte noch immer an den einen tiefen Kuss, den er ihr gegeben hatte.
Sie hatte den Kuss nicht genossen, sondern als Bestrafung betrachtet.
Aber der Bestrafte war er. Er verdankte Janna sein Leben und hatte geschworen, sich dieser Schuld würdig zu erweisen. Dazu gehörte, ihr keine Angst zu machen oder ihr wehzutun wie andere Männer, die sie kannte. Es gab nur einen Weg, dieses Gelübde zu erfüllen. Er musste seinen Hunger beherrschen und die Hände von ihr lassen, seinen Mund und vor allem sein hungriges ...
„Ty?“ flüsterte sie kaum hörbar.
Er zitterte. Er wusste nicht, wie lange er der Versuchung noch widerstehen konnte, die weichen Rundungen ihrer Hüften zu berühren, wenn sie mit wiegenden Schritten vor ihm über die versteckten Seitenpfade des Hochplateaus ging.
„Was ist?“ murmelte er und fragte sich, wie lange er neben ihr liegen konnte, ohne sie anzufassen.
„Eine Schlange kriecht an meinem Bein entlang.“
20. Kapitel
„Nicht bewegen.“
Im gleichen Moment, als er seinen Befehl murmelte, wurde ihm klar, dass er nichts sagen musste. Janna war klug genug, in der Nähe einer Schlange keine rasche Bewegung zu machen. Sie sollte auch wissen, dass alles gut sein würde, wenn sie nur ruhig liegen blieb, bis die Schlange in der Wärme des Spätnachmittags wieder davonglitt.
„Kannst du die Schlange sehen?“ flüsterte er.
Janna klang wie ein kleines Mädchen, als sie verneinte.
„Ganz ruhig liegen bleiben“, wiederholte er. „Die Schlange interessiert sich nicht für dich. Sie lässt dich in Ruhe, solange du keine Bewegung machst.“
Janna konnte nicht ruhig liegen bleiben. Panische Angst jagte durch ihren Körper. Fast alles ertrug sie, ohne die Nerven zu verlieren, aber keine Schlange. Sie erinnerte sich allzu gut an das albtraumhafte Erlebnis, als sie von Schreien geweckt worden war und von den wilden Schlägen, mit denen ihr Vater vergeblich versucht hatte, die Klapperschlange abzuwehren, die in seinen Schlafsack gekrochen war. Die Schlange hatte ihn in den Fuß und in die Wade gebissen, dann noch ins Handgelenk und in die Wange.
Damals waren sie tief im Indianergebiet gewesen, auf der Suche nach Gold, das ihr Vater dort vermutet hatte. Kein Mensch war bei ihnen gewesen, um zu helfen. Die Kräuter, Salben und Tinkturen, die ihr Vater kannte, hatten alle versagt und konnten das Gift nicht aus seinem Körper ziehen. Die nässenden Wunden aufzuschneiden hatte auch nicht geholfen.
Nie würde sie vergessen, wie die große Schlange sich in ihrem endlosen Todeskampf wand, nachdem sie den dreieckigen Kopf mit dem Gürtelmesser abgetrennt hatte. Auch die langen Tage, die ihr Vater im Fieberwahn dahinsiechte, bis er schließlich starb, hafteten für immer in ihrem Gedächtnis.
Sie atmete flach und begann leise zu jammern, ohne sich selbst zu hören. Ty erkannte die Lage sofort. Janna hatte entsetzliche Angst. Sie konnte nicht still liegen bleiben, bis die Schlange weitergekrochen war, um sich eine Maus oder ein junges Kaninchen als Abendmahlzeit zu fangen. In ihrer Panik würde sie womöglich laut aufschreien, und dann wäre die Schlange ihre geringste Sorge.
„Janna“, flüsterte Ty eindringlich. „Alles wird gut. Bleib einfach ruhig liegen. Ich kümmere mich um die Schlange. Was auch geschieht, nicht bewegen.“
Janna sagte nichts, sondern zitterte noch heftiger.
Langsam glitt Ty auf die rechte Körperseite, stützte sich auf den Ellenbogen und griff nach dem Messer, das er in einer Scheide am Gürtel trug. Die Haltung, in der Janna und er lagen, erlaubte nur, dass er die linke Hand benutzte, was ihn nicht langsamer machte. Der alte MacKenzie hatte seinen Söhnen als erste Lektion zur Verteidigung beigebracht, dass ein linkshändiger Messerkämpfer bei einer Rauferei im Vorteil war; ein Messerkämpfer, der
Weitere Kostenlose Bücher