Wildes Herz
an. Dann stieß er die Luft mit kaum hörbarem Stöhnen wieder aus. Um die liebkosenden Hände besser zu spüren, bewegte er langsam den Kopf und machte ein Geräusch, das mit einer Männerstimme kaum noch Ähnlichkeit hatte. Es klang wie das Schnurren einer großen Katze. Lächelnd schloss Janna die Augen und ließ die köstlichen Wonneschauer auf sich wirken, die von ihren Fingerspitzen ausgehend den ganzen Körper durchrieselten.
Ihr leichtes Lächeln, das beinahe versteckt war, wirkte unwiderstehlich auf Ty. Er wusste, das sollte er nicht tun. Aber er war unfähig und nicht bereit, länger zu widerstehen. Er neigte den Kopf auf ihren Mund und zeichnete mit der Zungenspitze die Umrisse ihrer Lippen nach. Erschrocken über die unerwartete Liebkosung, schrie Janna leise auf.
„Schsch“, hauchte Ty an ihren Lippen und bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen, während er sie zärtlich weiterküsste. „Alles ist gut, meine Kleine. Bei mir bist du in Sicherheit. Ich lasse nicht zu, dass dir jemand wehtut.“
Janna öffnete die Lippen und wollte erklären, sie hätte keine Angst mehr, aber Ty kam ihr zuvor. Sanft glitt er mit der Zunge in ihren Mund und erstickte die Worte. Sie vergaß, was sie sagen wollte. Alle Gedanken verschwanden. Dieser Kuss war anders als beim ersten Mal. Ty forderte nicht, sondern verführte sie mit seinen Lippen. Seine Zunge drang lockend immer tiefer, statt sie mit einem Stoß zu überwältigen. Die heißen, gleitenden und halb verstohlenen Liebkosungen waren unerträglich süß. Ohne zu merken, was sie tat, begann sie mit der Erwiderung. Zuerst bewegte sie die Zunge nur verhalten. Als der Druck seiner Arme fester wurde und er sie noch enger an sich presste, wusste sie, dass er den Kuss ebenso genoss wie sie.
Ty spürte die zögernde Berührung durch ihre Zunge. Es war, als würde eine Flamme ihn streifen. Janna hatte keine Angst mehr vor ihm. Das beruhigte ihn. Gleichzeitig war vor Hunger und freudiger Erwartung jeder Muskel in ihm gespannt. Seit er durch einen Nebelschleier von Schmerz und Ohnmacht in ihre klaren, mitfühlenden
Augen gesehen hatte, war das sehnsuchtsvolle Verlangen ständig größer geworden. Blutig, mit Prellungen übersät und halb tot vor Erschöpfung, hatte er mit einem tieferen männlichen Instinkt die Verkleidung durchschaut und die unverwechselbare Weiblichkeit darunter gespürt.
„Janna“, seufzte er und begann erneut, mit dem Mund ihre Lippen zu teilen. Er wusste genau, dass er einen Fehler machte. Das Blut pochte heiß durch seinen Körper. Er war gierig vor Verlangen. Die überstandene Gefahr hatte seinen wilden Hunger nach ihr noch gesteigert. „Erlaube mir, dass ich dich küsse. Ich will dich richtig küssen. Anders als beim letzten Mal. Ich werde dir nicht wehtun“, flüsterte er und leckte zärtlich über ihre Lippen. Er spürte, wie sie zitterte. „Vertraust du mir?“
Die Empfindung war süß, als Ty mit der Zunge über ihre Lippen glitt. Wieder erschauerte sie. Sie wusste, ihre Zeit war gekommen, der Augenblick, in dem sie ihm heimzahlen konnte, dass er sich über ihren Mangel an weiblicher Ausstrahlung lustig gemacht hatte. Jetzt wollte er sie. Er konnte seine Begierde nicht leugnen. Die Anspannung in ihm sagte alles, sein hastiger Atem, die Hitze seines Körpers, mit dem er hart gegen ihre Hüfte drängte.
Zitternd hauchte sie die Antwort in seinen Mund, den Geschmack kostend. „Ich vertraue dir.“
Mit sanftem, unnachgiebigem Druck presste Ty seine Lippen fester auf ihre. Janna spürte seinen Genuss, sie zu schmecken, sie zu fühlen, während er in ihren Mund eindrang. Er wich zurück, kam wieder; sie waren wie die flackernden Flammen über den Scheiten eines Lagerfeuers, die sich verbanden, trennten und wieder eins wurden, in einem endlosen Reigen. Jede liebkosende Bewegung ihrer vereinten Münder trieb das Vergnügen in größere Höhen, bis sie beide zitterten, die nächste Berührung erwartend, die nächste sehnsüchtige Begegnung ihrer warmen Zungen, mit denen sie sich gegenseitig schmeckten.
Sie zitterte und nannte Ty stöhnend beim Namen. Ihre Finger in seinem Haar bewegten sich auf und ab, im gleichen Rhythmus wie die Zunge. Sie suchte und glitt, fand ihr Ziel, verband sich damit zu langsamen und tiefen Liebkosungen, die er sie gelehrt hatte.
Die gewaltige Erregung, die Jannas sinnliche Antwort auslöste, erschreckte Ty und ließ ihn verzweifeln. Er wusste, das war die Grenze. Viel länger konnte er sich nicht beherrschen.
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