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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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trug den Duft von Pinienharz und Sonne zu ihnen. Weiter vom krächzte ein Rabe. Er richtete seinen Zorn auf etwas, das in den Zweigen einer Pinie verborgen war. Janna und Ty blieben wie angewurzelt stehen. Die rauen Rufe hallten durch die Stille, dann flog der Vogel weiter, und das Krächzen verklang. Noch immer reglos verharrend, fragten sie sich, ob der Rabe einen anderen Vogel beschimpft oder ob ein Mensch ihn gestört hatte.
    Der säuselnde Wind strich über Jannas Gesicht und wirbelte rotbraunen Haarflaum hoch. Das Streicheln erinnerte sie an die Zärtlichkeit, mit der Ty sie nach der Begegnung mit der Schlange beruhigt und in seine Arme genommen hatte. Sie dachte daran, was auf die ersten zarten Küsse gefolgt war, und ein seltsam sinnlicher Schauer rieselte über ihre Haut, von den Brüsten bis zu den Schenkeln.
    Auf die heißen Erinnerungen folgte die kalte, unbarmherzige Gewissheit, dass Ty ihr nur für kurze Zeit gehören würde, gerade lange genug, um Lucifer zu finden und den Hengst an Menschen zu gewöhnen. Dann würde Ty aufbrechen und sich auf die Suche nach seiner ersehnten Seidendame machen. Der Wunsch, selbst diese Dame zu sein, durchzuckte sie mit heftigem Schmerz und raubte ihr den Atem.
    Sei keine Närrin, sagte sie sich. Man kann aus einem Kieselstein keinen Diamanten schleifen. Ein Mann wie Ty weiß das. Er ist in einem herrschaftlichen Haushalt aufgewachsen, mit Dienerschaft, Privatlehrern und Erziehern, die ihm sagten, in welchem Ton er sprechen sollte, wie er sich bei Tisch zu benehmen hatte, wie er sich kleidete, wie er sich in jeder Hinsicht formvollendet bewegte. Ich hatte meinen Vater, einen Platz auf dem Kutschbock und eine Kiste mit alten Büchern. Ich kann lesen und schreiben ... aber mehr nicht. Sollte ich jemals ein Kleid getragen haben, weiß ich nicht mehr, was für ein Gefühl das war. Die einzigen feinen Schuhe, an die ich mich erinnere, waren Mokassins, die ich selbst gemacht hatte. Das einzige Parfüm, das ich kenne, stelle ich aus zerdrückten Blütenblättern her. Die Salben, die ich habe, sind zum Heilen und nicht, um mich schön zu machen. Meine Hände taugen nur zum Überleben in der Wildnis. Großartige Musikstücke auf dem Klavier kann ich nicht damit spielen.
    Dann fiel Janna ein, was ihre Hände noch konnten. Sie hatten Ty erregt, bis er heiß und hart wie ein Stein in der Sonne gewesen war.
    Sie musste nur die Augen schließen, dann konnte sie spüren, wie er sich unter ihrem Griff veränderte; er schwoll an, wurde schwer und bewegte sich in ihren Händen, begierig auf mehr von ihren Liebkosungen hoffend.
    Wird er heute Nacht wieder mit mir schlafen wollen? Wir beide dicht beisammen, in enger Umarmung, und die Leidenschaß lodert wie ein helles Feuer zwischen uns?
    Ohne nachzudenken, drehte sie den Kopf in die Richtung, wo Ty sein musste. Wie sie stand er bewegungslos da. Seine grünen Augen glitzerten wie Edelsteine, und er sah sie an. In diesem Moment wusste sie, dass er die Gedanken und Erinnerungen ahnte, die sie beschäftigten. Es waren auch seine Gedanken und seine Erinnerungen.
    Ein sanfter Windhauch strich über Jannas Gesicht und bewegte das weiche rotbraune Haar. Ty wusste, wie die seidigen Strähnen sich auf seinen Lippen anfühlen würden; er wusste, wie die Haut unter ihrem Haaransatz schmeckte; er kannte ihr Zittern, wenn er mit der Zungenspitze an ihrem Ohr entlangfuhr oder den Puls in der Halsbeuge suchte. Als sie die Lippen unmerklich teilte, wusste er, auch sie erinnerte sich an das Gefühl, wie er, vorbei an ihren Zähnen, mit der Zunge forschend und liebkosend in ihren hingebungsvoll weichen Mund geglitten war.
    Janna wandte sich von Ty ab, ohne einen Laut. Er wusste, warum sie sich zurückzog. Wären ihre Blicke eine Sekunde länger verbunden gewesen, hätte er sie auf den Waldboden gezogen und mit ihr geschlafen, keinen Gedanken an die drohende Gefahr verschwendend. Zum Teufel, es wäre das Risiko wert gewesen, umhüllt von ihrem köstlichen Körper und in höchste Ekstase entrückt, zu sterben, wieder geboren zu werden und dann noch einmal zu sterben.
    Umgeben von den leisen alltäglichen Geräuschen des Waldes und mit allen Sinnen wach, huschte Janna von Schatten zu Schatten. Ein Eichhörnchen schalt seinen Artgenossen, der die Reviergrenze übertreten hatte, zwei Raben flogen rufend über sie hinweg, und die Piniennadeln raschelten geheimnisvoll, wenn der Wind mit ihnen spielte. Zwischen den dicken, dunklen Baumstämmen und dem Gerippe der

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