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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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führten und wo Lucifer vorbeigekommen sein musste, sollte er auf geradem Weg durch den Wald gelaufen sein. Und Janna würde dort sein, wenn es ihr gelungen war, Lucifers Spuren zu folgen.
    Sie fand ihn immer, wohin der schwarze Hengst auch ging. Da war Ty sicher.
    Stumm und im Laufschritt folgte er der gewundenen Spur von Troons Pferd durch den Wald. Das Tier war in hartem Galopp vorangetrieben worden, eine schlechte Gangart zwischen den eng stehenden Bäumen. Bei jedem Richtungswechsel waren die Steigbügel an den Stämmen entlanggeschrammt und hatten die Rinde aufgerissen. Weiter hinten im Wald zeigten tief hängende Zweige frische Beschädigungen. Zerquetschte Piniennadeln, zu kleinen Haufen getürmt, markierten den Weg. An einem vorstehenden Ast hing ein zerbeulter Männerhut.
    Ty war sicher, wenn er stehen blieb und den Ast untersuchte, an dem Troons Hut hing, würde er an der Borke frische Blutspuren finden, aber im Augenblick war ihm Troons Blut gleichgültig. Ihn interessierten die handtellergroßen Flecken, die plötzlich neben der Fährte eines riesigen, unbeschlagenen Pferdes auftauchten.
    Lucifer.
    Wie die Patronenhülse war das Blut nicht länger als eine halbe Stunde der Luft ausgesetzt gewesen. Im Schatten glitzerten die Flecken dunkel; wo die Sonne durch die Baumkronen blinzelte, waren sie leuchtend rote Warnzeichen. Ihrer Lage nach konnten die Flecken nur von dem Hengst stammen.

Frei atmend und mit großen Schritten hetzte Ty der blutigen Fährte nach. Der Wald lichtete sich. Besser würde er von Baum zu Baum schleichen, zumindest nach geeigneter Deckung Ausschau halten, wollte er den abtrünnigen Indianern nicht buchstäblich in die Fersen treten. Aber er wusste auch, irgendwo vor ihm war Janna allein unterwegs, nur mit einer geladenen Pistole bewaffnet. Im Magazin steckten sechs Kugeln. Das war alles. Wie viele Abtrünnige sich in dem Gebiet herumtrieben, wusste er nicht. Er bezweifelte, dass die sechs Schüsse genügen würden.
    Janna ist zu klug, um sich entdecken zu lassen. Die Indianer finden sie nie. Sie hält sich dicht über dem Boden und verwischt alle Spuren hinter sich.
    Der beruhigende Gedanke wurde von einer Gewehrfeuersalve unterbrochen. Die Geräusche kamen von vom, aber viel weiter nach rechts verschoben, als die Fährte vermuten ließ, die Ty verfolgte. Lucifer oder Troon, vielleicht auch beide, hofften offenbar, über die steil abfallende Nordflanke der Hochfläche ihren Verfolgern zu entkommen.
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    Er hörte noch vereinzelt Schüsse und ein paar gellende Schreie, dann herrschte wieder Stille. Er rannte schneller. Ein gutes Zeichen ist, dass aus keiner Pistole gefeuert wurde, sagte er zu sich selbst. Das bedeutete, Janna war unentdeckt geblieben. Den Gedanken, Janna könnte schon zu Beginn der Schießerei getroffen worden sein, bevor sie überhaupt die Gelegenheit zur Verteidigung gehabt hatte, verbot er sich. Stattdessen rannte er noch schneller und hielt seinen Karabiner wie eine Pistole mit angewinkeltem Arm vor sich, den Finger schussbereit am Abzug.
    Die Spuren von beschlagenen und unbeschlagenen Hufen trennten sich plötzlich. Die Spur des unbeschlagenen Pferdes verlief ohne Unterbrechung weiter geradeaus. Die von Hufeisen geprägte Spur schwenkte scharf nach rechts. Ty hatte keinen Zweifel. Er sah die Spuren, die in dem Augenblick entstanden waren, als Troon von den Abtrünnigen entdeckt worden war. An der Stelle, wo Troons Pferd fest aufgetreten war, bevor es vor den Abtrünnigen davonstob, hatten sich die Hufe zentimetertief in den Boden gebohrt. Für seine Flucht hatte Troon das zerklüftete, abschüssige Gelände gewählt, das an die Nordseite des Plateaus führte. Die Gegend war unübersichtlich, mit unzähligen Felsspalten, Höhlen und Schluchten, in denen sich leicht ein Versteck finden ließ.
    Mit etwas Glück konnte Troon seine Verfolger abschütteln und überleben, was Ty nicht hoffte. Ein Mann, der aus purer Lust und Gier auf ein Pferd wie Lucifer schoss, verdiente den Tod. Ohne einen weiteren Gedanken an Troon folgte Ty den Spuren Lucifers. Troon überließ er seinem Schicksal, das ihm das Glück oder die abtrünnigen Indianer bereiten würden.
    Im Gegensatz zu den Spuren, die Troon mit seinem Pferd hinterlassen hatte, verlief Lucifers Fährte stetig und ohne plötzliche Richtungsänderungen. In dem Moment, als Troon von den Abtrünnigen entdeckt worden war, hatte sich Lucifer anscheinend außer Sichtweite befunden. Das wilde Pferd war klug gewesen und hatte

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