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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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eine Route gewählt, die in weitem Bogen an die Ostseite der großen Wiese am Raven Creek zurückführte. Dort angekommen, konnte Lucifer leicht zur Nordostflanke der Hochfläche weiterlaufen und in den tiefen Mustang Canyon verschwinden, oder er wandte sich nach Südosten, wo sich in der Weite der Hochfläche mit ihren Pinienwäldern, Wiesen, Bergkämmen und Schluchten seine Spur bald verlieren würde.
    Vorausgesetzt, Lucifer besaß noch die nötigen Krafreserven für den langen, anstrengenden Lauf. Ty wagte nicht, von dieser Annahme auszugehen. Die Hufabdrücke des Hengstes lagen mittlerweile eng beieinander. Seine Schritte waren kürzer geworden, als wäre er erschöpft. Dafür mehrten sich die Blutspuren am Boden und wurden größer. Ein Grund, warum das Pferd langsamer vorankam, mochte das unwegsame Gelände vor dem östlichen Rand der Hochfläche sein. Es war zerklüftet und steil, mehr ansteigend als abfallend. Der andere Grund, warum das Pferd nur noch kleine Schritte machte, war sicher die Verletzung.
    Ty erinnerte sich an Jannas Worte, sie hätte an der Ostflanke einmal Spuren von Lucifer entdeckt. Er war über einen steilen Pfad in die Tiefe geschlittert und hatte Pferdejäger abgeschüttelt, die hinter ihm her waren. Womöglich erinnerte sich der Hengst an seinen früheren Erfolg und schleppte sich dem östlichen Pfad entgegen, um wieder auf diesem Weg zu fliehen.
    Allerdings glaubte Ty nicht, dass Lucifer die Anstrengung schaffte. Der Weg über die schroffe Ostseite der Hochfläche war weit und kräftezehrend. Die roten Flecken entlang der Fährte lagen dicht beieinander, ein Zeichen, dass der Hengst ständig blutete. Bevor er den Rand der Hochfläche erreichte, erwarteten ihn noch unzählige jähe Anstiege auf kleine Bergkämme, die typisch waren für diese Landschaft.
    Ich hoffe, sie kriegen dich, Troon. Ich hoffe, sie schneiden dir die Kehle durch...
    Tys Rachegedanken verschwanden augenblicklich, als er über den Gipfelkamm auf das darunter liegende Land blicken konnte. Weniger als zweihundert Meter entfernt rannte Janna mit weit ausgreifenden Schritten den Abhang hinunter. In gleicher Richtung verlief dicht neben ihr ein tiefer Felsspalt. Fünfzehn Meter vor ihr war Lucifer. Er galoppierte direkt auf den Graben zu, als wolle er darüber springen. Für ein verletztes Pferd war der Abstand zu groß. Rechts von Janna und nicht mehr als einen Kilometer entfernt, halb verdeckt von einer anderen Bodensenke und eingehüllt in eine Staubwolke, jagte eine wilde Meute Abtrünniger hinter Joe Troon her, der offenbar seinen Plan aufgegeben hatte, nach Nordwesten zum Raven Creek Trail zu entkommen. Stattdessen trieb er sein Pferd nach Osten und führte die Indianer in die Richtung, in der Janna sich befand. Sie konnte die Krieger nicht sehen, hörte aber sicher ihre schaurigen Schreie.
    Kehr schnell um, und versteck dich! Geh zu Boden, befahl Ty stumm. Lass dich nicht fangen, während du versuchst, Lucifer zu helfen.
    Der Hengst erreichte den Grabenrand und setzte zum Sprung an. Seine Vorderbeine fanden Halt auf der gegenüberliegenden Seite, aber das linke Hinterbein rutschte und knickte ein. Er war zu schwach, um sich über die Kante zu retten. Er wieherte in einer Mischung aus Angst, Schmerz und Zorn, während er, halb rutschend und halb rollend, nach allen Seiten ausschlug und sieben Meter tief auf den engen, von dichtem Buschwerk bedeckten Boden der Senke stürzte. Unten blieb er auf der Seite liegen und strampelte mit den Beinen, in dem vergeblichen Versuch, wieder aufzustehen und sich in Sicherheit zu bringen.
    Ohne zu zögern, sprang Janna über die Kante und kämpfte sich durch den Wirrwarr aus Büschen und tretenden Pferdebeinen zu Lucifer vor.
    Ty hatte nur eine Möglichkeit, Janna zu retten, bevor der Hengst sie verletzte oder zu Tode trampelte. Als er den Karabiner über die Schulter legte und auf Lucifers schwarzen Kopf zielte, sah er, wie die glänzenden Hufe von Jannas Körper abglitten. Er atmete aus und spannte den Abzug bis zum Anschlag. In diesem Moment erschien Jannas Rücken im Visier. Sie hatte sich über den Kopf des Hengstes geworfen und drückte ihn mit ihrem Gewicht nieder, damit das Pferd nicht mehr aufstehen konnte.
    Sieh zu, dass du da wegkommst, du kleine Närrin, schrie Ty stumm. Du kannst ihn nicht festhalten. Er trampelt dich mit seinen gewaltigen Hufen zu Tode.
    Der Graben, in dem Lucifer gefangen war, verlief unterhalb von Ty als lange Einkerbung in der Bergflanke, keine

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