Wildes Liebesglück
Gefangenen bewegten sich langsam vorwärts. Sie wurden in das kleine Haus gestoßen, dann wurde die Tür hinter ihnen zugeschlagen. Dunkelheit umgab sie.
»Und was nun?« fragte Enid weinerlich.
»Wenn ich das wüsst e, würde ich mich weniger fürchten«, antwortete ein anderes Mädchen. »Das ist ja gerade das Entsetzliche, dass wir nichts wissen. «
»Wir werden es bestimmt noch früh genug erfahren«, fauchte Cordella ungeduldig. »Diese Dunkelheit ist unerträglich! Habt ihr gesehen, dass keines dieser Häuser Fenster hat? Haben diese tapferen Wikinger Angst vor dem Licht?«
»Wir sind hoch im Norden, Della«, erwiderte Linnet. »Ich kann mir vorstellen, dass es hier kälter wird, als wir es jemals im Winter erlebt haben. Selbst die dichtesten Fenster würden die Kälte hereinlassen.«
»Du hast aber auch auf alles eine Antwort«, zischte Cordella sarkastisch. »Und was wird aus uns, Linnet?«
Linnet seufzte müde. Sie stand neben Brenna in der Mitte des Raumes, aber in der Finsternis konnte sie nichts erkennen. Sie war unfähig, ihre Befürchtung auszusprechen, dass sie alle Sklaven und sonst gar nichts waren. Es bestand kein Anlass , die jüngeren Mädchen noch mehr zu erschrecken, da ihr Verdacht noch keine absolute Gewiss heit war.
»Wie du schon gesagt hast, Della, werden wir es früh genug erfahren«, sagte sie schließlich.
Brenna schwieg. Sie war unfähig, die anderen zu beruhigen. Auch sie erriet ihr Schicksal, aber sie wollte sich diese Möglichkeit nicht eingestehen. Was hätte sie schon ohne Waffe und mit gebundenen Händen tun können? Alle waren brutal vergewaltigt worden, aber sie hatte es nicht verhindern können.
Die Tatsache, dass sie selbst nicht vergewaltigt worden war, trug wenig zu ihrem Behagen bei. Sie konnte es sich nur damit erklären, dass man sie für die vereinbarte Hochzeit aufsparte. Dazu würde es nicht kommen, denn sie wollte lieber sterben, als die Braut eines Wikingers zu sein. Sie wollte nichts als Rache, und dazu würde sie noch Gelegenheit finden.
Das Schiff wurde entladen, die Beute wurde in das Schatzhaus gebracht, das Vieh auf die Weide. Im Haupthaus wurden die Vorkehrungen für ein Fest getroffen. Ein großer Keiler wurde in der Mitte des Raumes auf einem Spieß gedreht. Sklaven oder Leibeigene waren eifrig damit beschäftigt, Fladenbrot und Fischgerichte zu bereiten.
Die Männer drängten sich an den langen Tischen und tauchten ihre Becher gierig in einen großen Eimer, der mit Met gefüllt war. Einige veranstalteten Wettsaufereien. Andere bezogen Stellung und setzten auf eine der Seiten. Der große, thronartige Stuhl am Kopfende war frei, aber bis jetzt vermisste man Anselms Gesellschaft noch nicht.
Im Badehaus kochte das Wasser in großen Kesseln über dem Feuer. Rauch und Dampf brannten in den Augen. Eine riesige Wanne, die bequem vier oder fünf Menschen aufnehmen konnte, stand mitten im Raum. Mit einer Schale. Met in der Hand saß Anselm in der Wanne. Das Wasser reichte ihm bis zur Taille. Eine hübsche Sklavin war über ihn gebeugt und schrubbte ihm den Rücken. Hugh, sein erstgeborener Sohn, saß auf einer Bank an der Wand.
»Willst du mir wirklich keine Gesellschaft in der Wanne leisten?« fragte Anselm mürrisch. »Verdammter Mist, dass deine Mutter auf diesem rituellen Bad besteht! Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre es mir recht, aber sie weiß, dass ich es kaum erwarten kann, mitzufeiern, und doch muss ich erst hierher.«
»Du bist nicht allein, Vater«, sagte Hugh grinsend. »Das gleiche macht sie mit Garrick und mir, wenn wir von einem Beutezug zurückkehren. Sie glaubt wohl, dass das Blut der Feinde noch an uns haftet und eiligst abgewaschen werden muss .«
»Warum auch immer«, brummte Anselm. »Loki lächelt über meinen Missmut . Ich weiß selbst nicht, warum ich mir das gefallen lasse.«
Hugh lachte herzlich, und seine stechenden blauen Augen funkelten. »Du hast mehr als einmal gesagt, dass dein Weib das Haus regiert und du das Meer.«
»Stimmt, doch diese Frau nutzt die Macht, die ich ihr gegeben habe, zu sehr aus. Aber genug davon. Ist Garrick schon zurückgekehrt?«
»Nein.«
Anselm runzelte die Stirn. Als sein Sohn einmal nicht vor dem Winter zurückgekehrt war, hatten ihn die Christen gefangengenommen. Aber dann hatte er sie überfallen. Anselm brauchte sich erst Sorgen zu machen, wenn die Kälte einsetzte.
»Und Fairfax, mein Bastard? Wo treibt der sich rum?«
»Der ist auf Walfang vor der Küste«, antwortete Hugh
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