Wildes Liebesglück
barsch.
»Seit wann?«
»Seit einer Woche.«
»Dann wird er bald wiederkommen.«
Hugh stand steif auf. Er war ein kräftig gebauter Mann von dreißig Jahren und das Abbild seines Vaters. Er konnte seinen Halbbruder nicht ausstehen und ärgerte sich über jede Aufmerksamkeit, die sein Vater auf ihn verschwendete.
»Warum beschäftigt er dich? Zugegeben, seine Mutter ist eine freie Frau, aber er ist trotzdem ein Bastard, genauso wie die Kinder, die du mit den Sklavinnen gezeugt hast.«
Anselms blaue Augen verengten sich. »Die anderen sind Töchter. Ich habe nur zwei legitime Söhne und Fairfax. Missgönne mir mein Interesse an ihm nicht.«
»Loki soll ihn holen! Er ist kein Wikinger. Er ist schwach!«
»Mein Blut, wenn auch wenig davon, fließt in seinen Adern. Kein weiteres Wort mehr darüber! Nun erzähl mir, was los war, während ich fort war. Hat es Ärger mit dem Borgsen-Klan gegeben?«
Hugh zuckte mit seinen breiten Schultern und setzte sich wieder. »Zwei Kühe wurden tot in der Nähe der Felder aufgefunden, aber wir haben keine Beweise, dass es die Borgsens waren. Es kann das Werk eines unzufriedenen Sklaven sein.«
»Aber du bezweifelst es?«
»Ja. Das war eher Gervais oder Cedric oder einer ihrer Vettern. Sie fordern, nein, sie betteln fast um Vergeltung. Wir warten nur auf deine Zustimmung zum Angriff.«
»Diese Fehde wird fair ausgefochten«, entgegnete Anselm verdrossen. »Wir greifen nicht an.«
»Also sind sie dran?« fragte Hugh sarkastisch. »Thor! Nur weil Latham Borgsen dein Freund war, willst du diesen Kampf ehrenhaft führen. Jahre sind ohne Blutvergießen vergangen.«
»Gegen unsere eigenen Leute wird ehrenhaft gekämpft. Latham kann nichts für das, was geschehen ist, aber er muss sich hinter seine Söhne stellen und ihre Partei ergreifen.«
»Hast du vergessen, dass du deine einzige legitime Tochter wegen seines Sohnes verloren hast?« zischte Hugh.
»Ich habe nichts vergessen. Odin sei mein Zeuge, dass Edgars Vergehen zurückgezahlt wird. Aber kein faules Spiel! « Anselm erhob sich aus der Wanne und wurde sofort von der hübschen Sklavin in ein Tuch gehüllt. »Ich bin sicher, dass auch sie zwei tote Kühe vorgefunden haben.«
Hugh grinste. »Klar.«
»Gut«, erwiderte Anselm. »Also sind sie wieder dran. Aber jetzt, wo Heloise keinen Makel mehr an mir finden kann, werde ich mich ankleiden und dich in der Halle treffen.«
»Ich habe gehört, dass du Gefangene mitgebracht hast?«
»Stimmt. Insgesamt sieben.«
»Man sagt, einer davon sei ein schmächtiger Mann mit langem schwarzem Haar. Du hast genug männliche Sklaven. Warum hast du ihn mitgebracht?«
Anselm kicherte. »Der, von dem du sprichst, ist auch eine Frau. In Wahrheit ist es sogar das Mädchen, das sie mit deinem Bruder vermählen wollten.«
»Was? Die Lady Brenna? Ich will sie sehen.«
»Sie hat mehr Mut, als ich je bei einer Frau gesehen habe. Sie hat mit dem Schwert gegen uns gekämpft und Thorne verwundet. Es war ein großartiges Schauspiel.«
»Ich will sie haben.«
»Was?«
»Ich habe gesagt, dass ich sie haben wil l erwiderte Hugh. »Garrick hasst Frauen, und du hast Heloise. Meine Frau ist so furchtsam wie meine Sklaven. Ich will eine Frau mit Mut.«
»Du hast sie noch nicht gesehen, Hugh«, bemerkte Anselm. »Diese kleine Schönheit ist mutiger, als es dir behagen würde. Sie ist äußerst feindselig und von bitterem Haß erfüllt.«
»Ihre Stärke kann man brechen«, sagte Hugh, und seine Augen blitzten vor Vorfreude auf. »Ich will sie trotzdem.«
»Man braucht sie nicht zu brechen«, sagte Anselm grob. »Es ist mein Wunsch, sie Garrick zu geben. Sie ist genau das, was er braucht, um seine Bitterkeit zu vergessen.« Er sagte nicht dazu, dass sie noch jungfräulich war, denn dann hätte Hugh sie gewiss gewollt, und als Erstgeborener hatte er das Recht auf sie. »Eine Dirne mit feuerroten Haaren und Temperament ist auch dabei, und sie gefällt dir sicher besser. Sie ist rundlicher, so, wie du es magst, und sie ist umgänglicher.«
»Und wenn ich mir doch die Lady Brenna aussuche?«
»Ich würde es gern sehen, wenn du das nicht tätest, Hugh«, warnte Anselm ihn.
»Das werden wir ja sehen«, erwiderte Hugh nichtssagend, während sie das Badehaus verließen.
Die Tür flog auf. Staub wirbelte hoch und trieb sachte in dem Sonnenstrahl, der auf den Erdboden des kleinen Hauses fiel. Als die Gefangenen in den Hof geführt wurden, blendete sie die Sonne. Sie wurden zum Haupthaus geleitet und
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