Wildes Liebesglück
Hugh: »Dein Bruder scheint große Sorgen zu haben.«
»Ich wünschte, ich hätte seine Sorgen«, sagte Hugh grinsend, aber Anselm konnte der Situation nichts Komisches abgewinnen.
Cordella ging sofort an die Tür, als es heftig klopfte, damit die anderen Frauen nicht wach wurden. Sie nahm an, Hugh sei an der Tür, denn sie erwartete ihn. Seit ein paar Tagen hatte er sie nicht mehr besucht. Die wuss te, dass der Wikinger Widerstand von ihr erwartete, und sie spielte ihre neue Rolle mit Leichtigkeit. Sie konnte es sich nicht leisten, dass er sein Interesse an ihr verlor, da ihre Pläne sonst nicht zum Ziel kämen.
Hugh Haardrad muss te sich für den Vater des Kindes, das sie in sich zu tragen glaubte, halten. Sie würde ihm einen Sohn gebären und somit ihre eigene Zukunft sichern. Man hielt Hughs schwächliche Frau für unfruchtbar. Das wuss te Cordella von Heloise, die ihr auch gesagt hatte, dass er noch keine Bastarde hatte. Vielleicht würde diese Täuschung ihr eines Tages sogar zu einer Heirat verhelfen. Sie wuss te genau, dass das Kind nicht von Hugh sein konnte, aber sie würde das Gegenteil beeiden, und seine eigene Mutter würde das bestätigen, denn Cordella hatte sich aus purer Berechnung bitterlich bei der älteren Frau beklagt, dass die Krämpfe ihrer Regel die Seereise noch viel schlimmer für sie gestaltet hatten. Sie hatte in weiser Voraussicht gehandelt. Ihr zumindest würde es hier nicht allzu schlecht ergehen.
Sie war sorgsam bedacht, eher desinteressiert zu schauen, als sie die Tür öffnete. Aber es war nicht Hugh, der in der Kälte stand, sondern sein Bruder Garrick. Sie hatte ihn gelegentlich gesehen, wenn er seinen Vater besucht hatte, und sie war hingerissen von seiner Stattlichkeit. Er war wesentlich beeindruckender als Hugh. Aber Hugh würde eines Tages das Oberhaupt des Klans sein und Macht und Reichtum besitzen; deshalb zog sie ihn vor.
»Ihr seid Brennas Schwester?« fragte Garrick. Als sie nickte, fuhr er mürrisch fort: »Dann möchte ich mit Euch reden, Frau. Kommt Ihr mit?«
Cordella zitterte, als der kühle Wind ihren grobleinenen Rock bauschte. »Ich hole mir einen Umhang.«
»Nein«, erwiderte er. Er schüttelte seinen schweren Pelz ab und legte ihn um ihre Schultern. Ach bin ungeduldig.«
Sie biss sich auf die Lippen, als sie sich von dem Haus entfernten. Sie fürchtete ein wenig, dieser große Wikinger könnte sie begehren und von den anderen fortholen, um sich an ihr zu vergnügen. Dieses Erlebnis wäre zwar ganz nach ihrem Geschmack gewesen, aber es ließ sich nicht mit ihren Plänen vereinbaren. Seit ihrer Ankunft in diesem Land hatte niemand außer Hugh mit ihr geschlafen, der sie für sich allein beanspruchte.
»Ich habe ein Problem, Frau«, sagte Garrick, während sie langsam durch die Ansiedlung spazierten. »Helft mir, wenn Ihr könnt.« Er unterbreitete ihr Brennas Einstellungen und ihre Weigerung, ihm zu dienen bis hin zu der Auseinandersetzung des heutigen Morgens. »Ich will wissen, wie stur sie ist. Ist ihr das Leben so wenig wert?«
Cordella hätte am liebsten gelacht, aber sie wagte es nicht. Brenna verhielt sich also ganz so, wie es zu erwarten gewesen war. Der Wikinger zeigte besorgtes Interesse, und das hatte Brenna gewiss nicht verdient. Vielleicht gab ihr das die Möglichkeit, ihre Rache noch weiter auszudehnen, dachte Cordella voller Bosheit.
»Das ist typisch für Brenna«, antwortete Cordella. »Aber ihr Leben würde sie nie aufs Spiel setzen«, fügte sie fest hinzu.
»Und doch hat sie gegen meinen Vater gekämpft, als er ihr Gut angegriffen hat. Dabei hat sie ihr Leben riskiert.«
»Brenna hat keine Sekunde geglaubt, dass ihr ein Leid geschehen könnte«, erklärte Cordella. »Sie hat angenommen, dass ihr Wikinger keine Frauen tötet. Was Brennas Sturheit betrifft, so ist das nur ein Kniff, um zu sehen, wie weit sie gehen kann. Sie empfindet niedere Arbeiten als unter ihrer Würde. In Wahrheit ist sie nur faul und freut sich, wenn sie keine Finger krümmen muss . Ihr Leben lang hat sie Dienstboten gehabt, die alles für sie tun muss ten.«
»Sie hat in meinem Stall gearbeitet«, widersprach Garrick. »Sie sagt, sie will nur keine Weiberarbeit verrichten.«
»Habt Ihr sie arbeiten gesehen?« fragte Cordella. »Oder hat sie jemanden beschwatzt, es für sie zu tun? Das war zu Hause genauso. Brenna wollte immerzu von allen bedient werden, sogar von ihrer Familie, während sie sich den ganzen Tag lang mit den Männern aus dem Dorf
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