Wildes Lied der Liebe
Schaukelstühle setzte und auf das verglimmende Feuer blickte.
»Wann soll dein Baby kommen?«, fragte sie nach einer Weile. Es hatte lange gedauert, bis ihr ein unverfängliches Gesprächsthema eingefallen war.
Bridget klapperte viel versprechend mit dem Teekessel. »Im Juni«, antwortete sie mit unverkennbarer Freude in der Stimme. »Ich hoffe, dass es ein Mädchen wird, aber Trace meint, wir könnten schon noch einige Söhne gebrauchen, damit unsere Töchter eines Tages von ihren großen Brüdern beschützt werden.«
Neid plagte Christy, so sehr sie auch dagegen ankämpfte, jedoch nicht weil Bridget verheiratet war und ihr zweites Kind erwartete. Auch sie, Christy, würde mit Sicherheit schnell einen Ehemann finden, vor allem in einer Gegend wie dieser, in der Frauen eine Seltenheit waren. Und sie würde ebenfalls Kinder bekommen, wenn die Zeit dafür reif war. Doch es war nicht zu übersehen, dass Bridget und Trace aus Liebe, ja sogar aus Leidenschaft, geheiratet hatten, und ein so glückliches Geschick durfte Christy für sich selbst nicht erwarten. Nein, um Megans und ihrer selbst willen hatte sich Christy McQuarry entschlossen, aus viel praktischeren Erwägungen den Bund fürs Leben zu schließen.
Sie richtete sich ein wenig auf. »Dies ist ein schönes Haus, Bridget«, erklärte sie. »Du hast viel erreicht.«
»Trace gebührt die Ehre«, erwiderte Bridget leichthin und streckte sich, um eine Teekanne vom obersten Regal zu holen. »Er hat das Haus eigenhändig gebaut. Und die Scheune auch.«
Christy legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die massiven Dachbalken. Eines Tages, dachte sie, wird diese Farm für Bridgets Kinder und Enkel ebenso viel bedeuten, wie der Besitz in Virginia für et li che Generationen der McQuarrys bedeutet hat. Welches Erbe werde ich wohl meinen Nachkommen hinterlassen?
»Zucker?«, erkundigte sich Bridget. »Milch?« Es dauerte einen Augenblick, bis Christy bemerkte, dass ihre Cousine sie fragte, wie sie ihren Tee trank.
»Nur Milch, bitte«, antwortete sie und betrachtete Bridget, als diese sich in dem anderen Schaukelstuhl niederließ. Leise klirrte der Löffel in der Tasse, als Bridget Zucker in ihren Tee rührte. Sie presste die Lippen zusammen, schien etwas sagen zu wollen, sich dann aber anders zu besinnen.
»Du hast meinen Brief erhalten?«, fragte Christy aufs Geratewohl. »In dem ich dir anbot, Megans und meinen Anteil am Besitz zu kaufen?« Sie trank einen Schluck, um Zeit zu gewinnen. »Es war ein Fehler, dieses Angebot zu machen, doch ich war verzweifelt. Es tut mir Leid ...«
Bridget nickte. »Ich verstehe«, entgegnete sie. »Trotzdem bin ich bereit, einen guten Preis dafür zu bezahlen, falls du das Land noch immer verkaufen möchtest.«
Christy stellte die Tasse auf dem kleinen Tisch ab, der zwischen den Schaukelstühlen stand. Es ärgerte sie, dass Bridget nicht nur Trace, Noah und das ungeborene Baby hatte, sondern auch noch ein so schönes Haus besaß. Während sie sprach, war ihr bereits bewusst, dass sie ungerecht gegen ihre Cousine war, konnte sich jedoch nicht zurückhalten. Sobald es um Bridget ging, schienen die Dinge überaus schwierig und verworren zu sein. »Genügen dir denn die zwölfhundertfünfzig Morgen nicht, die du bereits besitzt?«
Bridget richtete sich auf. In ihren blauen Augen funkelte Zorn. »Es geht nicht darum, was mir genügt«, erwiderte sie. »Ferner gehört Trace und mir nur die Hälfte des Besitzes, da Skye die andere Hälfte geerbt hat. Ich nahm lediglich an, dass du ...«
»Ich sagte doch, dass ich meine Meinung geändert habe!« Heftig schob Christy den Stuhl zurück und stand auf.
Als flehte sie innerlich um Geduld, schloss Bridget kurz die Augen. »Christy, bitte, hör mich doch an.«
Die Cousine begann, vor dem riesigen Kamin auf und ab zu gehen, die Arme fest um ihren Körper geschlungen. »Du sollst es besser gleich erfahren. Ich will das Land - meinen Anteil daran jedenfalls - als Mitgift verwenden.«
Vor Erstaunen blieb Bridget förmlich der Mund offen stehen. »Als Mitgift?«
»Ja«, antwortete Christy. »Selbst wohlhabende Männer erwarten eine solche von ihrer Braut. Offenbar scheinen sie Grundbesitz in diesen unsicheren Zeiten dabei sogar lieber zu sehen als Gold oder Papiergeld.« Sie blieb stehen und begegnete Bridgets verblüfftem Blick. »Ich habe die Absicht, einen reichen Mann zu heiraten, um Megans und meine Zukunft zu sichern.« Sie warf ihrer Cousine die Worte gleichsam als Fehdehandschuh
Weitere Kostenlose Bücher