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Wildhexe 1 - Die Feuerprobe

Wildhexe 1 - Die Feuerprobe

Titel: Wildhexe 1 - Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lene Kaaberbol
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Wildgesänge für mich gesungen und meinen Hals, das Knie und auch meine Handgelenke gestreichelt, aber es war noch immer alles dick und schmerzhaft. Und sogar innerlich fühlte ich mich wund und geschwollen, als hätte ich mir in meinem Kopf etwas gezerrt, als ich Chimära mein HAUAB entgegengebrüllt hatte. Ich konnte gut noch eine Portion Tanten-Magie gebrauchen. Und außerdem gab es so viel, das ich sie gerne gefragt hätte.
    Zum Beispiel, was es mit diesem schweren schwarzen Körper auf sich hatte, der sich an mein Bein gekuschelt auf dem Sofa ausstreckte und seinen breiten Kopf auf meinen Schoß gelegt hatte. Mir , schnurrte er in regelmäßigen Abständen, obwohl er unübersehbar schlief und nicht nur döste. Mir, mir, mir. Dabei schlug seine Schwanzspitze träge und zufrieden von einer Seite zur anderen. Ich wusste nicht so richtig, was ich davon halten sollte. Tante Isa sagte, dass der Kater mir wahrscheinlich das Leben gerettet hatte, indem er bei mir geblieben und für mich weiter gerufen hatte, wie ein großer, pelziger Notrufsender. Aber er war trotzdem noch derselbe Kater, der mich gekratzt, mein Blut abgeleckt und mich mit der Katzenkratzkrankheit angesteckt hatte. Wie hing das alles zusammen? Das hätte ich Tante Isa gerne gefragt.
    Aber es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass die vielen fremden Hexen schon wieder gehen wollten. Im Gegenteil. Sie fingen gerade erst an mit ihrem Hexentreffen. Und das Hauptthema auf der Tagesordnung war – ich. Ich und Chimära.
    »Vielleicht könnte Fräulein Clara so freundlich sein und uns erzählen, was sich zugetragen hat«, sagte der Vollbart, der vielleicht Herr Malkin hieß. Und dann schauten mich natürlich alle an – Menschen und Tiere. Ich lief rot an und beugte mich über meine Teetasse, um mir nicht anmerken zu lassen, wie peinlich mir das war.
    »Ich habe die Tür abgeschlossen, so wie Tante Isa es mir gesagt hatte«, begann ich, ohne die anderen anzusehen. »Aber dann hat es drüben vor dem Stall plötzlich gebrannt …«
    Ich erzählte ihnen von dem Feuerholz, das vor der Stalltür aufgeschichtet worden war, und wie Stjerne dahinter geschrien hatte. Selbst jetzt, wo ich wusste, dass Chimära sich das alles ausgedacht hatte, um mich aus dem Haus zu locken, wusste ich immer noch nicht, was ich hätte anders machen sollen. Ich hätte doch nicht einfach zulassen können, dass sie den Stall mit Stjerne und all den Ziegen niederbrannte … Schon bei dem Gedanken schossen mir Tränen in die Augen.
    »Natürlich nicht«, sagte Frau Pomeranze, die neben mir auf dem Sofa saß. »Du bist ein gutes und mutiges Mädchen, Clara, und du hast getan, was du tun musstest.« Sie streichelte mir tröstend über den Arm, und eine Wolke von Pfefferminzpastillen-Duft breitete sich um sie herum aus. Es half tatsächlich. Sie hatte mich mutig genannt. Das war mir vorher noch nie passiert. Der Kloß in meinem Hals schrumpfte ein wenig, und nach ein paar tiefen Atemzügen konnte ich weiterreden, ohne loszuweinen.
    »Sie saß oben auf dem Dach«, sagte ich. »Ich habe sie nicht gleich gesehen, aber genau da war sie. Und dann … dann ist sie mir direkt auf den Kopf geflogen.«
    Herr Malkin hob eine Augenbraue.
    »Ich dachte eigentlich, diese Flügel würden in erster Linie als Verzierung dienen«, sagte er. »Kann sie, rein physikalisch gesehen, damit fliegen?«
    Meister Millaconda schüttelte den Kopf.
    »Eigentlich nicht. Wenn die Flügel ihr Körpergewicht wirklich tragen sollten, müsste ihre Spannweite vier- bis fünfmal größer sein. Ein gewisses Schweben wäre allerdings wahrscheinlich möglich.«
    Ich schaute unsicher von einem zum anderen.
    »Aber sie ist geflogen«, sagte ich. »Vom Dach herunter und auf … auf mich zu. Ich … ich bin hingefallen. Dann hat sie meine Hände gefesselt und einen Ring um meinen Hals gelegt, sodass ich mich nicht mehr wehren konnte. Und sie … hat irgendetwas mit Tumpe gemacht.«
    Tante Isa nickte.
    »Sie hat ihn verhext«, sagte sie. »Sie hat seinen Lebensstrang verdreht. Als ich nach Hause kam, war er immer noch bewusstlos. Ohne Hilfe hätte er es vermutlich nicht geschafft.« Tumpes Schwanz klopfte schwach auf den Boden. Entweder wusste er, dass wir von ihm gesprochen hatten, oder er freute sich einfach, Tante Isas Stimme zu hören.
    »Was bedeutet das?«, fragte ich. »Das mit dem Lebensstrang ?«
    »Alle lebenden Wesen tragen etwas in sich, das wir den Lebensstrang nennen«, erklärte Frau Pomeranze. »Aus ihm kommt unsere

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