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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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glaubst, sie tut sich bloß schwer mit uns.“
    „Mit uns? Mit allen!“
    „Sie hat den Umzug nicht gut bewältigt.“
    „Sie hatte zwei Jahre Zeit, sich einzugewöhnen.“
    „Ich glaube, sie hat irgendwas Schlimmes hinter sich, und ich würde mich freuen, wenn wir ihr das Angebot machen. Was meint ihr, Jenny, Jan?“
    „Unbedingt“, pflichtete Jan bei und Jenny stimmte ein: „Jeder hat eine Chance verdient.“
    „Das finde ich auch! Jedem seine Chance!“, rief Laura. „Wir laden die ganze Stufe ein.“ Sie kicherte allein, brach ab und verdrehte die Augen „Von mir aus, fragt sie. Sie lässt euch eh abblitzen.“
    Auf dem Weg zum Schloss überlegten sie, durcheinander und immer aufgekratzter, wie schnell sie an Tickets gelangen könnten, was für eine Hütte zu ihnen passen würde, ob sie an die Küste oder ins Landesinnere sollten und wie weit nördlich Alaska überhaupt lag. Bevor sie die Prunktreppe hinaufstiegen, schwor Michael sie darauf ein, nichts von ihren Plänen zu verraten.
    Anna war leicht zu finden. Vor den hohen Fensterbögen am Rand der Tanzfläche führte sie ihr eigensinniges Ballett auf. Sie drehte sich auf den Fußspitzen, ließ ihren schwarzgelockten Kopf nach hinten fallen, stieß mit einem Fuß nach oben, lief in schnellen Schritten zwei Bögen weiter, erstarrte in ihrer Bewegung, während ein betrunkener Tänzer vor ihr zur Wand torkelte, und floss in die nächste Drehung.
    Michael ging auf sie zu und bot ihr die Arme zum Tanz. Sie flog so unvermittelt hinein, dass er sie nicht aufzufangen vermochte. Ein verächtlicher Blick, schon hatte sie sich entfernt und beachtete ihn nicht mehr. Jan schmunzelte.
    Michael kam zu ihm zurück. „Geh du zu ihr. Mir nimmt sie übel, dass ich vorhin auf der Bühne stand.“
    Wie sollte er –
    „Na geh schon, sie beißt nicht.“
    „Gleich“, schrie Jan gegen die Elektro-Klänge an.
    Michael schob ihn nach vorne – und Anna kam auf ihn zu. Sollte er anfangen, sich zur Musik zu bewegen, oder einfach stehen bleiben? Wollte sie zu ihm oder war er ihr im Weg? Würde sie ihn ansprechen oder an ihm vorbeigleiten?
    Jetzt fixierte sie ihn mit ihren blassgrünen Augen, verlangsamte, näherte sich unmerklich, wie eine Wildkatze, die ihre Beute nicht erschrecken will. Er hatte oft davon geträumt, ihr nahezukommen. Nun wollte er davonstürzen.
    Endlich hielt sie inne, ihr Gesicht direkt vor seinem. Warum sagte sie nichts? Natürlich, er war zu ihr gekommen, in ihr Revier eingedrungen, es lag an ihm, sich zu rechtfertigen.
    Sein „Hallo“ registrierte sie mit einem Augenschlag. Wozu sollte er überhaupt mit ihr sprechen? Er könnte sich ein Jahr mit ihr in einem Iglu in der Arktis einschneien lassen und sie würde sich nicht für ihn interessieren.
    „Wie du tanzt“, schrie er und holte neuen Atem, „das ist großartig.“
    Sie hob nur die Augenbrauen und wartete. Offensichtlich war er nicht zu ihr gekommen, um ihr das mitzuteilen. Blickte sie dennoch ein wenig freundlicher?
    „Ich ... ich wollte dich fragen ...“
    Sie brachte ihr Gesicht neben seines. „Komm mit.“
    Er folgte ihr, verlor im Gedränge den Anschluss, holte sie kurz vor dem Ausgang wieder ein. Sie ging an den Rauchern vorbei und blieb erst unten auf dem Rasen stehen.
    Schon hatte Michael sich zu ihnen gesellt. „Das müssen wir noch mal üben, ich würde dich zu gerne auffangen.“
    Anna schaute ihn ernst an. „Übung ist entscheidend. Fang mit hundert Liegestützen an.“
    „Dann habe ich keine Kraft mehr für dich.“
    „Die hast du jetzt auch nicht.“
    „Hör zu, Anna, wir wollten mit dir reden.“
    „Ich will mit Jan reden.“
    Michael lächelte, doch Jan kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er seine Frustration überspielte. Michael zeigte ständig Gefühle, doch selten, was er wirklich fühlte. „Dann lasse ich euch beide besser alleine.“
    Anna hatte ihren Blick schon auf Jan gerichtet. „Worum geht es bei euch?“
    „Eine Reise nach Alaska.“
    Für einen Moment schaute sie überrascht. Dann prustete sie los: „Ihr wollt nach Alaska und mich mitnehmen?“
    „Ja.“
    „Wer alles?“
    „Jenny, Laura, Michael, Greg und ich.“
    „Wessen Idee war das?“
    „Michaels.“
    „Ich meine, mich mitzunehmen.“
    Jan spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. „Alle waren dafür.“
    Sie schaute ihm ausdruckslos in die Augen.
    „Ich würde mich freuen“, fügte er hinzu.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Warum nicht?“
    „Weil ich im September Aufnahmeprüfungen für

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