Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie
Tat nicht begangen haben.
Ein Polizeibeamter warf einen Blick in seine Zelle und ging weiter. Jan drehte sich zur Wand und breitete die Decke über sich aus.
War es nicht höchst seltsam, dass all das ausgerechnet Anna und ihm widerfuhr?
Dass sie zweimal in Olivers tödliche Machenschaften in Alaska verwickelt worden waren, war kein Zufall gewesen, sondern Teil eines ausgeklügelten Plans. Aber das war vorbei. Die Wahrscheinlichkeit, dass Anna und er danach noch einmal mit einem Mordfall in Berührung kämen, ging nach den Gesetzen der Statistik gegen null. So wie zweimal vom Blitz getroffen zu werden.
Es musste also mit Alaska zusammenhängen. Irgendjemand hatte sie bis nach Berlin verfolgt. Doch da war niemand mehr, der an ihnen Rache üben könnte. Albert, Oliver und Logann waren tot, ihre Leichen aus den Trümmern des zerstörten Hauses geborgen und identifiziert worden. Wilken war ein harmloser Opportunist und saß zudem im Gefängnis. Nur was aus Ralph geworden war, hatte das FBI nicht herausgefunden.
Jan schlief ein.
Ein Betrunkener weckte ihn mit seinem Gegröle im Gang.
Jan hatte das Gefühl, gerade erst wieder zurück in den Schlaf gefunden zu haben, als ihn jemand berührte. Er riss die Augen auf, hoch über ihm schwebte ein Totenkopf.
„ Wozu brauchen Sie Luminal?“, fragte ihn der Kommissar barsch.
„ Was?“
„ Luminal, das Antiepileptikum!“
„ Ich habe nie ein Antiepileptikum genommen.“
„ Haben Sie es jemand verabreicht? Oder hatten Sie vor, es jemandem zu verabreichen?“
„ Wovon reden Sie?“ Jan setzte sich auf.
„ Wir haben die leere Packung in der Wohnung gefunden und die Verpackungsbeilage in Ihrer Hosentasche. Wo sind die Tabletten? Was wollten Sie damit?“
„ Das sind –“ Jan wollte erklären, dass die Tabletten Anna gehörten, besann sich aber eines Besseren. „Ich sage nichts ohne meine Anwältin.“ Die Polizei musste viel früher darauf gestoßen sein. Warum wurde er jetzt geweckt, um darüber Auskunft zu geben?
Der Kommissar ging hinaus, die Tür ließ er offen. Ein Polizist erschien und sagte: „Sie sind frei. Der Staatsanwalt ist zu dem Ergebnis gelangt, dass die Beweislage nicht ausreicht, um die vorläufige Festnahme aufrechtzuerhalten.“
„ Was ist mit Anna?“
„ Frau Herrera ist ebenfalls freigelassen.“
Sie waren frei! Gestern war etwas Schreckliches geschehen – und etwas Wunderbares: Anna und er hatten sich wiedergefunden. Sie war bereit, sich wirklich auf ihn einzulassen. Nun würde sie nichts mehr trennen!
4. Kapitel
Anna räkelte sich im Halbschlaf. Er gab ihr einen Kuss und sie erwiderte ihn.
Gestern hatte zu viel zwischen ihnen gestanden – ihr Streit, die Nachricht von Rainers Unfall, sein Verdacht, dass Anna darin verwickelt gewesen sein könnte –, doch nun hatten sich die Dinge geklärt und Jan wollte anknüpfen, wo sie die Polizei unterbrochen hatte.
Als er seine Hände unter ihren Pyjama gleiten ließ, versteifte sie sich und erklärte, sie müsse auf Toilette, und als sie endlich zurückkam, holte sie sich Kleidung aus dem Schrank und ignorierte Jans Flehen, sie möge ihn nicht im Bett allein lassen.
Damit hatte er nicht gerechnet – obwohl er nach all seinen Erfahrungen mit Anna davon hätte ausgehen können. Ihre kurze Aussprache am Vorabend hatte offensichtlich nicht alle Probleme gelöst.
Verärgert zog auch er sich an und folgte ihr in die Küche. Sie war dabei, Obst aufzuschneiden, als könnte sie ihn mit dieser Geste entschädigen.
„ Lass das!“, sagte er schroff.
„ Du magst heute keine Birnen?“
„ Ich will etwas Anderes, verdammt!“
„ Die Birnen sind schön süß.“ Sie blickte lächelnd auf und schnitt dabei weiter. Jan begriff nicht, wieso sie immer das schärfste Messer nehmen musste, für das Obst brauchte sie das nun wirklich nicht, eines Tages würde sie sich damit einen Finger abschneiden. Ihm war die schmale, lange Klinge suspekt.
„ Leg das Messer weg und hör mir zu!“
Sie wusch sich die Hände, trocknete sie gründlich ab und schaute ihn unbeteiligt an.
„ Weshalb bist du ... Nein, ich muss das anders angehen. Wenn ich dich frage, warum du eben aufgestanden bist, gibst du mir irgendeine beliebige Erklärung. Du kannst von mir aus jede einzelne Entscheidung rechtfertigen, aber nicht die letzten neun Monate zusammengenommen. Erspar mir das Aufzählen, du weißt, wovon ich rede.“
Sie senkte den Kopf und flüsterte: „Du willst, dass wir ...“
„ ... miteinander
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