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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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schwerwiegend und könnte seine Sehfähigkeit beeinträchtigen – falls er die Augen je wieder aufmacht.“ Der Kommissar hob eine Hand, als wolle er zuschlagen. „Zum Glück wissen das die meisten Menschen nicht, aber ein einziger Schlag kann eine derartige Verletzung herbeiführen. Das Opfer wird wehrlos, auch vor Schmerz.“
    Jan lehnte sich ein wenig zur Seite, weg von dieser bedrohlichen Hand. „Ich würde so etwas nie tun.“
    „ Im Affekt verhalten sich Menschen untypisch. Und anschließend ist das Erinnerungsvermögen häufig beeinträchtigt. Denken Sie genau nach. Wo waren Sie, nachdem Sie das Wohnheim verlassen haben?“
    „ Ich bin allein herumgelaufen.“
    „ Welchen Weg haben Sie genommen?“
    Jan schwieg betreten.
    „ Sie brauchen sich nicht an jedes Detail zu erinnern, der ungefähre Verlauf reicht.“
    „ Ich weiß es nicht.“
    Der Kommissar nickte. „Was ist das Erste, woran Sie sich wieder erinnern können?“
    „ Der Hügel im Volkspark Friedrichshain.“
    „ In welchem Zustand befanden Sie sich?“
    „ Ich weiß nicht genau, ich war ziemlich durcheinander, ich hatte mir die ganze Zeit Gedanken gemacht, über Anna und Rainer und was ich tun sollte.“
    „ Um wie viel Uhr war das?“
    „ Keine Ahnung, ich habe nicht nachgeschaut, ich bin sofort nach Hause gerannt.“ Die Fragen kamen so schnell, dass Jan Mühe hatte, mit den Antworten zu folgen. „Es muss so gegen –“
    „ Hatten Sie Blut an den Händen? Irgendwelche Schmerzen? Irgendetwas Auffälliges an Körper oder Kleidung?“
    „ Nein, ich glaube nicht.“
    „ Denken Sie nach!“
    „ Nein, nichts.“
    „ Haben Sie mit jemandem gesprochen? Hat Sie jemand gesehen?“
    „ Auf dem Hügel waren etliche Jugendliche. Vielleicht kann sich einer an mich erinnern.“
    „ Was haben Sie zu Hause getan, ehe Chris anrief?“
    Chris hatte ausgesagt! Das erschreckte Jan und brach den Bann. Er wurde sich bewusst, welches Risiko er einging, indem er die Fragen des Kommissars beantwortete. Vielleicht war die Lage misslicher als eben noch gedacht. Er musste mit einem Anwalt sprechen! Anna hatte dieses Recht längst eingefordert.
    Der Kommissar lächelte dünn. „Ich bekomme keine Antwort?“
    Immerhin wusste der Kommissar nicht, dass Jan gerade in die Wohnung gekommen war, als Chris angerufen hatte. Dabei hatte Jan ihr das gleich am Anfang des Telefonats ausdrücklich gesagt und dabei um Atem gerungen. Chris hatte demnach das Gespräch erwähnt, auf das die Techniker der Polizei ohnehin stoßen würden, nicht jedoch den gesamten Inhalt. Jan schimpfte auf sich, dass er sich nicht so clever verhalten hatte. Am Anfang hatte er geschwiegen oder Gegenfragen gestellt, aber irgendwie hatte der Kommissar ihn in ein Gespräch verwickelt.
    Der Polizeiwagen bog zweimal links ab und fuhr gleich darauf in den Hof eines wuchtigen Backsteinbaus. Anscheinend waren sie in der Nähe ihres Ziels herumgefahren, bis der Kommissar sein geschickt eingefädeltes Verhör beendet hatte. Der zweite Wagen, in dem Anna gesessen hatte, war bereits abgestellt.
    Fahrer und Beifahrer stiegen aus, der Kommissar sagte rasch: „Ein bisschen Haut von Ihnen wird unter Rainers Fingernägeln kleben, und wenn nicht, findet sich ein anderer Beweis. Seien Sie kooperativ und das Gericht wird Sie nachsichtig –“
    Die Wagentür neben Jan wurde geöffnet und er verstummte.
    Jan wurde in das Gebäude gebracht. Sie gingen an einem Pförtner vorbei, einen langen Flur hinunter und in ein kahles Zimmer, in dem lediglich eine Liege stand. Jan verlangte, dass ein Strafverteidiger hinzugezogen würde. Der Kommissar antwortete, man habe sich darum bereits gekümmert, und wies ihn an, sich auszuziehen. Als Jan sich weigerte, drohte ihm der Kommissar, Zwangsmittel anzuwenden. Sämtliche Kleidung müsse für die Beweiserhebung gesichert werden. Er nannte einen Paragraphen und Jan fügte sich. Einer der Polizisten steckte jedes Kleidungsstück in einen separaten Plastikbeutel und verließ das Zimmer, gleichzeitig kam ein junger Mann mit Brille herein. Er stellte sich als Rechtsmediziner vor und untersuchte Jan auf Verletzungen, nahm Speichel- und Blutproben und kratzte den Dreck unter Jans Fingernägeln hervor.
    Der Rechtsmediziner und der Kommissar ließen Jan mit einem Polizisten zurück. Der gab ihm dunkelblaue Einheitskleidung und nahm die Abdrücke seiner Finger und Hände. Jan ließ auch das möglichst unbeteiligt über sich ergehen. Die Nacktheit vor den Uniformierten hatte ihn

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