Wildrosengeheimnisse
und möchte nur noch in mein gemütliches Bett. Zu Hause erwartet mich eine Überraschung: Leise Musik erklingt aus dem Wohnzimmer und ich sehe ungefähr eine Million Teelichter brennen.
»Christian.«
Warum taucht der Kerl immer so überraschend auf? Kann er nicht einmal vorher anrufen? Ich weiß nicht, ob mein Herz vor Wut oder Freude darüber, dass er da ist, so laut klopft.
»Du kommst spät, aber dafür siehst du absolut hinreißend aus, wenn ich das mal so sagen darf«, lächelt Christian und zieht mich in seine Arme.
»Entschuldigung, dass ich nicht früher nach Hause kommen konnte. Heute war Ninis Abiball«, fauche ich vorwurfsvoll.
Wenn er sich mehr um mich kümmern würde, wüsste er das.
»Ach. Was du nicht sagst«, grinst er mich an.
In dieses unverschämte Grinsen habe ich mich schon bei unserer ersten Begegnung verliebt.
»Könnte es vielleicht sein, dass ich deshalb den weiten Weg hierhergefahren bin, um diesen wundervollen Moment mit euch beiden Hübschen zu teilen?« Und mit diesen Worten zieht er ein kleines türkisfarbenes Päckchen hinter seinem Rücken hervor, unverkennbar von Tiffany’s. »Es sollte eine Überraschung werden. Aber ich kam wie üblich zu spät in Stuttgart los und dann war auch noch Stau auf der Autobahn. Als ich ankam, wart ihr schon im Kursaal und alle schon drin. Ich wollte nicht hereinplatzen und die Veranstaltung stören, also beschloss ich, hier auf euch zu warten. Aber natürlich bin ich nicht nur deshalb gekommen.« Christian zaubert noch ein weiteres kleines türkisfarbenes Päckchen hinter seinem Rücken hervor. »Sondern, um etwas mit dir zu klären und mich bei dir zu entschuldigen.« So leicht lasse ich mich aber nicht wieder einfangen.
»Da bin ich mal gespannt. Du teilst mir per SMS mit, dass du nicht zur Hochzeit meiner Mutter, die mir zufälligerweise sehr viel bedeutet, kommen kannst, weil es deiner Exfrau nicht gut geht, und erwartest dafür allen Ernstes Verständnis? Was bedeute ich dir eigentlich?«
Wütend schleudere ich meine Pumps von den Füßen. Die können zwar nichts dafür, aber haben mir schon den ganzen Abend wehgetan.
»Sehr viel, Maja. Mehr, als du wahrscheinlich ahnst.« Er zieht mich an sich. »Mach doch mal das Päckchen auf.«
Als ob ich mich von Schmuck beeindrucken lasse. Andererseits, so ein Tiffany-Päckchen habe ich noch nie von jemandem bekommen. Ehrlich gesagt, habe ich sogar noch nicht einmal eins aus der Nähe gesehen. Neugierig, wie ich nun einmal bin, löse ich die weiße Schleife und öffne den kleinen türkisfarbenen Karton.
Darin liegt das schönste Armband, das ich je gesehen habe. Lauter kleine silberne Kugeln, an denen ein silbernes Herz befestigt ist, auf welchem in altmodischer Schrift geschrieben steht: ›I love you forever‹. Obwohl mein Herz angesichts dieser Botschaft noch stärker klopft, bin ich noch nicht bereit, wieder einzulenken.
»Der Satz ist wahr«, beteuert Christian und sieht mich liebevoll an.
»Soso, und trotzdem verbringst du lieber Zeit mit deiner Exfrau als mit mir?«
»Maja, ich glaube, ich muss dir das in Ruhe erklären.« Christian zieht mich auf das Sofa hinunter und legt den Arm um mich.
»Ich habe dir doch von Daniela erzählt. Sie ist unglaublich tüchtig und sehr erfolgsorientiert, aber in letzter Zeit fiel mir auf, dass ihr ein Fehler nach dem anderen passierte. Sie erschien komplett unvorbereitet zu Terminen oder vergaß sie sogar ganz. Klienten beschwerten sich bei mir, weil sie offenbar wichtige Unterlagen verbummelte, so dass sie keine Einreisegenehmigung bekamen oder Prozesse verloren. Ich beschloss, sie ein wenig zu beobachten, und stellte fest, dass sie offenbar ein nicht unerhebliches Problem mit Tabletten hatte. Die ganze Zeit schon hatte sie, um den Stress auszuhalten, irgendwelches aufputschendes Zeug genommen. Als unsere Ehe in die Brüche ging und der Typ, wegen dem sie mich verlassen hatte, sie anschließend im Stich ließ, kamen noch Beruhigungs- und Schlaftabletten hinzu. Ihr ganzes Leben war aus der Spur geraten. Da musste ich mich doch um sie kümmern.«
»Ich wiederhole das jetzt mal: Sie hat dich wegen eines anderen Mannes verlassen und als der sie nicht mehr wollte und sie deswegen anfing, sich Tabletten einzuwerfen, fühltest du dich für sie verantwortlich? Sehe ich das richtig?«
Christian sieht mich irritiert an.
»Ja, irgendwie schon. Am Tag vor der Hochzeit deiner Mutter, als ich meine Sachen gepackt hatte und auf das Taxi wartete, das mich zum
Weitere Kostenlose Bücher