Wildrosengeheimnisse
ist.
Und dann ist da noch diese Sache mit der verschwundenen Isabella.
Welche Rolle spielt er dabei und was bedeutet die Tatsache, dass sie kurz vor ihrem Verschwinden noch mit ihm telefoniert hat?
Wie auf ein Stichwort klingelt mitten in der Nacht das Telefon. Zunächst beschließe ich, es klingeln zu lassen, doch dann entscheide ich mich anders.
Bestimmt ist es Christian, der mir sagt, dass wir uns doch wieder vertragen sollen. Oh Gott, bitte lass es so sein. Mir tut das alles auch so leid.
Doch als ich abnehme, wird auf der anderen Seite nach einer kurzen Pause aufgelegt.
Seltsam. Das würde Christian niemals tun, da bin ich mir ganz sicher.
Das gleiche Spiel wiederholt sich in dieser Nacht noch einige Male, und zwar immer dann, wenn es mir gerade gelingen will, in einen unruhigen Schlaf zu fallen.
Schließlich schalte ich mein Handy aus und ziehe den Stecker vom Festnetz.
Dennoch bin ich am nächsten Morgen wieder einmal total gerädert. Glücklicherweise ist heute Ruhetag im Café und ich kann ein wenig länger liegen bleiben. Mir ist schon wieder total schlecht, mein Kreislauf scheint zu spinnen. Das ist auch kein Wunder, bei dem Chaos, das ich angerichtet habe.
Beim Frühstück gebe ich Nini die kleine Tiffany-Schachtel mit dem Geschenk, das Christian für sie zum bestandenen Abitur gekauft hat.
Auch Nini ist noch ein wenig müde von der Abifeier gestern Abend, strahlt aber über das ganze Gesicht, als ich ihr das Präsent aushändige.
»Wow. Von Tiffany. Noch nie hat mir jemand etwas von Tiffany geschenkt. Das ist aber lieb von Christian. Wo ist er überhaupt?«, fragt sie, während sie das weiße Schleifchen abtüddelt.
»Äh, er musste schon wieder ganz früh weg. Du weißt ja, er hat viel zu tun.«
Nini sieht mich zweifelnd an. Sie kennt mich gut genug, um zu wissen, dass irgendetwas vorgefallen sein muss.
»Alles in Ordnung, Mami?«, fragt sie vorsichtig.
»Klar. Nun mach das Päckchen schon auf.«
Schnell stehe ich auf, um das Geschirr abzuräumen, damit sie nicht sieht, dass mir die Tränen kommen.
In dem kleinen Karton liegt eine silberne Halskette mit einer silbernen Taube. Sie ist wunderschön. Begeistert legt Nini sie sich gleich um.
»Wann kommt er wieder? Ich muss mich doch bedanken«, ruft sie aus dem Flur, wo sie das Schmuckstück vor dem Spiegel an ihrem Hals betrachtet.
»Bald«, antworte ich ausweichend, da ich ihr nicht sagen kann, dass ich ihm heute Nacht zu verstehen gegeben habe, ich wolle ihn nicht wiedersehen. Vermutlich ist er nach Stuttgart zurückgefahren oder vielleicht schon auf dem Weg zum Flughafen nach Kanada.
Ich mache mein Handy wieder an, um nachzusehen, ob er vielleicht angerufen und eine Nachricht hinterlassen hat, doch da ist nichts. Da ich ziemlich fertig bin und außerstande, irgendeine sinnvolle Arbeit anzufangen, beschließe ich, mit dem Fahrrad von Nußdorf nach Überlingen zu radeln.
An der schönen Promenade werde ich mir ausnahmsweise einmal selbst einen schönen Cappuccino genehmigen und mich mit dem Blick auf den herrlichen See, die vielen Boote und Touristen ein wenig von meinem Kummer ablenken.
Ein probates Mittel gegen Stress und Ärgernisse jeder Art.
Am Zeitungskiosk kaufe ich eine Zeitung und setze mich damit in ein Café.
Nach kurzer Zeit lege ich sie jedoch beiseite, ist es doch zu interessant, die vielen Menschen zu beobachten, die auf der blumengeschmückten Promenade gemütlich vor sich hin promenieren.
Auf einmal fällt mein Blick auf einen gut gekleideten Mann in einem hellen Anzug und teuren Schuhen. Pacocini. Ist ja klar, dass er sich hier aufhält, schließlich besitzt er eines der schönsten Lokale in Überlingen, da muss er sicher nach dem Rechten sehen.
Tatsächlich beobachte ich ihn, wie er sein Restaurant ansteuert und in vorderster Reihe Platz nimmt. Zum Glück sitze ich im Lokal nebenan und glaube nicht, dass er mich bemerken kann. Dennoch setze ich vorsichtshalber meine Sonnenbrille auf.
Vor sich hat er jede Menge Unterlagen und sieht sehr geschäftig aus, wie er ständig das Handy am Ohr hat und nebenbei vor sich hin kritzelt. Anscheinend hat er eine Verabredung. Ob er gerade ein neues Restaurant plant? Die Papiere auf dem Tisch vor ihm könnten darauf hindeuten. Und dann sehe ich etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Seine Verabredung erscheint, gibt ihm die Hand und setzt sich ihm gegenüber. Leider mit dem Rücken zu mir, so dass ich ihn nicht genau erkennen kann. Aber er sieht aus wie
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