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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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ich da was für dich«, sage ich lächelnd.
    Da fällt mir ein, dass ich das Café vielleicht gar nicht mehr so lange haben werde, und Traurigkeit überkommt mich.
    »Danke, vielleicht komme ich einmal darauf zurück«, antwortet Michael grinsend. »Diese leckeren kleinen Kekse haben mich so angelacht, als ich in deiner Küche stand. Und ich hatte den Eindruck, sie könnten auch dir nicht schaden. Du wirkst nämlich ein wenig … gestresst. Geht es dir wirklich gut, Maja?«
    Am liebsten würde ich ihm mein Herz ausschütten. Und ich glaube, das könnte ich auch. Michael scheint ein Mann zu sein, dem man vertrauen kann. Ganz im Gegensatz zu Christian. Ich verdränge jedoch den Gedanken an ihn und lächle Michael an. »Danke, ja, es ist alles in Ordnung. Es war nur alles ein bisschen viel in letzter Zeit. Die viele Arbeit mit dem Café, der Trubel mit meiner Mutter und ihrer Hochzeit, der Einbruch in die ›Butterblume‹ und dann hatte der Freund meiner besten Freundin einen schweren Unfall und liegt seitdem im Koma. Sie ist immer bei ihm im Krankenhaus und ich würde ihr natürlich gern viel mehr helfen, doch ich weiß nicht, wie. Außerdem fällt es mir auch schwer, Nini loszulassen. Ich weiß, sie wird bald nach Mannheim gehen, um ein Studium anzufangen, und mich allein zurücklassen. Das ist alles nicht so einfach für mich.«
    »Donnerwetter. Das sind in der Tat ganz schön viele Baustellen für so ein zartes Persönchen wie dich«, antwortet Michael mitfühlend.
    Und dabei habe ich ihm von meinem privaten Kummer mit Christian noch gar nichts erzählt.
    »Obwohl Loslassen eigentlich weniger schwerfällt als festhalten, kostet es uns Menschen doch viel mehr Kraft.« Bei diesen Worten blickt Michael gedankenverloren über den See. »Wir wollen immer gern, dass alles so bleibt, wie es ist. Weil alles Neue unbekannt und fremd ist. Und das Alte gewohnt und vertraut. Doch nicht jede Veränderung ist schlecht. Manchmal ist das Neue viel schöner oder zumindest anders schön. Man muss sich nur darauf einlassen und darf nicht am Alten und an der Vergangenheit festhängen, dann birgt das Leben viele Überraschungen.« Dann meint er: »Ich kann mir denken, dass es dir nicht leichtfällt, Nini gehen zu lassen, und du sehr an ihr hängst. Aber sie wird ihren Weg schon machen. Sie ist ein kluges und schönes Mädchen und wird gern zu ihrer wundervollen Mutter und in ihr schönes Zuhause am See zurückkehren. Was deine Freundin und den tragischen Unfall angeht, denke ich, auch sie weiß, dass du in Gedanken bei ihr und ihrem Freund bist und sie jederzeit zu dir kommen kann. Das ist im Moment das Wichtigste für sie, mehr erwartet sie nicht von dir und mehr kannst du auch nicht tun. Deine Mutter und ihr Mann sind ein ganz tolles Paar, sie sind glücklich und haben eine gute Zeit vor sich. Um sie musst du dir auch keine Gedanken machen. Und der Einbruch. So etwas kommt häufiger vor, als du denkst. Sobald die Einbrecher merken, dass nichts zu holen ist, suchen sie das Weite. Das ist zwar ärgerlich, aber du brauchst keine Angst zu haben, ich denke nicht, dass sich das wiederholen wird.«
    »Ach, Michael. So, wie du das sagst, klingt alles nicht mehr so dramatisch, und es geht mir gleich viel besser«, bedanke ich mich bei ihm für die tröstenden Worte. »Das mit den Veränderungen ist wahr, das habe ich selbst schon öfter erfahren.«
    Schließlich steht es in jedem Selbsthilfe-Ratgeber und ist Thema in beinahe jeder Frauenzeitschrift.
    »Aber es ist verdammt schwer umzusetzen, weißt du. Besonders, wenn man keinen Einfluss auf die Veränderung hat.«
    Michael atmet tief durch und seufzt dann leise: »Wem sagst du das?« Dabei blickt er wieder melancholisch auf den See.
    »Entschuldige, wenn ich frage, aber das klingt fast so, als hättest du auch eine Veränderung erfahren, die du nicht wolltest?«, versuche ich, behutsam zu ergründen, was er meint.
    »Das kann man so sagen, Maja.«
    Und dann sieht er mich fest an.
    »Im letzten Jahr ist meine Frau gestorben. An Krebs.«
    An der Art, wie er das sagt, kann ich erkennen, wie viel Schmerz er noch immer in sich trägt.
    »Es kommt jeden Tag vor, hunderttausendfach. Und doch ist es etwas ganz anderes, wenn es einen selbst betrifft.«
    Ich muss an Emily denken, die gerade im Krankenhaus sitzt und dafür betet, dass ihr Thomas wieder gesund wird und sie eine gemeinsame Zukunft haben werden.
    »Nur ein halbes Jahr zuvor hatte sie die Diagnose erhalten: Gebärmutterhalskrebs. Mit 49.

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