Wildrosengeheimnisse
sagst du das? Ich weiß nicht, wie ich das alles bewältigen soll«, seufze ich.
Doch Nini lächelt immer noch.
»Also, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber ich freu mich. Sogar riesig. Klar könnten die Umstände einfacher sein. Aber vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, wo ich an die Uni gehe und ausziehe, damit du nicht so allein bist, Mami. Hast du daran schon einmal gedacht?«
Ich hole tief Luft und sage: »Mag sein, aber ich weiß im Moment nicht, was ich tun soll.«
»Ich nehme mal an, Christian ist der Papa, oder?« Nini sieht mich fragend an. »Was sagt er denn dazu?«
»Ähmm, er weiß es noch gar nicht«, antworte ich kleinlaut.
»Au weia. Dann wird es aber Zeit, dass ihr beide mal ein kleines Gespräch führt, oder? Ich weiß nicht, was da los war bei euch, aber so ein Streit lässt sich doch sicher aus dem Weg räumen.«
»Es war nicht nur ein Streit, Nini. Ich vertraue Christian nicht. Aber das ist unerlässlich in einer Partnerschaft.«
Und dann erzähle ich ihr von Daniela, Christians Exfrau, und seinem ganzen komischen Verhalten, den seltsamen Anrufen, bei denen immer aufgelegt wird, und meinem ständigen Misstrauen. Von meinem Wutanfall, bei dem ich ihm das Tiffany-Armband vor die Füße warf. Und seinem Gespräch am nächsten Tag mit dem schmierigen Pacocini.
»Ach, ich weiß nicht. Vielleicht interpretierst du da auch etwas hinein, was in Wirklichkeit ganz anders ist«, tröstet mich Nini. »Ich finde, ihr solltet dringend miteinander reden. Manchmal ist man so in seiner eigenen Sichtweise gefangen, dass man die Wahrheit nicht erkennt.«
Meine schlaue Tochter, kein Wunder, dass sie den begehrten Studienplatz bekommen hat.
»Hör zu. Ich habe eine Idee. Du fährst morgen nach Stuttgart und überraschst Christian. Geh mit ihm was Schönes essen, rede mit ihm. Und dann wirst du sehen, wie er reagiert.«
»Und das Café? Ich kann morgen unmöglich weg.«
»Oh doch. Du kannst und du musst. Mach dir keine Sorgen um die ›Butterblume‹ – noch bin ich da und Omi auch. Deine Probleme sind jetzt viel wichtiger.«
Auf der Heimfahrt bin ich es, die still vor sich hin aus dem Fenster träumt.
Nini wirkt nach unserem Gespräch erleichtert, ja, sogar richtig glücklich.
Sie scheint sich auf ihr Geschwisterchen zu freuen und denkt sich bereits Namen aus. Im Gegensatz zu mir macht sie sich schon ernsthafte Gedanken, wo das Baby schlafen soll. Das Gästezimmer könnten wir wunderbar in ein Kinderzimmer umgestalten. Emily wird uns sicher gern dabei helfen.
Die Frage ist nur, ob und wie lange wir in der ›Butterblume‹ bleiben können.
Alles hängt von dem Gespräch morgen mit Christian ab.
14. Kapitel: »Schlaflos am Bodensee«
Ich habe mich entschlossen, mit dem Zug nach Stuttgart zu fahren. Erstens ist die Verbindung gut, zweitens erspare ich mir den Stress auf der Autobahn und drittens kann ich dabei noch ein bisschen nachdenken. Oder ein Schläfchen halten. In der Nacht habe ich nämlich kein Auge zugetan. Zum einen, weil wieder das Telefon geklingelt hat und aufgelegt wurde.
Wer kann das nur sein, der mich derart ärgern will? Zum anderen haben mich natürlich die Gedanken an Christian wachgehalten. Wie soll ich das Gespräch nur beginnen?
Hallo, Christian, ich war gerade zufällig in Stuttgart und da dachte ich: Hey, warum schaust du nicht mal bei Christian herein? Blöd. Oder: Christian. Ich muss mit dir reden. Wir müssen dringend etwas klären. Noch blöder. Am besten, ich mache es so, wie Nini gesagt hat. Ich frage ihn, ob er Lust hat, mit mir eine Kleinigkeit essen zu gehen. Genau. Wie alte Freunde oder so. Ich kann mich bei der Gelegenheit für meinen Wutausbruch mit dem Armband entschuldigen. Und ihm erklären, wie es dazu kam. Unter anderem könnte ich beiläufig die Kleinigkeit erwähnen, dass ich von ihm schwanger bin. Hmm, so werde ich es machen.
In Stuttgart angekommen, verlässt mich jedoch der Mut. Was für eine Schnapsidee. Was will ich überhaupt hier? Hätte er nicht schon längst zu mir kommen müssen?
Stundenlang stöbere ich durch die schönen Geschäfte der Königsstraße, ohne irgendetwas zu sehen. Ich trinke einen Cappuccino am Schlossplatz und betrachte die jungen Mütter mit ihren Kinderwagen. Alle sehen so glücklich aus, dass ich automatisch lächeln muss. Der Gedanke, dass in meinem Bauch ein kleines Leben heranwächst, erscheint mir im Moment noch total unwirklich. Trotzdem kann ich nicht widerstehen und kaufe bei H & M zwei Paar
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