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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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Babyschühchen. Auf dem einen steht: ›I love Mum‹ und auf dem anderen: ›I love Dad‹. Am späten Nachmittag finde ich endlich den Mut, die Kanzlei anzusteuern. Doch Christians Sekretärin erzählt mir, der Chef sei gerade weg. Immerhin scheint sie mich beziehungsweise meinen Namen inzwischen zu kennen, denn sie rückt bereitwillig seine Privatadresse heraus. Mir wird bewusst, dass ich noch nie in Christians Wohnung in Stuttgart war. Warum nicht? Gut, er kam immer zum See, wenn er Zeit hatte. Hatte er in Stuttgart zu tun, war ich meist im Café beschäftigt. Außerdem ist er wiederholt in Kanada. Er wohnt in der Neuen Weinsteige, und obwohl die Sekretärin mir die Busverbindung genannt hat, gönne ich mir den Luxus eines Taxis. Ehrlich gesagt, bin ich durch das viele Herumlaufen ganz schön müde. Der Taxifahrer hält vor einem Jugendstilhaus mit grandiosem Stadtblick und fragt mich, ob er warten solle. Wo denkt er hin? Ich habe die Absicht, bis morgen früh zu bleiben. Jedenfalls, wenn es gut läuft. Nini ist informiert. Ich habe sie lediglich gebeten, der Omi nicht den wahren Grund meines Stuttgart-Ausflugs zu nennen. Ich möchte ihr gern selbst von der Schwangerschaft erzählen.
    »Donnerwetter. Nicht schlecht für eine Stadtwohnung, in der man sich nur selten aufhält«, staune ich, als ich das perfekt restaurierte und gepflegte Treppenhaus betrete.
    Vor der Tür atme ich erst einmal tief durch. Vor allem, weil ich den Fahrstuhl links liegen ließ und durch das Treppensteigen außer Atem bin.
    »Ganz ruhig bleiben, Maja«, ermahne ich mich selbst zur Ruhe und drücke auf den Klingelknopf.
    Eilige Schritte nähern sich und es wird geöffnet. Doch es ist nicht Christian, der mir gegenübersteht, sondern das schönste Wesen, das ich je gesehen habe. Gut, das ist jetzt vielleicht übertrieben, aber sie sieht schon verdammt gut aus.
    »Hallo?« Sie schaut mich fragend an.
    Sie ist ungefähr Mitte 30, hat langes, glänzendes hellblondes Haar und allerhöchstens Größe 36, die in einem hautengen schwarzen Seidenjersey-Kleid hervorragend zur Geltung kommt.
    Ihr Blick wandert von meinem Scheitel bis zu meiner Ballerina-Sohle. Ich wünschte, ich hätte etwas anderes angezogen als die weiße Jeans und das einfache hellrote Blüschen. Neben ihr komme ich mir vor wie eine Landpomeranze.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragt sie lächelnd und entblößt derart weiße Zähne, dass man geblendet wird. Dieses Aussehen hat ein Vermögen gekostet, das steht fest.
    »Ähm, ich … wollte zu Christian …, Herrn Keller, meine ich«, stammele ich hilflos daher.
    »In welcher Angelegenheit?«, will sie wissen, und das Lächeln ist schon nicht mehr ganz so breit und diesmal ohne Zähne.
    »In einer privaten«, antworte ich.
    Warum bittet sie mich nicht einfach herein?
    »Wie ist denn Ihr Name?«
    Nachdem ich ihn ihr genannt habe, ist ihr Lächeln auf einmal ganz verschwunden.
    »Und mit wem habe ich es zu tun?«, frage ich daher.
    »Daniela Keller. Worum geht es denn, Frau Winter?«
    Wusste ich’s doch. Das konnte nur diese superperfekte Daniela sein.
    Ich bin mir ganz sicher, dass sie auch weiß, wer ich bin, und mich am liebsten auf der Stelle wieder loswerden möchte. Aber so leicht lasse ich mich nicht von ihr abwimmeln.
    »Das würde ich Christian gern persönlich sagen«, antworte ich, so ruhig es meine Verfassung gerade zulässt.
    »Das ist jetzt aber ganz schlecht. Christian und ich haben es nämlich sehr eilig. Wir haben Premierekarten für ›Don Quijote‹ beim Staatstheater. Ich würde sagen, er ruft Sie morgen an, aber da fliegen wir leider schon wieder zeitig zurück nach Kanada.«
    Das Lächeln ist wieder da. Allerdings in einer heimtückischen und hässlichen Variante, die sie nicht gerade hübscher macht.
    »Glauben Sie mir, ich wäre nicht gekommen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre«, erwidere ich fest und bestimmt. Ohne Lächeln, das hat sie verspielt.
    Sie seufzt und verdreht die Augen, während sie ihr Haar lässig nach hinten wirft und sich nur halbherzig umdreht.
    »Na gut, wenn es denn so wichtig ist. Schatz. Kommst du mal bitte?«
    Nach kurzem Lauschen sagt sie jedoch: »Hören Sie? Christian duscht. Wie gesagt, wir haben es sehr eilig. Aber ich werde ihm gern ausrichten, dass Sie vorbeigekommen sind. Er wird Sie dann sicher zurückrufen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.« Und damit will sie mir die Tür vor der Nase zuschlagen. Das glaub ich jetzt nicht. ›Schaaaaaatz?‹
    Wie kann sie nur

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