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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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wie gesagt, mit den Gästen, als auch im Winter, wenn wir keine Einnahmen hatten. Irgendeinen Grund fand er immer.
    Dann suchte er Streit. Einmal hatte ich nicht richtig geputzt. Ein andermal einen Gast zu sehr angelächelt. Als ihm das erste Mal die Hand ausrutschte, glaubte ich noch an ein Versehen. Zumal er sich gleich am nächsten Tag entschuldigte und versprach, er würde es nie wieder tun. Doch er tat es immer wieder. Wie gesagt, es genügte der kleinste Anlass. Irgendwann hörten sogar die Entschuldigungen auf.«
    Isabella senkt den Blick und macht eine kurze Pause.
    »Ich dachte jedes Mal, wenn ich mir nur mehr Mühe gäbe und ihn nicht wütend machte, dann würde alles wieder gut. So wie am Anfang. Doch es wurde nur noch schlimmer. Ich habe irgendwann aufgehört zu leben und nur noch funktioniert. Aus lauter Angst, irgendeinen Fehler zu machen. Und dann, im letzten Sommer, waren da drei Männer im Urlaub. Sie kamen aus Kanada und waren auf Europatour mit dem Wohnmobil. Sie wollten nur ein paar Tage bleiben, aber es gefiel ihnen so gut, dass daraus ein paar Wochen wurden. Na ja, der eine von ihnen kam jeden Tag einen Kaffee trinken und eine Zeitung kaufen und so. Am Abend, wenn Ronny wieder mit dem Trinken beschäftigt oder schon eingeschlafen war, dann haben wir uns manchmal unterhalten oder auch einmal einen Spaziergang gemacht.«
    »Oder vielleicht einmal eine kleine Kanutour?«, frage ich sie und denke dabei an den hübschen, blonden Mann, mit dem Ruth sie im letzten Sommer gesehen hatte.
    »Ja, genau. Woher wissen Sie das? Wie auch immer. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber …«
    »Sie haben sich verliebt.«
    »Genau. Natürlich hat Ronny gemerkt, dass etwas anders ist. Und er hat mich noch mehr eingesperrt und geschlagen als sonst. Doch ich habe mich immer öfter weggeschlichen, zu David. Er gab mir all das, was ich so lange vermisst hatte. Vertrauen, Liebe, Zärtlichkeit. Können Sie das verstehen?«
    Oh ja, und wie ich das kann. Die arme Isabella.
    »Als er nach Hause zurück musste, war es, als ob jemand das Licht in meinem Leben ausgeknipst hätte. Es war so schrecklich. Der Herbst kam und die Launen von Ronny wurden immer unerträglicher. David und ich hielten heimlich Kontakt über ein Geheim-Handy und manchmal schrieb ich ihm eine E-Mail aus dem Internet-Café. Es war für uns beide nicht nur eine Affäre, sondern echte Liebe. Kurz vor Weihnachten mietete er sich in einem kleinen Hotel in Ludwigshafen ein und ich konnte tatsächlich einen Arzttermin erfinden und ihn einmal dort besuchen. Nur ein einziges Mal, doch wir wussten, dass wir zusammengehören. Bei dieser Begegnung planten wir, dass ich nach Kanada nachkommen sollte. Wir wussten nur noch nicht, wie wir das anstellen könnten. Ronny hätte mich nie und nimmer gehen lassen. Ich hatte so Angst, dass er mich umbringen würde, zumal er gesagt hat: ›Wenn du mich verlässt, dann töte ich dich. Ein anderer kriegt dich nicht.‹
    Als David wieder zu Hause war, bemerkte ich, dass unsere kleine Begegnung im Hotel nicht ohne Folgen geblieben war. Ich bin schwanger.« Das Ultraschallbild.
    »Also mussten wir uns beeilen. Ich wollte nicht als Touristin nach Kanada reisen und nach drei Monaten wieder zurück müssen. David fand heraus, dass es einen Anwalt gab, der sich auf Einwanderungsrecht in Kanada spezialisiert hatte. Christian Keller, der auch noch ein Büro in Stuttgart hat und Eigentümer eines schönen, gelben Hauses in Nußdorf ist.«
    Isabella grinst.
    »Können Sie sich den Rest denken?«
    Na ja, irgendwie macht das Ganze jetzt schon einen Sinn. Nun weiß ich wenigstens, warum die beiden Kontakt hatten. Hätte er mir davon erzählt, wäre ich auch nicht so misstrauisch gewesen.
    »Christian hat alles für mich geregelt. Er hat mich sogar mit nach Kanada genommen. Vorher musste er allerdings unbedingt zu Ihnen. Ich habe zu Hause eine günstige Gelegenheit abgepasst und bin gegangen. Da Christian aber unbedingt noch bei Ihnen bleiben wollte, habe ich mich solange in diesem anderen Haus bei Ihnen in der Nachbarschaft versteckt.«
    Friedas Haus. Die Swarovski-Kristalle in Friedas Schlafzimmer, die waren also tatsächlich von Isabellas Haarspange. Wenn ich es mir recht überlege, dann passt das doch ganz gut. Auch Frieda hatte vor vielen Jahren den Mut, zu ihrer großen Liebe aufzubrechen und ihre Heimat und ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Sie hätte bestimmt volles Verständnis für Isabella gehabt.
    »Warum hat er mir nur

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