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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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außerdem wegen Franziska.«
    Ninis Freundin Franziska liegt seit ein paar Tagen im Krankenhaus. Sie ist beim Weinfest in Meersburg zusammengeklappt. Zuerst dachten alle, sie hätte vielleicht ein bisschen viel getrunken. Aber im Krankenhaus stellte man fest, dass sie seit längerer Zeit nicht zu viel getrunken, sondern viel zu wenig gegessen hatte. Ihre Essstörungen müssen dringend behandelt werden, doch zuvor muss sie einige Tage im Krankenhaus bleiben, damit sie wenigstens etwas aufgepäppelt wird und ihr Kreislauf stabil bleibt. Für ihre Eltern ist dies natürlich kein Grund, den wohlverdienten Urlaub an der Côte d’Azur abzubrechen. Sie haben Franziskas Mädchenzimmer in der elterlichen Villa bereits mit neuen Möbeln in ein unpersönliches Gästezimmer verwandelt, wie ich von Nini weiß. Schließlich braucht Franziska es der Meinung der Eltern nach nicht mehr, da auch sie schon bald ein Studium beginnen wird, und zwar in München, genau, wie die Eltern es sich gewünscht hatten. Ob das auch Franziskas Wunsch ist, bezweifle ich. Wer allerdings nicht von ihrer Seite weicht und jeden Tag an ihrem Krankenhausbett sitzt, in dem sie blass und zart und ungeschminkt liegt, ist Achim Klein. Der oberflächliche Typ mit seinem schicken BMW scheint bei Weitem nicht so oberflächlich zu sein wie ihre Eltern und hat vor, mit Franziska nach dem Krankenhausaufenthalt ein paar Tage ans Meer zu fahren, wo sie sich richtig erholen soll. Ganz ohne Stress und Leistungsdruck. Und Drogen.
    »Kommst du klar ohne mich?«, fragt Nini zum hundertsten Mal.
    »Ja, sicher, meine Kleine.«
    »Kleine? Das muss ein Irrtum sein. Das Kleine ist doch jetzt da drin«, lacht Nini und drückt mich noch einmal stürmisch zum Abschied. Um sie brauche ich mir zum Glück keine Sorgen zu machen. Der ruhige und verantwortungsbewusste Ben wird mein Töchterlein gut beschützen und wieder heil nach Hause bringen, das steht fest. Auch sie braucht sich nicht um mich zu sorgen. Emily hilft mir, wie versprochen, viel im Café und dafür bin ich ihr unendlich dankbar.
    Für sie scheint es tatsächlich eine willkommene Abwechslung zu sein, denn sie blüht von Tag zu Tag mehr auf. Nicht nur, weil die Gesundheit Toms große Fortschritte macht. Auch der Kontakt mit den vielen Gästen tut ihr gut und die leckeren ›Überlinger Küsschen‹ und ›Seehupferl‹ scheinen eine großartige Wirkung auf Leib und Seele zu haben. Außerdem habe ich eine Aushilfe eingestellt, die fantastisch zu uns passt. Es ist Ruth, die eines Tages bei einem Besuch nach der Gymnastikstunde spontan fragte, ob ich nicht hin und wieder etwas Hilfe benötigen könnte. An diesem Tag war wieder die Hölle los und ich wusste nicht, was ich zuerst machen sollte.
    Also antwortete ich: »Gern. Wenn Sie mögen, können Sie gleich hierbleiben.«
    Und sie blieb. Ihren eigenen Worten zufolge war es ihr ohnehin zu langweilig, zur Gymnastik zu gehen und über andere Leute abzulästern. Also krempelte sie die Ärmel hoch, räumte Tische ab und bediente die Kaffeemaschine, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Das Thema ›Hubert‹ schneidet sie bei mir allerdings nie an, worüber ich nicht böse bin. Schließlich ist das ganz allein ihre Privatsache. Ich habe genug mit meinem eigenen Privatleben zu tun.
    Zum Glück lässt Leon mich in Ruhe. Er versteht, dass ich momentan erst einmal zu mir selbst finden muss, mit der Schwangerschaft und allem. Jedenfalls konnte ich ihm das so vermitteln.
    Dennoch tut er mir gut und ich freue mich, wenn er spontan vorbeikommt oder mich zu einem schönen Essen ins ›Rosmarin‹ oder ein anderes schönes Lokal einlädt. Meine Gefühle für ihn sind allerdings rein freundschaftlicher Natur und ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändern wird. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, die ›Butterblume‹ aufzugeben, auch wenn ich mich in den Abendstunden häufig einsam fühle. Allerdings schwindet das Gefühl der Einsamkeit allmählich. Mehr und mehr beginne ich mich auf das kleine Wesen zu freuen, das da in mir heranwächst.
    Emily und ich haben das Gästezimmer ausgeräumt und helltürkis gestrichen. Es könnte sich ein kleines Mädchen oder ein kleiner Junge darin wohlfühlen. Ruth kann mir von ihrer Nichte eine kleine weiße Babywiege borgen. Noch wird sie dort benötigt, aber bis es bei mir so weit ist, ist deren Baby schon zu groß dafür. Einen Kinderwagen hat die Omi in Amerika versprochen. Sie war ein bisschen böse, dass ich ihr vor

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