Wildrosengeheimnisse
nichts davon gesagt?«, grübele ich.
»Ich habe Christian regelrecht angefleht, dass er niemandem verraten soll, wo ich bin. Auch Ihnen nicht. Ich hatte solche Angst, dass ich zurück müsste. Sie glauben ja nicht, wie glücklich ich jetzt bin, und dieses Glück möchte ich nie, nie mehr im Leben aufgeben. Ich hatte solche Angst, dass Ronny mich verfolgen würde, dass ich sogar eine falsche Spur gelegt habe. Ich habe alle Packungen Schlaftabletten, die ich noch hatte, gesammelt. Schlafen konnte ich schon lange nicht mehr und habe da manchmal ein wenig nachgeholfen. Dann habe ich noch ein paar Packungen dazugekauft, alle leer gemacht und diese leeren Packungen in meiner Nachttischschublade deponiert. Ich dachte, da würde Ronny zuerst nachsehen, um mir nachzuspionieren. Ich hoffte, wenn er sie fände, würde er vielleicht glauben, ich hätte mir irgendwo im Wald das Leben genommen. Geheult habe ich schließlich oft genug, um als depressiv zu gelten. Auf jeden Fall würde mir das genug Zeit geben, um in Ruhe zu verschwinden. Was mir auch gelang.«
»Und warum sind Sie jetzt hier?«, frage ich neugierig.
»Ich musste noch einmal zurück. David will mich heiraten, damit unser Baby von Anfang an in einer richtigen Familie aufwächst. Christian meint, das mit der Scheidung von Ronny würden wir in Kanada hinbekommen. Doch ich brauche meine Papiere dazu, Geburtsurkunde, Heiratsurkunde und so weiter. Also flog ich noch einmal nach Deutschland und kam heute nach Überlingen zurück. Ich habe den ganzen Tag gewartet, bis Ronny seinen Rundgang auf dem Campingplatz macht. Bis er bei dem Sturm alles überprüft hat und die Kanus sicher im Schuppen sind, vergehen so etwa 20 Minuten. Es war ein Risiko, aber ich habe sie.«
Isabella schwenkt euphorisch die Papiere in ihrer Hand.
»Dann schlich ich wieder hinaus und hörte im Gastraum ein paar Leute reden. Die gleichen, die jeden Abend da sitzen und ihr Bierchen trinken und über Gott und die Welt schwatzen. Jedenfalls kriegte ich mit, wie der eine sagte, Ronny könne froh sein, dass ich weg wäre.
Die Neue in der Küche würde viel besser kochen und sauberer putzen als ich. Und außerdem sei ihr Hintern viel besser als meiner, und so, wie sie auf Ronnys Schoß sitzen würde, würde sie ihm wohl auch im Bett zu Diensten sein. Na ja, Männergeschwätz eben. Jedenfalls wollte ich schon weitergehen, als der andere darauf antwortete, ich sei sowieso eine Schlampe gewesen und dass jeder das wüsste und dass ich mit allen möglichen Männern im Bett war und sogar der Wirtin der ›Butterblume‹ den Kerl ausgespannt hätte. Diese Beziehung hätte ich auch kaputt gemacht, der Freund von ihr hätte sie schwanger sitzen lassen und so weiter. Ich habe dann nicht mehr zugehört, weil ich dachte, das ist doch alles dummes Geschwätz von ein paar Alkis. Aber dann dachte ich, ich will nicht zurückfliegen und das auf mir sitzen lassen. Maja, das ist nicht wahr. Christian hat mir nur geholfen abzuhauen. Wir hatten nichts miteinander, das müssen Sie mir glauben.«
»Das tue ich, Isabella. Sie sind ein guter Mensch und ich gönne Ihnen Ihr Glück von Herzen.
Dass es mit Christian und mir aus ist, dafür können Sie nichts. Das hat andere Gründe …«
»Ja? Nun, das tut mir leid. Aber ich bin froh, dass es nicht mit mir zusammenhängt. Wissen Sie, ich möchte nicht mein Glück auf dem Unglück anderer aufbauen. Da könnte ich nicht froh werden. Ist es denn tatsächlich zu Ende mit Ihnen beiden? Er hat doch immer so lieb von Ihnen gesprochen.«
»Ja, hat er das? Hmm, kann schon sein. Aber er ist wieder mit seiner früheren Frau zusammen und …«
»Mit der Blonden aus der Kanzlei? Sind Sie sicher? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Die haben sich neulich ziemlich heftig gestritten. Jedenfalls habe ich das unfreiwilligerweise mitbekommen, als ich in seinem Büro war wegen der Scheidung. Komisch. Sagen Sie, stimmt das? Bekommen Sie auch ein Kind?«
Isabella sieht mich neugierig an.
Ich nicke und sie lächelt.
»Von Christian?«
Wieder nicke ich nur.
»Es geht mich nichts an, aber meinen Sie nicht, Sie sollten vielleicht doch noch einmal mit ihm sprechen? Weiß er denn, dass er Vater wird? Ich könnte mit ihm reden, wenn ich ihn sehe.« Sie runzelt fragend die Stirn.
»Schon gut, Isabella. Aber das brauchen Sie nicht.«
Also, das wird mir nun doch zu privat. Ist ja schön und gut, dass sie ihr eigenes Leben jetzt auf der Reihe hat, aber um meines kümmere ich mich dann doch
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