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Wildrosengeheimnisse

Wildrosengeheimnisse

Titel: Wildrosengeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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sich hinleuchtete, hat sich in ein dunkles, wildes Monster verwandelt. Die gegenüberliegende Seite ist wieder mal nicht mehr zu sehen, See und Himmel scheinen ineinander überzugehen. Unser beider Glück?
    Ich halte es nicht mehr aus, schubse Jojo vom Sofa, die sich sehr wahrscheinlich gerade fragt, ob ihr Frauchen vollkommen übergeschnappt ist, und trete nur zwei Minuten später in Regenjacke, Turnschuhen und mit der völlig verdatterten Hündin ins Freie.
    »Auf geht’s, Jojo. Es geht um unser beider Glück.«
    Und mit diesen Worten sitzen wir beide im Auto und fahren Richtung Goldbach. Ich muss verrückt sein, denke ich, als ich sehe, wie sich die Bäume im Sturm hin und her bewegen. Außer uns ist so gut wie keine Menschenseele unterwegs. Kurz vor Goldbach fahre ich ganz langsam. Da. Vor dem Gasthof ›Felsenkeller‹ ist der Eingang. Ich stelle den Mini ab und trete mit Jojo in den Regen hinaus. Mein Handy befindet sich in der einen Tasche des Regenmantels, so dass ich jederzeit Michael anrufen könnte, und eine kleine Taschenlampe in der anderen.
    Eine schwere Eisentür ist direkt in den Felsen eingelassen, das scheint der Eingang zu sein. Ich versuche sie zu öffnen, doch nichts tut sich. Das war klar. Vermutlich hat sich jemand einen Spaß mit mir erlaubt und man kann gar nicht hinein, nur zu Führungen. Bevor wir zum Auto zurückgehen, versuche ich es noch einmal … mit viel Kraft. Da, sie bewegt sich und geht tatsächlich ein Stückchen auf. Das Erste, was ich in diesem düsteren Stollengang bemerke, ist: Es ist bitterkalt. Nach der Schwüle heute komme ich mir vor, als sei ich mitten im Winter gelandet. Es gibt zwar eine schwache Beleuchtung an den Wänden, ich beschließe jedoch, zusätzlich die Taschenlampe einzuschalten. Diese verbreitet allerdings auch kein allzu helles Licht. Ich leuchte Jojo kurz an und bemerke, dass die kleine Hündin zittert wie Espenlaub. Super Wachhund. Gut, wir gehen einmal um die Kurve, denke ich, und dann drehen wir um. Es war ohnehin eine Schnapsidee, hierherzukommen. Wegen einer SMS, das darf man niemandem erzählen. Zaghaft bewegen wir uns einige Meter tiefer in den Stollen hinein. Wenn ich mir vorstelle, dass Menschen hier arbeiten mussten, noch dazu KZ-Häftlinge, deren Leben ohnehin ein Martyrium war und die entsprechend geschwächt waren. Kein Wunder, dass so viele gestorben sind. Als wir um die Kurve biegen, entdecke ich, dass es mehrere verzweigte Gänge in verschiedene Richtungen gibt. Also, das ist mir zu unheimlich. Auf dem Fuß drehe ich mich mit Jojo um und will zurück in Richtung des Ausgangs.
    Da zieht mich jemand am Ärmel um die Ecke.
    »Aaaaaaahhhh«, schreie ich entsetzt, drehe mich um und blicke in das bildhübsche Gesicht der verschwundenen Isabella.
    »Psssst. Nicht so laut«, flüstert sie.
    »Isabella«, entfährt es mir.
    »Was, zum Teufel, machen Sie denn hier? Sie haben mich zu Tode erschreckt.«
    Isabella macht ein schuldbewusstes Gesicht.
    »Oh nein, ich wollte Sie nicht erschrecken. Wirklich nicht. Ich wollte Sie nur allein sprechen und sichergehen, dass uns niemand sieht.«
    »Ausgerechnet hier?«
    »Ja, natürlich. Hier ist doch außer uns keiner, oder?«
    Außer dem kleinen, zitternden Hund natürlich.
    Sie grinst.
    »Wissen Sie eigentlich, dass Sie alle Welt sucht? Beziehungsweise glaubt, Sie seien tot?«, frage ich sie wütend.
    »Ja, das heißt, nein, natürlich nicht. Ich lebe, wie Sie sehen.«
    »Das sehe ich. Können Sie mir das erklären?«
    »Natürlich. Deshalb bin ich hier«, antwortet sie friedfertig. »Die Sache ist die… Wie fange ich am besten an?«
    »Hören Sie …«, unterbreche ich sie, »… können wir das Gespräch nicht woanders fortsetzen, wo es nicht so affenkalt ist? In meinem Auto zum Beispiel oder bei mir zu Hause?«
    »Nein«, entfährt es ihr. »Viel zu gefährlich.«
    Ich sehe in ihren Augen, dass sie Angst hat. Angst, entdeckt zu werden.
    »Isabella, was ist los? Und was hat das alles mit mir zu tun?«
    »Gut, Maja, ich erzähle es Ihnen, von Anfang an. Auch wenn es kalt ist. Aber Sie müssen unbedingt die ganze Geschichte hören. Sie kennen meinen Mann Ronny?« Als ich nicke und kurz erwähne, er habe sie schließlich in meinem Garten mehrmals gesucht, fährt Isabella fort:
    »Am Anfang waren wir echt glücklich. Aber schon bald merkte ich, dass Ronny sich angewöhnte, mit den Gästen zu trinken. Und später auch alleine. Wenn er getrunken hatte, war er nicht mehr er selbst. Er trank sowohl im Sommer,

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