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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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wie ein Raubtier. Wir stürzen zu Boden. Ich schaffe es gerade noch, mich auf den Rücken zu wälzen, doch das nützt mir nicht viel, denn schon sitzt Ernie rittlings auf mir und hält meine Handgelenke umklammert. Sein Gesicht schimmert grünlich, ohne feste Konturen. An seinem Hals baumelt eine Kamera.
    »Du Biest!«, keucht er. »Glaubst wohl, du kannst mich mit diesem albernen Ding reinlegen, was?« Sein heißer Atem riecht nach Milch. Eine neuerliche Welle von Übelkeit steigt in mir auf, auch deshalb, weil er mit seinem gesamten Gewicht auf meinem Magen hockt. Ich bekomme kaum Luft, versuche, mich unter ihm herauszuwinden, ihn mit angezogenen Knien im Kreuz zu treffen, doch ich habe keine Chance. Jetzt lässt er eines meiner Handgelenke los, um mir meine Nachtsichtbrille herunterzureißen. Meine Faust schießt nach vorn, doch er weicht aus, sodass ich nicht seine Nase, sondern das Jochbein treffe. Er grapscht nach meiner Hand, allerdings nicht schnell genug, und ich bekomme sein Bürstenhaar zu fassen, das sich gar nicht borstig, sondern seltsam weich anfühlt – man könnte einen Puderpinsel daraus machen. Und genau das versuche ich gerade: Es gibt kaum ein effektiveres Abwehrmittel als an den Haare zu ziehen, das wissen wir Frauen seit der Steinzeit.
    Salatohr-Ernie jault auf, und ich kann mich von ihm befreien. Mit einem Sprung bin ich wieder auf den Beinen und stoße ihn um, sodass er nun rücklings auf dem Boden liegt. Ich klemme seinen Kopf zwischen meine Doc Martens und drücke mit aller Kraft zu. Er stöhnt, greift nach meinen Fußgelenken, will mich loswerden, doch bevor es ihm gelingt, beuge ich mich nach vorn und schnappe nach der Kamera, die auf seinem Bauch liegt. Der Halsriemen will nicht nachgeben, und ich zerre daran, bis er aus seiner Verankerung reißt.
    Jetzt hat Ernie meinen rechten Fuß erwischt. Mit dem linken trete ich ihm auf die Hand und brate ihm zur Dreingabe eins mit dem Klappspaten über. Er stöhnt auf und bleibt bewegungslos liegen.
    Und nun? Was mache ich mit dem Kerl?
    Ich könnte ihn zwingen, mit mir zur nächsten Polizeiwache zu fahren und auszusagen, überlege ich. Fragt sich nur, ob mir das helfen würde.
    Was wird er schon erzählen? Dass er mich dabei beobachtet hat, wie ich versucht habe, eine Leiche zu vergraben. Dass der Tote vermutlich ein Mitarbeiter von hill & valley ist, und zwar jener Mitarbeiter, den man in Verdacht hat, Firmengelder veruntreut zu haben. Dass ich beauftragt worden bin, der Geschichte nachzugehen, es allerdings offenbar vorgezogen habe, mit besagtem Mitarbeiter gemeinsame Sache zu machen. Dass ich den Gemeinschaftsgedanken jedoch offensichtlich aufgegeben habe, als es ans Teilen des Geldes ging. Dass ich meinen Compagnon kurzerhand umgebracht habe. All diese Vermutungen basieren natürlich auf einer hinreichenden Anzahl von Verdachtsmomenten, die Ernie dazu veranlasst haben, mir nachzuspüren.
    Na prima! Ich habe nichts gegen ihn in der Hand, er hingegen stünde bald unter Polizeischutz und könnte seine Theorie durch einen einfachen Gang zum Misthaufen gleich mit Fakten untermauern. Wer braucht da noch Beweisfotos?
    Ernie beginnt, sich zu regen, und ich trete ihm nochmals fest auf die Hand, halte ihn mit dem Klappspaten in Schach und klemme seinen Kopf erneut zwischen meinen Füßen ein.
    Was, wenn ich ihn als Geisel nehme, wenn ich Waskovic meinerseits zu erpressen versuche? Leider dürfte die beiden keine romantische Liebesgeschichte verbinden, und Waskovic hat bewiesen, dass er bereit ist, über Leichen zu gehen – sicher auch über die von Ernie. Nein, ein Druckmittel ist der Typ bestimmt nicht.
    Lange kann ich ihn nicht mehr mit meinen Füßen in Schach halten, denn meine Kräfte lassen nach. Ernie hingegen ist wieder munter und zerrt an meinen Beinen, sodass ich umzufallen drohe. Keine Zeit zum Philosophieren, ich muss handeln. Ich ziehe ihm ein weiteres Mal eins mit dem Spaten über, schlage allerdings nicht fest genug zu. Es gelingt ihm, sich ein Stück herumzuwälzen, und plötzlich lässt er meine Fußgelenke los. Eine Hand fährt unter seinen Körper, dann hoch in die Senkrechte. Ein metallischer Lichtreflex. Er hat eine Waffe. Er hat eine Waffe auf mich gerichtet!
    Ein Blitzlicht flammt auf, ich habe auf den Auslöser der Kamera gedrückt.
    »Miststück!«, zischt Ernie. »Geh weg!«
    Ich lockere meine Beinstellung, und er springt auf die Füße, erstaunlich behände für einen schweren Mann wie ihn. Augenblicklich renne ich

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