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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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kompromittierenden Bilder, die ich der Kaulquappe auf den Tisch geknallt und die sie ihrem Gatten postwendend buchstäblich unter die Nase gehalten hat.
    Möglicherweise hatte diese Foto-Aktion auch rein strategische Gründe: Fakt ist, dass Waskovic einen Keil zwischen Markus und mich treiben wollte, und das war ihm problemlos gelungen.
    Bilder sagen nicht die Wahrheit, Markus, das wissen wir doch alle. Wie heißt es so schön? Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge. Diese Bilder lügen, Markus!
    Wenn ich es dir nur erklären könnte, aber dafür ist es zu spät.
    Diese Videos, die Fotos … Meine Fingerabdrücke auf der Massageliege in Toms Keller, in der Sauna, auf dem Klo, in den Badezimmerschränken, auf seinem Beifahrersitz … Eine lose Bekanntschaft? Bedeutungslose Begleiterscheinung eines spontanen, einmaligen, geselligen Beisammenseins nach dem gemeinsamen Sport? Derartige Behauptung würden nicht nur den Ehemann vergrätzen, auch als polizeiliche Ermittlerin würde ich eher einen Besen fressen, als das zu glauben. Zumal mein Handy in seinem Wagen lag, kombiniert mit Blutspuren, die sich offenbar nicht bloß auf einen aufgekratzten Mückenstich zurückführen lassen.
    Nicht zu vergessen die Tatsache, dass sowohl Wasserwellen-Tom als auch ich momentan als verschollen gelten. Und dass die Umstände dafür sprechen, dass einer von uns beiden tot ist.

19
    Freunde in der Not gehen tausend auf ein Lot.
    Sprichwort

    Ich kurve über die Landstraße zurück in Richtung Heimat. Da mir noch viel Zeit bis zu meinem Treffen mit der Kaulquappe bleibt, beschließe ich, in Betzdorf einen weiteren Zwischenstopp einzulegen und mich mit dem Nötigsten einzudecken. Ich besorge mir einen Rucksack, einige Drogerieartikel, eine Taschenlampe, ein Feuerzeug, Müsliriegel, Käse und abgepackten Kuchen. Ich entsorge unauffällig Vanessas Handtasche, die ich nun nicht mehr benötige, dann fahre ich weiter. Es herrscht nicht viel Verkehr, sodass mir Zeit zum Grübeln bleibt.
    Was ist mit dem Geld, hinter dem Vanessa her war?, überlege ich. Die unterschlagenen 2,5 Millionen, die Waskovic der Polizei gegenüber angegeben hat: Sollte Tom sie sich tatsächlich eingesackt haben?
    Gut möglich, denn Waskovic hätte sicher nicht Alarmstufe rot ausgerufen, hätte Müller lediglich ein paar Schachteln Heftklammern aus dem Büro geschmuggelt.
    Nehmen wir also an, Thomas Müller hat die Kohle an sich gebracht. Waskovic weiß zwar, dass ich Tom kannte, trotzdem wird er im Gegensatz zu Vanessa nicht annehmen, dass ich mir das Geld unter den Nagel gerissen habe, schließlich weiß er, dass Müllers Tod nicht auf mein Konto geht. Und selbst wenn er vermuten sollte, ich hätte mich illegal bereichert: Er hätte zig Gelegenheiten gehabt, es sich zurückzuholen. Seine Sesamstraßen-Gang hatte mich mehr als einmal am Wickel. Aber sie haben sich darauf beschränkt, mich zu observieren und k. o. zu schlagen.
    Was kann ich also daraus schließen? Zum Beispiel, dass Waskovic sich das Geld bereits wiederbeschafft hat, als er Thomas Müller erschießen ließ. Nahm Vanessa deshalb an, nur der Mörder könne es haben – ihrem Glauben nach folglich ich?
    Was war mit Müllers Verbündetem, diesem Salzmann, dem zweiten Todeskandidaten, der zugleich Vanessas einstiger Compagnon ist. Ist er womöglich noch am Leben und hat das Geld an sich genommen?
    Herbert hat lediglich die Anzeige gegen Müller erwähnt. Hat Waskovic keine Anzeige gegen Salzmann erstattet, weil der noch lebt und ihm daher gefährlich werden kann? Oder hat Herbert die Anzeige einfach nicht erwähnt, weil er sie für unwichtig hält – oder gar nichts davon weiß?
    Himmel, mir raucht der Kopf! Wie soll ich Licht in dieses rabenschwarze Chaos bringen – ohne Hilfsmittel, ohne Unterstützung, von allen Seiten gejagt?
    Die Antwort lautet: gar nicht.

    Ich fahre rechts ran und wähle Herberts Nummer. Sein Handy ist nicht ausgeschaltet, was nur bedeuten kann, dass er auf Nachricht wartet. Von mir oder von wem auch immer.
    Tatsächlich nimmt er das Gespräch entgegen.
    »Hör mir bitte zu«, sage ich. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Herbert schweigt.
    »Ich weiß, dass vieles merkwürdig aussehen muss, aber die Dinge sind nicht so, wie sie scheinen. Dieser Bert Waskovic spielt mir übel mit, verdammt übel. Es gab nie einen Auftrag, Thomas Müller zu beschatten. Alles, was ich tun sollte, war rauszukriegen, ob Waskovic eine Freundin hat. Die Order kam von seiner Frau, und ich hab mich drangemacht,

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