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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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beiden Wände der Schlucht in einem V aufeinandertrafen. Vor ihnen lag ein Haufen Felsbrocken, die heruntergestürzt waren und sich in dem V verklemmt hatten. Prue inspizierte die Stelle etwas genauer und entdeckte einen losen Stein. Mit Curtis ’ Hilfe räumte sie das Geröll weg, und zusammen gelang es ihnen, den Stein wegzuheben. Darunter kam ein kleines, eckiges Loch zum Vorschein. Curtis war sich nicht sicher, ob er sich das nur einbildete, aber er glaubte, den Hauch einer Brise aus der Öffnung wehen zu spüren.
    Sie starrten in das Loch.
    »Was, glaubst du, ist da unten?«, fragte Curtis.
    »Weiß nicht.« Nach einer kurzen Pause sagte Prue: »Was hat Brendan noch mal erzählt? Dass hier unten früher Menschen gelebt haben? Vor langer Zeit?«
    »Felsenmenschen, ja. Man hat Überbleibsel gefunden, Malereien und so was. Aber das war viel weiter oben. Soweit ich weiß, war niemand so tief hier unten.«
    Prue wandte den Blick der Ratte zu, die wieder auf Curtis ’ Schulter saß. »Septimus, jetzt könntest du dich mal echt nützlich machen.«
    »Lass mich raten. Ich soll da rein.« Nervös strich er sich die Schnurrhaare glatt.
    »Bitte.«
    »Komm schon, Septimus«, sagte Curtis. »Wir brauchen dich.«
    Prue hielt die Laterne hoch, und sie strahlte einen trüben Schein in das Loch.
    Septimus maulte etwas, dann hüpfte er von Curtis ’ Schulter auf seinen Ellbogen und von dort aus auf den harten Steinboden der Schlucht. Vor der Öffnung hielt er kurz inne und schnüffelte misstrauisch.
    »Es ist das, was ein wahrer Räuber tun würde«, lockte Curtis.
    »Ich bin kein eingeschworener Räuber«, sagte die Ratte. »Ich bin mein eigener Herr. Und ich entscheide selbst, wo ich reingehe.« Damit verschwand er im Loch.
    Prue und Curtis warteten geduldig. Zehn Minuten verstrichen, und die kalte Luft aus der Höhle kroch unter Curtis ’ zerrissene und schmutzige Offiziersjacke. Endlich erklang das unverkennbare Geräusch von Septimus ’ Krallen auf Stein. Die Ratte tauchte aus der Öffnung auf, nun von einer frischen grauen Staubschicht bedeckt. Sie streckte die Pfote aus, das Gesicht zerknautscht und zuckend.
    »Was hast du gesehen?«, fragte Curtis beunruhigt.
    Immer noch hielt Septimus die Pfote hoch, er schüttelte seine Schnauze hin und her, als versuchte er, ein Bild aus seinem Kopf zu verscheuchen.
    »Septimus!«, rief Prue.
    Und dann hörte er abrupt auf. Er öffnete die Schnauze und klopfte sich mit den dünnen Fingern auf die Nase. »’tschuldigung. Ich dachte, ich müsste niesen.«
    Wie aus einem Mund atmeten Prue und Curtis erleichtert auf.
    Sobald die Ratte sich erholt hatte, fuhr sie fort: »Da ist ein Tunnel. Und ich glaube, er ist groß genug für uns alle.«

    Sie stiegen hinab.
    Sie hatten nur ein paar Armvoll Steine wegräumen müssen, um das Loch groß genug für Prue und Curtis zu machen. Der Durchgang dahinter war weniger ein Tunnel als eine ausgeräumte Ader in dem gleichsam aus herabgestürzten, zusammengepressten Felsplatten bestehenden Gestein. An mehreren Stellen wurde es so eng, dass Prue und Curtis auf dem Bauch kriechen mussten. Ab und zu merkte Curtis, dass der Tunnel anzusteigen begann, und dann fühlte er ein frohes Kitzeln im Bauch. Doch es dauerte nie lange. Unweigerlich neigte sich der Weg wieder hinab, und sie büßten das bisschen Höhe, das sie gewonnen hatten, rasch wieder ein. Je länger sie dort unten waren, desto weiter entfernten sie sich vom eigentlichen Ziel: an die Oberfläche zu gelangen, um herauszufinden, was mit den Räubern passiert war. Curtis machte sich Sorgen, dass Prue nicht der gleichen Ansicht war.
    Der Tunnel fiel weiter ab.
    Curtis erinnerte sich an einen Schulausflug vor einigen Jahren zu ein paar Höhlen in der Umgegend. Jene Höhlen, erfuhr er damals, waren von Hobbyforschern entdeckt worden, die zufällig einen schmalen Riss in einer Felsoberfläche entdeckt und beschlossen hatten, ihn zu erkunden. Einer von ihnen war gestorben, nachdem er einem Seitengang gefolgt und aufgrund einer Fehldeutung der geografischen Gegebenheiten stecken geblieben war. Seine Leiche war erst drei Wochen später gefunden worden. Obwohl Curtis sich alle Mühe gab, diesen Gedanken zu verscheuchen, ließ er ihm einfach keine Ruhe. Irgendwann hielt er Prues Stiefel fest und schüttelte ihn.
    »Hey«, rief er.
    Sie hielt an. »Was denn?«
    »Wann stellen wir endlich fest, dass das hier verrückt ist?«
    Pause. »Eigentlich hab ich das schon.«
    »Ehrlich?«
    »Ja, aber so lange es

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