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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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die Luft segelten, sondern eher in sehr schnellem Tempo den schrägen Abhang hinunterrutschten.
    Callista, der Kitsune, die auf derselben Seite abgestürzt war wie sie, war es nicht so gut ergangen. Da sie weniger dicht am Rand gestanden hatte, als die Brücke zerriss, war sie im Sturz erst auf die Schräge aufgetroffen, als es schon zu spät war. Als Curtis nach einer kurzen Bewusstlosigkeit aufwachte, entdeckte er ihren leblosen Körper etwa drei Meter von der Stelle entfernt, an der er zum Stillstand gekommen war. Im Todeskampf hatte sie sich wieder in ihre ursprüngliche Gestalt zurückverwandelt. Ein schwarzer Fuchs lag dort.
    Was die Ratte Septimus betraf, konnte man noch nichts sagen. Vielleicht war Curtis ja der Einzige von ihnen, der überlebt hatte. Er kniff sich kurz in die Wange, um sich zu vergewissern, dass das auch wirklich der Fall war. Seine Hände waren böse aufgeschürft und voller Erde, aber er spürte sie deutlich auf dem Gesicht. Er fühlte sich überaus lebendig.

    »Prue?«, krächzte er. Die Finsternis der Schlucht war überwältigend. Über sich konnte er einen sehr, sehr schmalen Lichtstreifen sehen, wie den Kondensstreifen eines Flugzeugs, aber die Entfernung zur Oberfläche schien ihm unvorstellbar groß. Auch wenn die Rutschpartie keinen tödlichen Ausgang genommen hatte, war sie alles andere als sanft gewesen. Stellenweise war das Gefälle des Felsens so stark und Curtis dadurch so schnell geworden, dass er fest damit rechnete, einen schmerzhaften, knochenbrecherischen Tod sterben zu müssen. Der letzte dieser Abschnitte hatte ihn – mit heilen Knochen, soweit er das beurteilen konnte – auf diesem kleinen Vorsprung aus Fels und Erde ziemlich weit unten in der Schlucht abgesetzt.
    »Prue! Septimus!«, rief er etwas lauter. In einigem Abstand hörte er ein gequältes Grunzen. Ohne extra aufzustehen (er war sich immer noch nicht ganz sicher, ob nicht doch etwas gebrochen war), kroch er auf dem schmalen Vorsprung auf das Geräusch zu. Als er an der Kante ankam, fragte er: »Prue, bist du das?«
    »Ja«, erwiderte seine Freundin. »Ich bin’s.«
    Es war zu dunkel, um zu erkennen, wo genau sie war. »Alles in Ordnung?«
    »Ich glaube, ich hab mir am Knöchel wehgetan. Schon wieder. Der gleiche wie letztes Mal.« Damit war Prues Sturz vor einigen Monaten gemeint, als Kojotensoldaten den Adler abgeschossen hatten, auf dem sie flog. Curtis zog eine Grimasse.
    »Wie schlimm?«, fragte er.
    Es folgte eine Pause, in der Prue vermutlich die schmerzende Stelle abtastete. »Ich glaube, es geht schon«, sagte sie schließlich. »Ist Septimus bei dir?«
    Curtis blickte sich um. Es war stockdunkel. »Nein.« Dann rief er. »SEPTIMUS!« Keine Antwort. Curtis fluchte leise vor sich hin. Die Ratte war klein und geschmeidig, sagte er sich. Vielleicht hing sie immer noch an dem Seil dort oben. Vielleicht hatte sie sich in Sicherheit gebracht.
    »Geht’s dir gut?«, rief Prue.
    »Ich glaube schon. Der andere Fuchs ist tot. Hat den Sturz nicht überlebt.«
    »Was ist mit Darla?«
    »Keine Ahnung. Ich hab nicht gesehen, was passiert ist.« Er hielt kurz inne. »Aber kein Septimus.«
    »Aber dir geht es gut?«
    Jetzt endlich atmete Curtis tief durch und befühlte seine Muskeln und Gelenke. Wie durch ein Wunder hatte er offenbar, abgesehen von einigen Prellungen, keine größeren Verletzungen davongetragen. »Ich glaube, es ist alles okay.«
    Ein in der tiefen Dunkelheit nicht zu deutendes Schaben ertönte. Stoff auf Stoff. Noch ein Ächzen. Eine Schnalle wurde geöffnet. Dann das unverkennbare Geräusch eines Streichholzkopfs auf der Reibefläche, und ein kleines gelbes Licht flammte auf. Curtis spähte über die Kante des Felsvorsprungs und sah Prue auf den Knien sitzen und eine Campinglaterne anzünden, die sie wohl ebenfalls in ihrem Rucksack verstaut gehabt haben musste. Sie wartete, bis der Docht brannte, wedelte das Streichholz aus und schnippte es weg. Ein Lichtkreis leuchtete auf und erhellte ihre Umgebung.
    »Wo sind wir?«, fragte Curtis. Das Laternenlicht kratzte nur notdürftig an der sie umgebenden Finsternis, aber es reichte aus, um zu erkennen, dass zwei Felsblöcke in der Größe von kleinen Häusern die Vorsprünge geschaffen hatten, die ihnen das Leben gerettet hatten. Er sah, dass Prue nur etwa drei Meter unter ihm gelandet war. Die Schlucht verengte sich hier beträchtlich, die beiden Steilwände waren kaum eineinhalb Meter voneinander entfernt. Curtis vermutete, dass sie in einen

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