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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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geht, sollten wir weitergehen, finde ich.«
    »Ich dachte nur …«
    »An diesen Hobbyforscher, der in der Höhle stecken geblieben ist, wo wir vor ein paar Jahren auf dem Schulausflug waren?«, unterbrach ihn Prue.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich hab an genau dasselbe gedacht.«
    »Das machen wir nicht, okay?«
    »Okay.«
    Da hallte Septimus ’ Stimme durch den Gang. Dadurch, dass er sich schneller fortbewegte als seine menschlichen Gefährten, konnte er das Gelände schon mal sondieren. »Es wird größer«, brüllte er. »Genau vor euch.«
    Zu ihrer Erleichterung hatte die Ratte recht: Nach und nach weitete sich der Tunnel, bis er groß genug war, um aufrecht zu sitzen. Sie machten Rast und wühlten in Prues Rucksack nach den letzten Resten des Proviants, den sie eingepackt hatte. Die Ausbeute belief sich auf drei Stücke Trockenfleisch, zwei Äpfel und ein paar Kanten Brot. Mit dem Klappmesser, das wie durch ein Wunder den Sturz von der Seilbrücke überstanden hatte, teilten sie eines der Fleischstücke auf und schnitten ein paar Spalten aus dem Apfel. Curtis, der allmählich sehr durstig war, saugte erst noch den letzten Tropfen Flüssigkeit aus seinem Apfelstück, ehe er es in den Mund steckte. Prue zog unterdessen ihren Stiefel aus und inspizierte den Knöchel. Die Schwellung schien nicht sonderlich stark.
    »Wenigstens muss ich nicht darauf laufen«, meinte sie mit einem schiefen Lächeln.
    Sie setzten ihren Weg fort. Curtis übernahm mit der Laterne die Führung, und Prue krabbelte hinter ihm her. Der Tunnel war immer noch nicht hoch genug zum Stehen, weshalb sie auf allen vieren bleiben mussten, obwohl ihre Knie und Handballen langsam schmerzten. In einiger Entfernung konnte Curtis Septimus gerade noch erkennen, der durch den engen Gang hüpfte, als wäre es sein zweites Zuhause.
    Nach einer Weile erreichte die Ratte eine scharfe Biegung. Sie legte den Kopf schief und sah die beiden Kinder an. »Psst«, machte sie. »Hört ihr das?«
    Prue lauschte angestrengt. »Nein, was denn?«
    »Es ist wie ein … ich weiß auch nicht … ein Schwappen«, sagte Septimus. Achselzuckend lief er weiter in die Dunkelheit hinein.
    Auch Curtis kroch ein oder zwei Meter weiter, und mit einem Mal gab der Boden unter seinen Knien nach.
    Er stürzte ab.
    Zu sagen, dass Prue es passieren sah, ginge vielleicht zu weit. Eher schon: Gerade sah sie ihn noch vor sich, und im nächsten Moment war er einfach nicht mehr da. Als hätte er sich in Luft aufgelöst.
    »CURTIS!« Sie war wie versteinert, vor Schreck konnte sie sich nicht rühren.
    Ein lautes Platschen.
    »Ach das war es, was ich gehört habe«, verkündete Septimus und spähte in die Absturzstelle hinein. »Wasser.«
    Ohne die Ratte zu beachten rief Prue erneut Curtis ’ Namen, so laut sie nur konnte. Der ganze Tunnel hallte von dem Klang wider.
    Ein überraschtes Jaulen war die Antwort. »WASSER!«, schrie Curtis schrill von unten zurück. » KALTES WASSER!«
    Zum Glück war die Laterne nicht mit hinabgefallen, sondern lag umgekippt in dem schmalen Gang. Prue hob sie auf und schwang sie hin und her, um sich zu orientieren. Unmittelbar vor ihr war ein Loch im Fels, das ungefähr Curtis ’ Größe hatte. Seltsamerweise hatte dieses Loch eine eckige Form, auch wenn der Grund dafür Prue nicht sofort einleuchtete. Sie war zu stark auf das Wohlergehen ihres Freundes konzentriert.
    »Geht es dir gut?«, rief sie ihm zu.
    »J-ja!«, stotterte er. Seine Stimme hallte unheimlich, als befände er sich in seinem sehr großen Raum.
    »Was ist denn passiert?«
    »Ich bin in einen – einen See gefallen!« Mehr hektisches Spritzen war zu hören. »Er ist echt kalt!«
    »Moment mal«, rief Prue. »Ich probiere kurz was aus.« Sie sah Septimus mit hochgezogener Augenbraue an. Dann wickelte sie das Seil aus ihrem Rucksack ab und winkte die Ratte zu sich.
    »Schön festhalten.« Sie gab ihm die Laterne.
    Er gehorchte, beäugte sie aber argwöhnisch, als sie ihm das Seil um den Bauch knotete und ihn zu dem Loch im Boden schubste.
    »Ich hab’s«, versicherte er. »Ich hab’s.«
    Sobald die Ratte in der Öffnung baumelte, strömte Licht in den Raum. Septimus wand sich unbehaglich in dem Seil um seinen Bauch, hielt aber weiter die Laterne fest.



»Hier drüben, Septimus! Weiter rüber!« Curtis bibberte. »Ich sehe langsam was … ja!« Geplätscher. Prue schob vorsichtig den Kopf über das Loch und sah ihren Freund wild in einem riesigen Becken mit pechschwarzem Wasser strampeln.

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