Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
Vom Netzwerk:
weg hier«, sagte Martha.
    Rachel nickte. »Wir treffen uns im Flur.«
    Martha schlich zur Tür, öffnete sie langsam und spähte angestrengt hinaus. Da niemand zu sehen war, ging sie auf Zehenspitzen hinaus auf den Flur. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie merkte, dass Rachel nicht hinter ihr war.
    »Rachel!«, flüsterte sie. »Kommst du?«
    Endlich tauchte das Mädchen auf, machte leise die Tür zu und schloss ab. Dann nickte es Martha zu. »Gehen wir.« Zusammen tapsten sie leise zurück zum Schlafsaal, und Martha schickte ein Dankgebet gen Himmel, sobald sie sicher unter ihrer Decke lag. In der Eile hatte sie gar nicht bemerkt, dass Rachel das Büro mit etwas Kleinem, Quadratischem unter dem Arm verlassen hatte.

    Elsie hatte gerade geschickt eine Mutter aus dem Maul des RSO geholt – ein Handgriff, den sie schon beinahe unbewusst ausführte, nachdem sie bereits seit einer Woche in der Fabrik arbeitete –, als Unthank mit einem merkwürdigen weißen Kästchen unter dem Arm die Treppe heruntergestürmt kam. Desdemona folgte ihm etwas vorsichtiger auf ihren hohen Hacken. Zuerst hatte Elsie sich nichts dabei gedacht, aber im Geiste zählte sie schnell zwei und zwei zusammen. Sowohl Martha als auch Rachel waren beim hastigen Frühstück im Speisesaal sehr still gewesen, und über ihren mitternächtlichen Erkundungsausflug hatten sie nichts verraten. Sie hatten versprochen, Elsie am Abend einzuweihen, wenn »weniger neugierige Blicke« zu befürchten waren, wie Martha es formuliert hatte.
    »Mädchen und Jungen!«, rief Desdemona. »Bitte hört gut zu.«

    Unthank marschierte in die Mitte des Raums und hob das Kästchen hoch über den Kopf, sodass jeder es sehen konnte. Das schwarze Kabel hing auf der Rückseite herunter wie ein Schwanz. Desdemona stand neben ihm, ein hölzernes Klemmbrett in der Hand.
    Verstohlen schielte Elsie zu Martha, die ihre Schutzbrille abgezogen hatte und Rachel unverwandt anstarrte, die wiederum den Kopf gesenkt hatte.
    »Kommt das irgendjemandem bekannt vor?«, fragte Unthank. Er musste die Stimme erheben, um den Lärm der Maschinen zu übertönen, und sie hallte in dem hohen Raum.
    Niemand sagte etwas. Unthank schüttelte das Metallkästchen. Es gab ein Rasseln von sich.
    »Ich bin bereit, demjenigen, der das genommen hat, ein Angebot zu machen«, sagte er. »Wenn der Schuldige jetzt gesteht, werde ich davon absehen, alle in dieser Fabrik mit drei zusätzlichen Arbeitsstunden pro Tag zu bestrafen. Und obwohl dieser Verstoß so schwerwiegend ist, dass er den sofortigen Unadoptierbaren-Status rechtfertigt, würde ich Gnade walten lassen und wegen Ehrlichkeit nur zwei Strafpunkte geben. Also: Wer war es?« Er ließ den Blick über die aufmerksamen Kinder schweifen, die bei der Aussicht auf noch längere Arbeitstage ein kollektives Ächzen ausstießen.
    Elsie beobachtete Martha und Rachel. Martha starrte ihre Schwester mit großen, anklagenden Augen an.
    Aber niemand sprach. Abgesehen von dem Stöhnen blieb es still im Raum.
    Da trat Martha Song vor.
    »Ich war’s. Ich bin heimlich in Ihr Büro gegangen und hab die Kiste aus dem Regal genommen. Es tut mir wirklich leid, Mr. Unthank.«
    Elsies Kiefer klappte herunter. Sie bemerkte, dass Rachel Martha erschrockenen ansah.
    Unthank lächelte. Der Schnauzer und der Kinnbart verzogen sich um seine Lippen wie zwei sich streckende Meerkatzen. »Sehr anständig von dir, Song«, sagte er. »Und ich werde dir mit Vergnügen zwei Strafpunkte für diese Information erteilen. Deine ersten beiden, wenn ich mich recht entsinne.«
    Mit bedrückter Miene nickte Martha.
    Unthank hatte eine Pause eingelegt, während der er sich erneut im Raum umsah. Dann sagte er lauter: »Allerdings weiß ich zufällig, dass du nicht die Missetäterin bist.« Das sorgte für einen gewissen Aufruhr unter den Umstehenden, und Rachel starrte wieder ihre Schuhe an. Elsie Herz machte einen Satz. »Ich muss sagen, es enttäuscht mich zutiefst, zu wissen, dass der wahre Täter, der Dieb, sich nicht zu erkennen geben will«, fuhr er fort. »Besser gesagt, die Diebin . Dieser teure Apparat« – erneut schüttelte er das Kästchen – »wurde im Spind von Bett dreiundzwanzig gefunden. Und Bett dreiundzwanzig gehört …«
    »Rachel Mehlwerg«, beendete Desdemona den Satz eisig.
    Elsie stieß ein hohes, kurzes Wimmern aus. Sie sah zu Rachel, deren Schultern kaum merklich bebten.
    »Aus mir unbekannten Gründen hat Fräulein Mehlberg beschlossen, das Personal des Heims für

Weitere Kostenlose Bücher