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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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widersprach, als wäre jede Außenseite des Zahnrads zugleich auch seine Innenseite. Irgendwie griffen, trotz der Verdrehung, die Zähne der Ritzel laut Zeichnung genau an der richtigen Stelle ineinander, um eine geschmeidige Bewegung der einzelnen Teile zu gewährleisten. Unthank fuhr den Umfang der verflochtenen Zahnräder nach und murmelte vor sich hin. Schließlich bedachte er seinen Besucher mit einem Blick, in dem niedergeschlagene Hilflosigkeit lag.
    »Das ist unmöglich«, sagte er.
    Der dünne Mann ließ sich nicht beirren. »Mit Sicherheit nicht.«
    »Ich meine, es widerspricht der Logik. Ich kann mir kaum vorstellen, wie viel Arbeit es war, diese Zeichnung anzufertigen. Aber es wirklich zu bauen? Unmöglich. Die Konstruktion, so hübsch sie auch sein mag, ist rein hypothetisch. Wunderschön, zweifellos, aber das ist ein Einhorn auch, mein Freund.«
    »Es ist nicht hypothetisch.«
    Unthank schien ihn nicht zu hören. Er bewunderte wieder die Zeichnung. »Ich muss zugeben, es ist ehrlich beeindruckend. Man könnte sogar so weit gehen, es als genial zu bezeichnen. Der Zeichner muss mit enormer schöpferischer Fantasie begabt sein, um sich so etwas auszudenken.« Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf.
    »Mr. Unthank, ich versichere Ihnen, dass es kein Wunschtraum ist. Es wurde bereits gebaut.«
    »Von wem?«
    »Von zwei sehr begabten Mechanikern. Vermutlich haben sie in aller Abgeschiedenheit in einer primitiven Werkstatt gearbeitet, wo sie nur ein paar Hämmer und Meißel zur Verfügung hatten. Ich gehe davon aus, dass Ihnen, da Sie sich einer ganze Fabrikhalle bedienen können, die Herstellung des Zahnrads leichtfallen wird.«
    Unthank lachte, nur ein Mal und sehr laut. Er legte die Zeichnung nieder und sah Roger direkt in die Augen. »Dieses … Ding ist eines der unglaublichsten Maschinenteile, die ich jemals gesehen habe. Selbst wenn ich meine gesamte Fabrik der Herstellung dieses Gegenstands widmen würde …« Sein Blick wanderte über die Wörter auf der Zeichnung, deren Sinn er bedächtig entschlüsselte. Beim Lesen murmelte er vor sich hin. Nach einer Weile sah er wieder auf. »Diese Mechaniker – die haben das mit Hammer und Meißel gemacht? Da muss man ja glauben, dass Ihr Baumzauber etwas damit zu tun hatte.«
    »Waldzauber«, verbesserte ihn der dünne Mann.
    »Richtig.« Unthank hielt inne. »Was ist das eigentlich genau?«
    »Er ist die Essenz des Waldes, und sie fließt in den Adern eines jeden, der dort geboren wurde. Es heißt, wir stammen von den Bäumen selbst ab. Ihr Außenweltler wisst erschütternd wenig über das, was sich jenseits der Peripherie abspielt, in den Wäldern, die ihr so salopp die Undurchdringliche Wildnis nennt. Es ist ein Ort, an dem vielfältiges Leben pulsiert. Und ich biete Ihnen exklusiven Zugang, etwas, das meines Wissens in der Geschichte unserer Koexistenz kein Waldianer je einem Außenweltler angeboten hat.«
    »Ja, das haben Sie schon erwähnt«, sagte Unthank. »Worin besteht dieser Zugang genau?«
    »Absolut uneingeschränkter Zugang. Sie bekommen eine Begleitperson zu Ihrer Verfügung, um Sie durch die Peripherie zu bringen, bis die Falle unwirksam gemacht werden kann. Die Möglichkeit, Ihre Waren auf einem vollkommen neuen Markt anzubieten. Die völlige Kontrolle über die Rohstoffe eines Landes mit riesigen Urwäldern. Bäume, die Tausende von Jahren alt sind. Wenn unsere Herrschaft erst gefestigt ist, werden Sie vielleicht in die Regierung aufgenommen. Maschinenteilefabrikant für den Dauphin. Wie hört sich das an?«
    »Hochinteressant«, sagte Unthank. Er blickte wieder auf die Zeichnung. »Ich meine, ich nehme an, es könnte … Also, ich möchte nicht voreilig sein, aber ich habe schon öfter mit solcherlei Dingen herumexperimentiert. Die richtige Werkstatt habe ich weiß Gott dafür. Falls es schon einmal hergestellt wurde, falls es irgendwo auf der Welt existiert hat, dann sollte man wohl meinen, dass – wenn überhaupt jemand – ich das Zeug dazu habe, es erneut zu bauen. Aber es ist keine Kleinigkeit, das kann ich Ihnen versichern.« Er zögerte einen Augenblick. »Haben Sie gerade etwas von einem Delfin gesagt?«
    Der Mann warf Unthank einen verwirrten Blick zu. »Nein«, sagte er. »Der Dauphin. Der junge König.«
    »Und ich wäre sozusagen sein wichtigster Mann?«
    »Wenn Sie das wünschen.«
    »Wer ist er, dieser Dauphin? Und warum lässt er dieses Ding nicht einfach bauen?«
    »Weil er zur Zeit unpässlich ist. Aber das

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