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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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unabhängiges Land zwischen Südwald und Wildwald. Die Vögel üben schon länger Druck auf den Gouverneurregenten aus, damit er ihnen gestattet, nach Wildwald einzurücken, um sich gegen Angriffe auf ihre Grenzen zu verteidigen.«
    »Und was hält sie davon ab? Warum brauchen sie die Erlaubnis des Gouverneurregenten?«, wollte Prue wissen.

    »Weil es ein Abkommen gibt, das der Adler erwähnt hat: Die Wildwaldkonventionen, die im Wesentlichen festlegen, dass es jedem Unterzeichner des Pakts untersagt ist, die Grenzen zu Wildwald zu verschieben – und das schließt militärische Operationen ein«, erklärte Richard. »Was eigentlich lächerlich ist, wenn man mal genauer darüber nachdenkt. Warum irgendjemand ausgerechnet nach Wildwald wollen sollte, ist mir unbegreiflich. Das Gebiet ist völlig unzivilisiert. Überwuchert. Tückisch. Widerspenstig. Nicht für Geld würden sich dort Leute niederlassen.«
    »Aber wer greift die Vögel denn an? Offensichtlich lebt ja niemand in Wildwald.«
    »Sie behaupten, Kojotentruppen – vermutlich dieselben wie die Soldaten, von denen du erzählst – hätten Vogelwachposten entlang der Grenze attackiert. Sie glauben, diese Kojoten stehen unter dem Befehl der abgesetzten Gouverneurswitwe, die früher das Oberhaupt von Südwald war.« Er gab ein unterdrücktes Glucksen von sich, als wäre diese Geschichte eine Art Insiderwitz. »Verrückte Vögel.«
    Prue drehte sich zu ihm um. »Moment mal: wer? «
    »Die Gouverneurswitwe. Sie war die Frau des früheren Gouverneurregenten Gregor Svik. Kam nach seinem Tod an die Macht. Schreckliche Herrscherin. Vor ungefähr fünfzehn Jahren wurde sie gestürzt und wie eine gewöhnliche Verbrecherin nach Wildwald verbannt. Weg. Von der Bildfläche verschwunden.«

    »Richard!« Prues Gesicht glühte. »Die Kojoten! Sie haben ihren Namen erwähnt!«
    »Wessen Namen, den der Gouverneurswitwe?« Er starrte sie entgeistert an.
    »Ja!«, rief Prue. »Als Curtis und ich die Kojoten entdeckten, haben sie sich gerade gestritten. Einer von ihnen hat gedroht, die anderen an die Gouverneurswitwe zu verpetzen. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Das kann nicht sein«, widersprach Richard. »Die Frau hat unmöglich überlebt. Wurde mitten in Wildwald ausgesetzt. Mit nichts als ihren Kleidern am Leib.«
    Prue war gekränkt, weil Richard ihr nicht glaubte. »Ich schwöre es, Richard. Einer der Kojoten hat gesagt, er würde die anderen der Gouverneurswitwe melden. Ich hab es genau gehört. Und ich kannte diesen Titel vorher noch nicht mal.«
    Richard schluckte heftig. »Na ja, sie war eben die weibliche Nachfolgerin für das Gouverneursamt, nachdem ihr Mann gestorben war und sie dadurch zur Witwe wurde.« Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Au weia. Wenn sie am Leben ist – und auch noch eine Armee aufstellt –, bedeutet das nichts Gutes für den Gouverneurregenten Svik und die Bewohner von Südwald. Aber dafür bin ich mir jetzt ganz sicher, dass Svik deine Geschichte hören will. Bisher hat sich noch niemand gemeldet, um das zu bezeugen, was die Vögel behaupten. Und ihnen allein kauft er es nicht ab.« Richard zog eine
weitere Zigarre aus seiner Jackentasche und kaute nachdenklich darauf herum.
    »Vielleicht kann mir der Gouverneurregent dann ja doch helfen«, sagte Prue. »Ich meine, wenn diese Witwenfrau wirklich eine Bedrohung für sein Land darstellt, dann muss er mir doch helfen, Curtis zurückzuholen! Und wer weiß: Möglicherweise kann sie uns zu Mac führen.« Sie stützte die Stirn in die Hand. »Es ist unglaublich, dass ich all dieses Zeug fasele. Es ist einfach unfassbar, dass ich hier in dieser merkwürdigen Welt gelandet bin. In diesem Postauto. Und über sprechende Vögel und eine Gouvernantenwitwe nachdenke.«
    »Gouverneurswitwe«, verbesserte Richard.
    »Richtig. Und ihre Kojotenarmee.« Prue sah Richard flehentlich an, das einzige freundliche Gesicht, seit sie in diesem seltsamen Land war. Plötzlich wurde sie von heftigen Gefühlen übermannt. »Was mache ich bloß hier?«, fragte sie kraftlos.
    »Meiner Meinung nach«, erwiderte Richard, »passieren Dinge normalerweise nicht einfach so. Wahrscheinlich ist das alles kein Zufall. Ich habe den Verdacht, dass du aus einem bestimmten Grund hier bist, Portland-Prue.« Er spuckte einen Tabakkrümel aus dem Fenster. »Wir wissen bloß noch nicht, was für ein Grund das ist.«

SIEBEN
Abendliche Unterhaltung · Das Ende einer langen Reise · Soldatenträume
    O bwohl es inzwischen dunkel wurde und er

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