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WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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war durchaus ernst gemeint. Es gab mehrere Dutzend Räume in diesem alten Haus und ebenso viele unerwartete Abzweigungen und Gänge. Da konnte man sich leicht verirren.
    Das Haus war um einen viereckigen Innenhof herum errichtet worden. Die Türen zur südlichen und westlichen Seite waren abgesperrt. Als Alys und Janie sie gewaltsam öffneten, taten sich dahinter ganze Flügel mit kleinen, leeren Räumen auf, die anscheinend seit Jahrhunderten nicht mehr betreten worden waren.
    An der Nordseite grenzte die uralte Küche an das drei Stockwerke hohe Wohnzimmer, das wahrscheinlich der größte Raum des Hauses war. Alys und Janie betraten jetzt die Ostseite. Alys überließ ihrer Schwester die Räume im Erdgeschoss und stieg die Wendeltreppe im Nordostturm zum ersten Stockwerk hinauf.
    Sie erreichte einen Flur mit einer hohen, gewölbten Decke, auf dessen linker Seite sich eine Vielzahl von Türen befanden. Die erste Tür führte in Morganas Schlafzimmer, in dem ein prächtiges Himmelbett mit Samtvorhängen thronte. In den gegenüberliegenden Wänden war je eine Nische eingelassen, und in jeder befand sich ein Spiegel, der bis zum Boden reichte. Als Alys dazwischentrat, wurde ihr Spiegelbild sowohl von vorn als auch von hinten bis ins Unendliche reflektiert, sodass der Raum scheinbar voller Menschen war.
    Die zweite Tür auf der Galerie führte zu einem Arbeitszimmer, die dritte zu einem Wohnzimmer, hinter der vierten lag die Bibliothek und hinter der fünften erblickte Alys ein prächtiges Spinnrad. Und in jedem dieser Räume war ein Spiegel. Einige waren schön wie der polierte Bronzespiegel im Wohnzimmer, andere hässlich und seltsam wie der Spiegel im Arbeitszimmer, der so angelaufen war, dass Alys sich kaum darin erkennen konnte. Aber nirgendwo entdeckte sie einen Hinweis auf ein geheimes Paneel oder eine versteckte Tür.
    Der sechste Raum unterschied sich von den anderen. Er war völlig kahl: keine Wandbehänge, kein Schrank, nicht einmal eine Kerze in der Nische. Nur ein sehr kleines Bett stand in einer Ecke.
    Sieht aus wie ein Kinderbett, dachte Alys und fragte sich, ob Morgana jemals ein Kind gehabt hatte, und wenn ja, warum dieser Raum, dieses Kinderzimmer, jetzt so leer war. Es sah beinahe aus, als hätte jemand absichtlich alles weggeworfen, was mit Erinnerungen behaftet gewesen sein mochte.
    Da unterbrach ein Ruf ihre Überlegungen. » Alys, komm schnell her! Charles sagt, er habe was gefunden.«
    Als sie aus dem Zimmer rannte, prallte sie mit Janie zusammen, die sie vom Flur aus gerufen hatte. Hastig eilten die beiden die Stufen hinab und zurück in die Küche, von wo aus eine lange, schmale Treppe in den Keller führte.
    Claudia war bereits dort unten und drückte ebenso wie Charles ein Ohr an die hintere Bretterwand. Gleich neben ihnen glänzte im roten Sonnenlicht, das durch ein kleines Fenster knapp unter der Decke fiel, ein rostiger Spiegel.
    » Hört mal!« Aufgeregt winkte Charles sie näher heran. Mit der anderen Hand schlug er mehrmals langsam an die Holzwand, während Claudia im Gegensatz dazu wild darauf einhämmerte.
    » Jetzt hört genau hin!«, sagte er und klopfte erneut. Diesmal hörte sich das Geräusch anders an.
    » Und seht euch das an!«, fügte er hinzu. » Ihr könnt einen Umriss erkennen, wenn ihr euch hier rechts hinstellt. Dieser Riss hier ist die eine Seite und der da der obere Rand. Es ist eine Tür.«
    » Und das ist das Schlüsselloch«, ergänzte Claudia. Sie hatte vier kleine Finger in ein Astloch in einem der Bretter gesteckt.
    » Moment mal«, sagte Janie. Sie schob Claudia beiseite und ließ ihre eigenen, empfindsamen Finger, die fast so klein waren wie die ihrer Schwester, in das Loch gleiten. » Hier drin ist Metall … eine Art Schloss … ein Federmechanismus. Wenn ich ihn nur in die richtige Richtung drücken könn…«
    Plötzlich schwang mit einem leisen Klick ein ganzer Teil der Wand nach innen.
    Der kleine Raum, der sich dahinter verbarg, wurde von schlitzförmigen Fenstern auf Höhe der Decke erhellt. Auch hier befand sich ein Spiegel. Ansonsten wurde jeder Zentimeter der Wand, der kein Fenster oder Spiegel war, von Regalen bedeckt. Und auf jedem Regal stapelten sich Reihe um Reihe Flaschen, Krüge, Phiolen.
    » Wow«, murmelte Claudia.
    » Ich wette, die Hälfte davon ist giftig«, bemerkte Janie.
    » Ich hab’s doch gleich gesagt: Hexen lieben zugige Räume«, stellte Charles zufrieden fest.
    Alys’ Triumphgefühl wurde ein wenig durch die Ehrfurcht

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