WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)
schon genauso schlimm wie Janie.«
Charles zuckte nur die Achseln.
Kapitel 7 – EIN MENSCHLICHER KNOCHENSPLITTER
» Wir brauchen Geld«, sagte Alys auf dem Weg zur Schule.
» Das musst du mir nicht zu erzählen. Wir werden ein paar Grabräuber anheuern müssen«, erwiderte Charles.
» Nein, ich meine es ernst. Selbst wenn wir … du weißt schon was … nicht haben, brauchen wir alle möglichen Ausrüstungsgegenstände, um die Zutaten für das Amulett überhaupt zusammenmischen zu können. Der Tiegel aus Gold zum Beispiel …«
» … ist in Morganas Spüle«, sagte Charles. » Genau wie Mörser und Stößel.«
» Okay, aber dann brauchen wir immer noch den ›roten Gürtel aus geflochtenem Kord‹ und die blauen Schuhe. Janies Buch zufolge ist dieser ›Gürtel‹ kein Hüftgürtel, sondern ein ganz normaler Gürtel. Geflochten muss er allerdings sein. Offenbar müssen wir also eine rote Kordschnur kaufen, die wir flechten können. Außerdem besagt das Buch, dass ›jungfräuliche Gewänder‹ Kleider sind, die noch nie getragen wurden. Ich gehe zwar davon aus, dass wir alle irgendwo ungebrauchte Kleidung haben, aber die Schuhe müssen wir trotzdem kaufen.«
» Ich habe blaue Tennisschuhe«, meinte Claudia.
Alys schüttelte den Kopf. » Die sind schon getragen worden. Und wir müssen außerdem grüne Seide für die Taschen besorgen und Seide ist nicht billig.«
Charles seufzte schwer. » Schon gut, schon gut. Professor Foster hat mich gefragt, ob ich heute Nachmittag auf Kevin und Amy aufpassen kann, damit sie nicht im Hort bleiben müssen. Eigentlich habe ich dazu keine Lust, weil ihr Hund jedes Mal das Weite suchen will, wenn ich die Tür aufmache, und Kevin beißt mich immer. Aber wenn wir wirklich Geld brauchen, mache ich’s.«
Also fuhr Charles nach der Schule mit seinem Fahrrad zu den Fosters, die in der Center Street wohnten, beinahe am Fuße von Morganas Hügel. Professor Foster, der an der University of California in Irvine lehrte, versprach, bis zum Abendessen zurück zu sein. Zum Abschied warnte er Charles – als hätte Charles irgendeine Warnung gebraucht –, Rocky, die Dänische Dogge, nicht ins Haus zu lassen, solange die Katze drin war.
Kevin und Amy bereiteten Charles genauso viel Probleme wie üblich und so freute er sich ab sechs Uhr auf die Rückkehr des Professors. Charles hatte versprochen, Alys und die anderen im alten Haus zu treffen. Um halb sieben war klar, dass die Fakultätssitzung wohl doch länger dauern würde, also stellte Charles die Kinder vor die Abendbrotwahl: Bologna-Sandwiches oder Veggie-Burger, und setzte sich mit der Katze vor den Fernseher. Um sieben tauchte Janie auf. Sie wirkte ungehalten.
» Nicht meine Schuld«, beteuerte Charles. » Der Professor hat gesagt, er wäre zum Abendessen wieder zu Hause. Das ist der Dank dafür, dass ich den ganzen Nachmittag mit zwei schreienden Kindern und einem tollwütigen Hund verbracht habe.«
Janie warf einen skeptischen Blick auf Rocky, der das Sicherheitsglas der Schiebetür auf eine harte Probe stellte, indem er sich dagegenwarf. » Hyperaktiv«, kommentierte sie trocken und stapfte zu einer Glasvitrine an der Wand hinüber, in der eine Sammlung aztekischer Kunstwerke arrangiert war.
» Er ist Anthropologe, nicht wahr?«, fragte sie.
» Der Hund ?«
» Okay, schon gut. Wo ist das Bad?«
» Zweite Tür den Flur hinunter, nach dem Arbeitszimmer des Professors.«
Janie verschwand für mehrere Minuten und Charles zappte von Sender zu Sender.
Gerade als Janie wiederkam, hörte Charles ein Auto vorfahren. » Na also«, sagte er, schaltete den Fernseher aus und ging zum Fenster. » Siehst du, er ist zurück. Wenn du – was ist los?«
» Charlie – bist du dir sicher, dass er zurück ist?«
» Klar, und er ist in Begleitung von ein paar Leuten. Hilfst du mir, Kevin und Amy fertig zu machen?« Aber Janie rührte sich nicht vom Fleck, als er ins Spielzimmer ging, und verharrte still in der Mitte des Wohnzimmers. Sie rührte sich selbst dann nicht, als ihr Bruder mit Kevin und Amy wieder hereinkam und Professor Foster und seine Gäste ins Haus traten.
» Entschuldige die Verspätung«, sagte der Professor zu Charles. » Hallo, du bist Charles’ Schwester, nicht wahr?«, begrüßte er Janie.
» Ja«, bestätigte Janie, während sie seltsam hektische Bewegungen mit Kopf und Schultern vollführte. Charles hatte das Gefühl, dass sie ihm damit irgendetwas signalisieren wollte, aber er hatte keine Ahnung, was.
» Nun,
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