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Wilhelm II.

Wilhelm II.

Titel: Wilhelm II. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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aufgeschoben, nicht aufgehoben sei. Drängte er Erzherzog Franz Ferdinand noch im Februar 1913 zum Einlenken Rußland gegenüber – man sagte ihm nach, bei dem «Hinausschieben der großen Entscheidung» wirke der Gedanke mit, sein 25jähriges Regierungsjubiläum in Frieden begehen zu wollen –, so schlug er bereits im April wieder martialische Töne an, als sich um Skutari ein neuer Konflikt zwischen Österreich und Serbien abzeichnete. Zu einem Erfolg gegen Serbien müsse Deutschland «Wien coute qui coute verhelfen;auch mit der Waffe in der Hand!» rief er aus, allerdings jetzt wieder in der Annahme, daß auch England bereit sein würde, «gegen Asiatisches Slaven- und Tartarenthum» vorzugehen. Bei ihm und in der Wilhelmstraße setzte sich die fatale Überzeugung durch, daß sich England aus einem europäischen Krieg heraushalten würde, vorausgesetzt, daß Rußland sich ins Unrecht setzte. «Es ist für uns sehr wichtig, die Rolle des Provozierten zu haben, da ich glaube, daß England dann – aber wohl auch nur dann – neutral bleiben kann», erklärte der Staatssekretär Gottlieb von Jagow Ende April 1913 ganz im Sinne seines Souveräns. In Berlin trat am 5. Mai 1913 wieder ein Kriegsrat zusammen; um ein Haar wäre es zum Ausbruch eines großen Krieges gekommen. Moltke versicherte dem österreichischen Militärattaché, die diplomatische Lösung der Skutarifrage sei «nur ein Aufschub» gewesen, und auch Kaiser Wilhelm äußerte sich in gewohnter Weise naßforsch über den bevorstehenden Rassenkrieg: «Der Kampf zw[ischen] Slawen und Germanen ist nicht mehr zu umgehen er kommt sicher. Wann? Das findet sich.»
    Je weiter die im Dezember 1912 beschlossene deutsche Armeeverstärkung voranschritt, je näher das Ende der Erweiterungsarbeiten am Kaiser-Wilhelm-Kanal rückte, desto bestimmter wurden die Forderungen Wilhelms und Moltkes nach einer energischen Aktion Wiens. Während der Manöver in Schlesien im September 1913 zeigte sich der Kaiser dem wieder amtierenden österreichischen Generalstabschef Conrad von Hötzendorf gegenüber ungehalten, daß er noch immer nicht in Serbien eingerückt sei. «Warum ist es nicht geschehen?» fragte er ihn, «Es hat Sie niemand verhindert!» Moltke versicherte seinem Kollegen: «Die Schwüle der jetzigen Zeit drängt zur Entladung. […] Nur das weiß ich, daß, wenn es zum Schlagen kommt, der Dreibund seine Schuldigkeit tun wird.» Allerdings warnte er Conrad, daß Deutschland, «wenn es zum Kriege käme, mit den Hauptkräften Frankreich angreifen und sich dann ehestens gegen Osten wenden» könne. Zwar stünden ihm 113 Divisionen zur Verfügung, aber «wir müssen an die Engländer denken, die sicher auf französischer Seite stehen werden». Als Österreich im Oktober 1913 ein Ultimatum an Serbien stellte mit der Forderung,seine Truppen binnen acht Tagen aus Albanien zurückzuziehen, konnte Wien sich auf die bedingungslose Unterstützung des Deutschen Reiches verlassen. «Seine Majestät der Kaiser und König haben die Mitteilung, daß Österreich-Ungarn diesmal fest entschlossen ist, Serbien nicht nachzugeben, mit großer Befriedigung begrüßt», meldete der Diplomat im kaiserlichen Gefolge.
    Ende Oktober 1913 traf der Kaiser in Wien mit dem Außenminister Graf Berchtold zusammen und setzte ihm auseinander: Sollten die Serben die Unterordnung unter Kaiser Franz Joseph verweigern, «so wird Belgrad bombardiert und so lange okkupiert, bis der Wille Seiner Majestät erfüllt ist». «Und das können Sie sicher sein, daß ich hinter Ihnen stehe und bereit bin, den Säbel zu ziehen, wann immer Ihr Vorgehen es nötig machen wird. (Seine Majestät begleitete diese Worte mit einer Handbewegung nach dem Säbel.) […] So oft sich während der fünfviertelstündigen Unterredung die Gelegenheit ergab, das Bundesverhältnis zu streifen, benützte Seine Majestät ostentativ den Anlaß, um zu versichern, daß wir voll und ganz auf Ihn zählen können. Dies war der rote Faden, der sich durch die Äußerungen des höchsten Herrn durchzog, und als ich beim Abschiede dies hervorhob und dankend quittierte, geruhte mich Seine Majestät zu versichern, daß, was immer vom Wiener Auswärtigen Amte komme, für Ihn Befehl sei …» In einem Bericht an Bethmann Hollweg bestätigte Botschafter von Tschirschky, der Kaiser habe Berchtold in aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben, die Doppelmonarchie müsse sich «Serbien
unter allen Umständen
auf irgendeine Weise, besonders auf militärischem

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