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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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konnte.«
    Wir waren alle der gleichen Meinung.
    Aber trotz dieser Einstimmigkeit waren wir der Lösung des Rätsels um keinen Schritt näher gekommen, wenn man es nicht geheimer Zauberkraft zuschreiben wollte. Die Polizei bewegt sich nur auf dem sicheren Boden der Realität. Ihre brutale Hand legt sich auf wirkliche Menschen von Fleisch und Blut. Es liegt nicht in ihrer Gewohnheit, Gespenster und Phantome zu verfolgen.
    Der Zerstörer des Brautbuketts, des Ehekontraktes, der Heiratsverkündigung, der Räuber des Kranzes war ein sehr greifbares menschliches Wesen. Es handelte sich nur darum, dasselbe zu ergreifen.
    Herr Stepark begriff vollkommen, daß unser Verdacht, die Anklagen, die wir gegen Wilhelm Storitz erhoben, sehr begründet seien.
    »Dieser Mensch, sagte er, ist mir immer verdächtig erschienen, obwohl niemals eine direkte Klage gegen ihn laut geworden ist. Er lebt – man weiß nicht wie und wovon – ein zurückgezogenes, den Augen der Welt verborgenes Leben. Warum hat er seine Vaterstadt Spremberg verlassen? Warum hat er, ein Preuße aus dem nördlichen Deutschland, sich hier mitten unter Ungarn niedergelassen, die seinen Landsleuten so wenig sympathisch sind? Warum hat er sich mit einem alten Diener in das Haus am Tököly-Wall eingeschlossen, dessen Schwelle niemals eines anderen Menschen Fuß betreten hat? Ich wiederhole, das sieht sehr verdächtig aus… sehr verdächtig…
    – Was gedenken Sie zu tun, Herr Stepark, erkundigte sich Hauptmann Haralan.
    – Das unter diesen Umständen einzig Mögliche, antwortete der Polizeichef, ist, eine Haussuchung abzuhalten; vielleicht finden wir einige Anhaltspunkte… Beweisstücke….
    – Aber bedarf es dazu nicht, fragte Dr. Roderich, der Autorisation des Gouverneurs?
    – Es handelt sich hier um einen Ausländer, welcher Ihre Familie bedroht hat. Ich zweifle nicht daran, daß der Gouverneur die Ermächtigung ohne weiteres erteilen wird.
    – Der Gouverneur befand sich auch gestern unter den Gästen, bemerkte ich.
    – Ich weiß es, Herr Vidal, er hat mich bereits wegen dieser Vorfälle, deren Zeuge er war, zu sich rufen lassen.
    – Hat er eine Erklärung dafür gefunden? fragte der Doktor.
    – Nein, auch er wußte keine annehmbare Erklärung zu finden.
    – Aber, sagte ich, wenn es zu seiner Kenntnis gelangt, daß Wilhelm Storitz an dieser Angelegenheit beteiligt ist…
    – Wird er nur um so begieriger sein. auf deren Aufklärung zu dringen, antwortete Herr Stepark. Erwarten Sie mich hier, meine Herren. Ich begebe mich sogleich in den Regierungspalast und noch vor Ablauf einer halben Stunde werde ich mit der Bevollmächtigung zur Haussuchung zurück sein.
    – Wir bitten, Sie dabei begleiten zu dürfen, sagte Hauptmann Haralan.
    – Wenn Sie es wünschen, Herr Hauptmann, ist mir Ihre Begleitung sehr angenehm; auch die Ihre, Herr Vidal, erwiderte der Polizeichef.
    – Ich, sagte Dr. Roderich, überlasse euch beide Herrn Stepark und seinen Leuten; ich eile nach Hause, wo ihr mir nach getaner Haussuchung Bericht erstatten werdet.
    – Und nach der Gefangennahme des Schuldigen, wenn sich Beweise für seine Schuld finden«, erklärte Herr Stepark, welcher sehr gewillt schien, der Angelegenheit mit allen Kräften zu Leibe zu rücken.
    Er begab sich in den Regierungspalast und Dr. Roderich ging nach seinem Hause zurück, wo wir ihn später wieder treffen sollten.
    Hauptmann Haralan und ich blieben im Arbeitszimmer des Polizeidirektors. Wir wechselten nur wenige Worte. In kurzer Zeit sollten wir das geheimnisvolle Haus betreten…. Ob der Eigentümer anwesend war?… Ich fragte mich im stillen, ob Hauptmann Haralan imstande sein werde, sich in dessen Gegenwart zu bemeistern.
    Nach Ablauf einer halben Stunde kam Herr Stepark zurück. Er befand sich im Besitze der verlangten Vollmacht zur Haussuchung und der Erlaubnis, sich aller Mittel zu bedienen, die ihm notwendig erscheinen würden.
    »Jetzt, meine Herren, sagte er, bitte ich Sie aber, sich ohne mich auf die Straße zu begeben. Ich gehe auf der einen Seite, meine Leute auf der anderen und in zwanzig Minuten treffen wir uns beim Hause des Wilhelm Storitz. Sind Sie einverstanden?
    – Vollkommen!« antwortete Hauptmann Haralan, worauf wir beide das Rathaus verließen und dem Batthyány-Kai zuschritten.
IX.
    Die Richtung, die Herr Stepark eingeschlagen hatte, führte ihn durch den nördlichen Teil der Stadt, während seine Leute paarweise die Viertel des Zentrums durchschritten. Hauptmann Haralan und ich

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