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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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folgten dem Donau-Kai, nachdem wir das Ende der Stephans-Straße erreicht hatten.
    Der Himmel war bedeckt. Geballte, graue Wolken trieben in großer Geschwindigkeit dem Osten zu. Unter der frischen Brise glitten die Fahrzeuge rasch die gelblichen Wasser des Stromes hinab. Gruppen von Reihern und Störchen flogen unter schrillen Schreien dem Winde entgegen. Noch fiel kein Regen, aber die dichtgelagerten Nebel drohten sich jeden Augenblick in Regengüsse zu verwandeln.
    Wir begegneten nur wenigen Passanten, außer in dem handeltreibenden Viertel, in dem zu dieser Stunde Käufer und Verkäufer sich drängten. Trotzdem hätte es Aufsehen erregen können, wenn der Polizeichef und seine Leute mit uns gekommen wären; es war jedenfalls klüger, daß wir getrennte Wege gingen.
    Hauptmann Haralan schritt schweigend neben mir. Ich fürchtete noch immer, daß er nicht an sich halten und irgend einen Gewaltakt verüben werde, sobald wir Wilhelm Storitz gegenüber stehen würden. Fast bedauerte ich, daß uns Herr Stepark erlaubt hatte, ihn zu begleiten. Eine Viertelstunde genügte uns, um am Ende des Batthyány-Kais das Haus des Dr. Roderich zu erreichen. Alle Fenster des Erdgeschosses waren noch geschlossen desgleichen diejenigen der Zimmer von Frau Roderich und Tochter. Welch ein Unterschied mit dem frohen Treiben des letzten Abends.
    Hauptmann Haralan blieb stehen und seine Blicke blieben an den geschlossenen Fensterladen haften. Ein Seufzer entrang sich seiner Brust, seine Hand machte eine drohende Bewegung – aber er sagte nichts.
    Wir bogen um die Ecke und gingen den Tököly-Wall hinauf, wo wir vor dem Hause Wilhelm Storitz’ halt machten.
    Ein Mann ging langsam an der Türe vorbei, die Hände nachlässig in die Taschen seines Rockes versenkt – ein Unbeteiligter. Es war der Herr Stepark! Wir trafen ihn hier unserer Verabredung gemäß.
    Fast gleichzeitig näherten sich sechs Polizeileute in Zivilkleidung, welche sich auf ein von Herrn Stepark gegebenes Zeichen längs des Gitters aufstellten. Unter ihnen befand sich ein Schlosser, welcher die Türe aufschließen sollte, falls uns nicht freiwillig Einlaß gewährt wurde.
    Die Fenster des Hauses waren wie gewöhnlich fest verschlossen, die Vorhänge der Aussichtswarte im Innern dicht zugezogen, so daß die Scheiben undurchdringlich waren.
    »Es wird niemand zu Hause sein, sagte ich zu Herrn Stepark.
    – Das wird sich ja zeigen, antwortete er mir. Ich glaube aber nicht, daß das Haus verlassen ist. Bemerken Sie nicht den Rauch, der aus dem linken Kamin aufsteigt?«
    In der Tat stieg ein dünner Rauchfaden vom Dache empor.
    »Wenn auch der Herr des Hauses nicht anwesend sein sollte, treffen wir wahrscheinlich den Diener an und es kann uns ziemlich gleichgültig sein, ob uns der eine oder der andere öffnet.«
    Ich wünschte sehnlichst, in anbetracht der Gegenwart des Hauptmannes, daß Wilhelm Storitz nicht zu Hause sein, meinethalben Ragz verlassen haben möge. Der Polizeichef ließ nun den Klopfer auf die Platte des Gitters niederfallen, dann warteten wir, daß jemand erscheinen und die Pforte öffnen werde.
    Es verging eine Minute… aber niemand zeigte sich. Herr Stepark ließ den Klopfer zum zweiten Male niederfallen….
    »Man scheint etwas schwerhörig zu sein in diesem Hause, murmelte er, dann wandte er sich an den Schlosser.
    – Öffnen Sie!« befahl er.
    Der Mann wählte eines seiner mitgebrachten Werkzeuge und die Türe öffnete sich ohne alle Schwierigkeit.
    Der Polizeichef, Hauptmann Haralan und ich traten in den Hof; vier Polizeileute begleiteten uns, während zwei zur Bewachung der Türe zurückblieben.
    Vor dem Hause angelangt stiegen wir die drei zum Eingang führenden Stufen hinan; wieder standen wir vor einer verschlossenen Türe.
    Herr Stepark klopfte zweimal mit seinem Stocke. – Keine Antwort. Nicht der geringste Lärm im Innern ließ auf die Anwesenheit von Menschen schließen.
    Nun kam auch der Schlosser die Stufen hinan und versuchte einen seiner Schlüssel. Es war ja nicht unmöglich, daß diese Türe mehrmals zugesperrt, vielleicht auch von innen verriegelt worden war, falls Wilhelm Storitz die Polizei bemerkt hatte und sie am Eintritte verhindern wollte.
    Aber nein! Das Schloß gab nach und die Türe öffnete sich augenblicklich.
    »Gehen wir hinein«, sagte Herr Stepark.
    Der Gang war sowohl durch ein oberhalb der Türe angebrachtes vergittertes Fenster erhellt als auch durch die Glasscheiben einer zweiten Türe, die rückwärts in den Garten

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