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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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führte.
    Der Polizeichef blieb inmitten des Ganges stehen und rief mit lauter Stimme:
    »Ist jemand zu Hause?«
    Keine Antwort, auch nicht auf eine zweite Frage. Es war auch kein Geräusch zu vernehmen. Höchstens daß wir, mit Zuhilfenahme all unserer Aufmerksamkeit und bei angestrengtestem Lauschen etwas wie ein leises Rascheln in einem der Nebenzimmer zu vernehmen glaubten…. Aber das war wohl eine Täuschung.
     

    Das Porträt schien zu leben… (S. 115.)
     
    Herr Stepark ging nun bis an das Ende des Ganges, ich folgte ihm auf dem Fuße und Hauptmann Haralan schritt hinter mir.
    Einer der Leute war auf den Türstufen stehen geblieben.
    Durch die offene Türe konnte man den ganzen Garten überblicken. Er war von Mauern eingeschlossen und mochte eine Oberfläche von zwei-bis dreitausend Quadratklaftern bedecken. Ein Rasenplatz, der seit langem mit keiner Sichel in Berührung gekommen war und dessen hohe Grashalme halb verwelkt auf der Erde lagen, nahm die Mitte des Gartens ein. Um denselben lief ein vielfach gewundener Weg, der von einer dichten Hecke begrenzt wurde. Hinter der Hecke erhoben sich hohe Bäume, die längs der Mauern gepflanzt waren und deren Wipfel über die ehemaligen Festungsschanzen ragten. Alles zeugte von Fahrlässigkeit und Vernachlässigung.
    Der Garten wurde durchsucht. Es war kein Mensch darin zu entdecken, obwohl die Alleen frische Fußspuren aufwiesen.
    Die Fenster waren auf dieser Seite mit Laden verschlossen, mit Ausnahme des letzten im ersten Stocke, das der Stiege Licht gab.
    »Es sieht aus, als ob die Leute bald zurückkommen würden, bemerkte der Polizeichef, da die Türe einfach zugezogen und nicht doppelt verschlossen war… wenn sie nicht am Ende Verdacht geschöpft und das Weite gesucht haben.
    – Glauben Sie, daß sie unser Vorhaben erraten konnten?… entgegnete ich. Nein, ich mache mich früher auf ihre baldige Rückkehr gefaßt.«
    Herr Stepark schüttelte sorgenvoll den Kopf.
    »Allein der dem Schornstein entschwindende Rauch beweist, daß im Hause Feuer gemacht worden ist.
    – Suchen wir das Feuer«, sagte der Polizeichef.
    Wir hatten festgestellt, daß der Garten ebenso menschenleer war wie der Hof, deshalb ersuchte uns Herr Stepark, wieder ins Haus zu treten. Die Gartentüre wurde hinter uns versperrt.
    In den Gang mündeten vier Türen. Die eine, neben dem Garten gelegene, führte in die Küche. Eine zweite war eigentlich nichts anderes als die Mündung des Stiegenhauses, das sich bis zum Dachboden erstreckte.
    Die Haussuchung nahm in der Küche ihren Anfang. Einer der mitgenommenen Leute öffnete ein Fenster und stieß die Balken zurück, deren jeder ein rautenförmiges Guckloch aufwies, das aber nur ungenügendes Licht einfallen ließ.
    Nichts konnte einfacher, rudimentärer sein als die Ausstattung dieser Küche. In einer Ecke stand ein eiserner Herd, dessen mächtiges Rohr in den geräumigen Kamin mündete, zu beiden Seiten desselben je ein Schrank, in der Mitte ein Tisch, zwei Strohsessel und zwei hölzerne Schemel; verschiedene Geräte waren an den Wänden befestigt und aus einer Ecke ertönte das regelmäßige Ticktack einer Wanduhr, deren Gewichte zeigten, daß sie am Vorabende aufgezogen worden war.
    Im Herde glühten noch einige Kohlenstücke; sie verursachten den außen sichtbaren Rauch.
    »Das wäre die Küche, sagte ich; wo aber steckt der Koch?…
    – Und dessen Herr, fügte Hauptmann Haralan hinzu.
    – Setzen wir unsere Entdeckungsreise fort«, sagte Herr Stepark.
    Die beiden anderen Räume des Erdgeschosses, deren Fenster auf den Hof hinaus gingen, wurden nun durchforscht Der eine, das Wohnzimmer, war mit Möbeln alter Arbeit ausgefüllt und mit stellenweise sehr abgenützten, altertümlichen Teppichen und Stickereien deutschen Ursprungs geschmückt. Auf dem Simse des mit einer mächtigen Feuerstelle ausgestatteten Kamins stand eine Stehuhr der Rokokozeit, die keinen geläuterten Geschmack verriet. Ihre Zeiger standen unbeweglich auf dem mit einer dichten Staubschicht belegten Zifferblatt und bewiesen, daß sie schon lange nicht benützt worden war. An der einen dem Fenster gegenüberliegenden Wand hing ein Porträt in einem ovalen Rahmen, der den Namen »Otto Storitz« aufwies.
    Wir sahen uns diese Malerei an: die Zeichnung war sehr genau und kräftig ausgeführt, die Farben waren lebhaft; es war ein wirkliches Kunstwerk, das den Namen eines unbekannten Künstlers trug.
    Hauptmann Haralan konnte seine Blicke nicht von diesem Bilde wenden.
    Auch

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