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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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ihn? Er sizt zu Sarnen
    Auf seiner hohen Herrenburg und spottet
    Ohnmächt’gen Zorns in seiner sichern Veste.
     
    MELCHTHAL
    Und wohnt’ er droben auf dem Eispallast
    Des Schreckhorns oder höher, wo die Jungfrau
    Seit Ewigkeit verschleiert sizt – Ich mache
    Mir Bahn zu ihm, mit zwanzig Jünglingen
    Gesinnt wie ich, zerbrech’ ich seine Veste.
    Und wenn mir niemand folgt, und wenn ihr alle
    Für eure Hütten bang und eure Heerden,
    Euch dem Tyrannenjoche beugt – die Hirten Will ich zusammen rufen im Gebirg,
    Dort unter’m freien Himmelsdache, wo
    Der Sinn noch frisch ist und das Herz gesund,
    Das ungeheuer Gräßliche erzählen.
     
    STAUFFACHER
(zu Walther Fürst)
    Es ist auf seinem Gipfel – wollen wir
    Erwarten, bis das Aeuserste –
     
    MELCHTHAL
    Welch’ Aeuserstes
    |49| Ist noch zu fürchten, wenn der Stern des Auges
    In seiner Höhle nicht mehr sicher ist?
    – Sind wir denn wehrlos? Wozu lernten wir
    Die Armbrust spannen und die schwere Wucht
    Der Streitaxt schwingen? Jedem Wesen ward
    Ein Nothgewehr in der Verzweiflungsangst,
    Es stellt sich der erschöpfte Hirsch und zeigt
    Der Meute sein gefürchtetes Geweih,
    Die Gemse reißt den Jäger in den Abgrund –
    Der Pflugstier selbst, der sanfte Hausgenoß
    Des Menschen, der die ungeheure Kraft
    Des Halses duldsam unters Joch gebogen,
    Springt auf, gereizt, wezt sein gewaltig Horn,
    Und schleudert seinen Feind den Wolken zu.
     
    WALTHER FÜRST
    Wenn die drey Lande dächten wie wir drey,
    So möchten wir vielleicht etwas vermögen.
     
    STAUFFACHER
    Wenn Uri ruft, wenn Unterwalden hilft,
    Der Schwytzer wird die alten Bünde ehren.
     
    |50| MELCHTHAL
    Groß ist in Unterwalden meine Freundschaft,
    Und jeder wagt mit Freuden Leib und Blut,
    Wenn er am andern einen Rücken hat
    Und Schirm   – O fromme Väter dieses Landes!
    Ich stehe nur ein Jüngling zwischen euch,
    Den Vielerfahrnen – meine Stimme muß
    Bescheiden schweigen in der Landsgemeinde.
    Nicht weil ich jung bin und nicht viel erlebte,
    Verachtet meinen Rath und meine Rede,
    Nicht lüstern jugendliches Blut, mich treibt
    Des höchsten Jammers schmerzliche Gewalt,
    Was auch den Stein des Felsen muß erbarmen.
    Ihr selbst seid Väter, Häupter eines Hauses,
    Und wünscht euch einen tugendhaften Sohn,
    Der eures Hauptes heilge Locken ehre,
    Und euch den Stern des Auges fromm bewache.
    O weil ihr selbst an eurem Leib und Gut
    Noch nichts erlitten, eure Augen sich
    Noch frisch und hell in ihren Kreisen regen,
    So sei euch darum unsre Noth nicht fremd.
    |51| Auch über euch hängt das Tyrannenschwert,
    Ihr habt das Land von Oestreich abgewendet,
    Kein anderes war meines Vaters Unrecht,
    Ihr seid in gleicher Mitschuld und Verdammniß.
     
    STAUFFACHER
(zu Walther Fürst)
    Beschließet ihr, ich bin bereit zu folgen.
     
    WALTHER FÜRST
    Wir wollen hören, was die edeln Herrn
    Von Sillinen, von Attinghausen rathen –
    Ihr Nahme, denk’ ich, wird uns Freunde werben.
     
    MELCHTHAL
    Wo ist ein Nahme in dem Waldgebirg’
    Ehrwürdiger als Eurer und der Eure?
    An solcher Nahmen ächte Währung glaubt
    Das Volk, sie haben guten Klang im Lande.
    Ihr habt ein reiches Erb von Vätertugend,
    Und habt es selber reich vermehrt – Was braucht’s
    Des Edelmanns? Laßts uns allein vollenden.
    Wären wir doch allein im Land! Ich meine,
    Wir wollten uns schon selbst zu schirmen wissen.
     
    |52| STAUFFACHER
    Die Edeln drängt nicht gleiche Noth mit uns,
    Der Strom, der in den Niederungen wüthet,
    Bis jetzt hat er die Höh’n noch nicht erreicht –
    Doch ihre Hülfe wird uns nicht entsteh’n,
    Wenn sie das Land in Waffen erst erblicken.
     
    WALTHER FÜRST
    Wäre ein Obmann zwischen uns und Oestreich,
    So möchte Recht entscheiden und Gesetz,
    Doch der uns unterdrückt, ist unser Kaiser
    Und höchster Richter – so muß Gott uns helfen
    Durch unsern Arm – erforschet ihr die Männer
    Von Schwytz, ich will in Uri Freunde werben.
    Wen aber senden wir nach Unterwalden –
     
    MELCHTHAL
    Mich sendet hin – wem läg’ es näher an –
     
    WALTHER FÜRST
    Ich geb’s nicht zu, ihr seid mein Gast, ich muß
    Für eure Sicherheit gewähren!
     
    MELCHTHAL
    Laßt mich!
    |53| Die Schliche kenn’ ich und die Felsensteige,
    Auch Freunde find’ ich gnug, die mich dem Feind
    Verhehlen und ein Obdach gern gewähren.
     
    STAUFFACHER
    Laßt ihn mit Gott hinüber geh’n. Dort drüben
    Ist kein Verräther – so verabscheut ist
    Die Tyrannei, daß sie kein Werkzeug findet.
    Auch der Alzeller soll uns nid dem

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