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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
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Donnerdrachen aufgewirbelt wurde, fiel Moonshine in Galopp und breitete ihre Flügel aus. Im Vergleich zu denen des Drachen wirkten sie geradezu winzig. Ich wagte kaum, mich umzusehen, aber das war auch gar nicht nötig. Der Schatten des Drachen war direkt neben uns, und ich wusste, dass er immer näher und näher kam. Moonshine strengte sich so sehr an, wie sie nur konnte, schlug mit den Flügeln und schwang sich in die Lüfte. Aber es war aussichtslos, so, als wollte eine Maus versuchen, vor einem herabstürzenden Falken zu fliehen. Ich spürte, wie ich gepackt und aus dem Sattel gehoben wurde.

    »Shy!«, rief ich in hilfloser Ohnmacht, während der Drache mich mit sich riss.
    Ich hob den Kopf, sah seine grüne Haut und den gelben Unterbauch. Allein sein gehörnter Schädel war größer als Moonshine, und sein gelbes, kreisrundes Auge blitzte mich wütend an. Seine Zähne waren ein einziger Albtraum. Am schlimmsten waren die unteren Eckzähne, die an seinen Nüstern vorbei senkrecht emporragten wie Deadrock-Stalagmiten aus dem Höhlenboden.
    Während wir uns immer weiter vom Boden entfernten, überlegte ich krampfhaft, was ich tun konnte. Mir war klar, dass ich nur noch wenige Sekunden zu leben hatte. Donnerdrachen sind intelligente Kreaturen. Dieser hier hatte mich wahrscheinlich aus dem Sattel gepflückt, weil er Moonshine verschonen wollte. Das war einerseits natürlich sehr rührend, aber es würde ihn andererseits keineswegs daran hindern, mich hoch in die Luft zu schleudern und in glühende Flammen zu hüllen. Weit unter mir hörte ich die fernen Schreie des Drachenbabys. Sein Vater würde mich so schnell wie möglich erledigen, damit er sich um seine Tochter kümmern konnte.
    »Sie braucht dich«, rief ich ihm zu. »Ich habe ihr nichts getan. Ich schwöre, ich habe ihr nichts getan.« Ich sah, wie sein dunkles Auge immer wieder zwischen mir und dem Erdboden hin- und herhuschte. Ich schluckte. In meiner Kehle saß ein Kloß so groß wie ein Felsblock. Jetzt war ich der Gnade dieses Giganten der Lüfte voll und ganz ausgeliefert.
    Immer noch waren die Rufe der verletzten Kleinen zu hören. Und hatte ich nicht für einen kurzen Augenblick Moonshine aus dem Augenwinkel gesehen? Wahrscheinlich fühlte sie sich genauso hilflos wie ich.
    Dann, plötzlich, spürte ich, wie ich fiel. Zu meinem großen Erstaunen hatte der Drache mich losgelassen. Hatte sein Flammeninferno nicht auf mich losgelassen. Warum? Hoffte er, dass ich mir bei der Landung auf dem felsigen Boden sämtliche Knochen brach? Einige wenige hämmernde Herzschläge lang hörte ich nichts als die Luft, die heulend an meinen Ohren vorbeisauste. Und dann das wundervolle Wiehern eines Pferdes.
    Moonshine kam unter mir entlanggeflogen, und ich landete mit dem Bauch genau auf ihrem Rücken. Mein Kopf lag auf ihrem Hinterteil, und ihr Schwanz kitzelte meine Nase. Sie breitete die Flügel aus, so dass ich nicht herunterfallen konnte, und verlangsamte den Flug, bis ich wieder richtig im Sattel saß. Ich nahm die Zügel in die Hand.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich in vollem Flug.
    »Ein bisschen durchgeschüttelt. Ein dreifach kräftiges Hoch auf das Ratter-Schnattern, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Also, dieses Mal war ich mir ganz sicher, dass du dran glauben musst. Unfassbar, dass du ihm tatsächlich aus den Fängen gerutscht bist.«
    »Das war kein Versehen. Er hat mich absichtlich losgelassen.«
    »Absichtlich? Wieso denn das?«
    »Weiß ich auch nicht. Ich habe ihm gesagt, dass ich seiner Kleinen nichts getan habe – wahrscheinlich hat er mir geglaubt. Aber trotzdem sollten wir zusehen, dass wir so schnell wie möglich von hier verschwinden, bevor er’s sich anders überlegen kann.«
    »Musstest du denn unbedingt versuchen, nett zu sein?«, sagte Moonshine. Sie war ein wenig verstimmt, weil ich mich um die Wunden des kleinen Drachen gekümmert hatte.
    »Diese Kleine tut mir einfach leid, Shy. Ich hoffe, dass sie durchkommt.«
     
    Als wir wieder auf der Ranch waren und ich Moonshine zur Koppel führte, begegnete ich Tyrone.
    »Na, du siehst ja gar nicht verbrannt aus. Dann hast du dem armen Drachenbaby also geholfen?«
    »Hätte ich gerne gemacht, aber dann ist plötzlich ihr Pa aufgetaucht.«
    »Was? Also das war dieser Lärm? Ist dir auch nichts passiert? Ich war gerade in der Scheune, als ich es gehört habe. Wie ein Donnerschlag, nur irgendwie anders.«
    »Genau. Das war ihr Pa. Sah mächtig wütend aus, aber er hat mir nichts

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