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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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der Frau zu zeigen. »Cedric hat mir gesagt, dass Ihre Enkelin verschwunden ist.«
    Sie musterte die Marke und die Ausweiskarte darunter. »Sie sehen aber nicht aus wie ein Polizist.«
    »Nein«, gab Will zu und steckte die Marke wieder ein. »Ich bemühe mich eben zu lernen, das als Kompliment zu nehmen.«
    »Cedric«, blaffte die Frau. »Geh und räum dein Zimmer auf.«
    »Aber Gran...« Sie brachte ihn mit einem scharfen Blick zum Verstummen, und er rannte sofort in sein Zimmer.
    Die alte Frau öffnete die Tür nun weiter, und Will erkannte, dass ihre Wohnung eine exakte Kopie von der Aleesha Monroes war. Die Couch diente offensichtlich als Bett; Kissen, Laken und Decke lagen ordentlich zusammengefaltet und aufeinandergestapelt an einem Ende. Zwei Ohrensessel befanden sich links und rechts der Couch, Schonbezüge überdeckten die offensichtlichen Schadstellen darunter. Die Küche war sauber, aber vollgestellt. Auf einem Ständer trocknete Geschirr. Diverse Unterwäsche hing an einem Ständer in einer Ecke. Die Badezimmertür stand offen, aber die Schlafzimmertür war geschlossen; ein großes Poster von Sponge Bob SquarePants klebte an der Außenseite.
    »Ich bin Eleanor Allison«, informierte sie ihn und humpelte zu dem Sessel am Fenster. »Ich nehme an, Sie wollen sich setzen?«
    Will bemerkte, dass sein Mund offen stand. Überall waren Bücher - einige in klapprigen Regalen, die aussahen, als würden sie gleich umkippen, andere in ordentlichen Stapeln auf dem Boden.
    »Überrascht es Sie, dass eine schwarze Frau lesen kann?« »Nein, ich...«
    »Lesen Sie auch gern?«
    »Ja«, antwortete Will und dachte, dass er nur eine halbe Lüge erzählte. Spätestens nach drei Audiobüchern, die er sich anhörte, zwang er sich, mindestens ein ganzes Buch selbst zu lesen. Es war eine elende Plackerei, die Wochen dauerte, aber er wollte sich beweisen, dass er es konnte.
    Eleanor musterte ihn, und Will versuchte es mit Wiedergutmachung. »Sie waren Lehrerin?«
    »Geschichte«, erwiderte sie. Sie lehnte ihren Stock an den Sessel und legte den Fuß auf einen kleinen Hocker vor dem Stuhl. Ihre Knöchel waren bandagiert.
    »Arthritis«, erklärte sie. »Habe ich, seit ich achtzehn Jahre alt bin.«
    »Das tut mir leid.«
    »Können Sie doch nichts dafür.« Sie winkte ihn zu dem Sessel gegenüber, aber er blieb stehen. »Sagen Sie mir eins, Mr. Trent. Seit wann kümmert sich ein Special Agent vom Georgia Bureau of Investigation einen feuchten Kehricht um ein verschwundenes schwarzes Mädchen?«
    Allmählich ärgerten ihn ihre Vorurteile. »Es gab heute keine vermissten weißen Mädchen, deshalb haben wir Strohhalme gezogen.«
    Sie sah ihn scharf an. »Sie sind nicht sehr lustig, junger Mann.«
    »Ich bin aber auch kein Rassistenschwein.«
    Einen Augenblick lang starrte sie ihn an, dann nickte sie, als hätte sie ein Urteil über ihn gefällt. »Um Himmels willen, setzen Sie sich endlich.«
    Will tat es und versank so tief in dem alten Sessel, dass er die Knie fast an den Ohren hatte.
    Er versuchte, zur Sache zu kommen. »Cedric hat mich angerufen.«
    »Und woher kennen sie Cedric?«
    »Ich habe ihn heute Morgen kennengelernt. Ich war mit einem Detective vom Atlanta Police Department hier, wir untersuchen den Tod einer jungen Frau, die eine Etage über Ihnen wohnte.«
    »Junge Frau?«, wiederholte sie. »Sie war mindestens vierzig.«
    Will hatte Pete Hanson das schon bei der Autopsie sagen hören, aber dass die alte Frau es ebenfalls zur Sprache brachte, gab der Sache irgendwie mehr Gewicht. Aleesha Monroe war etwa fünfundzwanzig Jahre älter gewesen als die anderen Opfer. Warum war der Mörder von seiner normalen Zielgruppe abgewichen?
    Eleanor fragte: »Warum kümmert sich das GBl um den Tod einer drogensüchtigen Prostituierten?«
    »Ich gehöre zu einer Abteilung, die den örtlichen Behörden ihre Unterstützung anbietet, wenn Hilfe nötig ist.«
    »Das war sehr schön gesagt, junger Mann, aber Sie haben meine Frage nicht wirklich beantwortet.«
    »Sie haben recht«, räumte er ein. »Bitte sagen Sie mir, wann Sie bemerkt haben, dass Jasmine verschwunden ist.«
    Sie musterte ihn, mit ruhigem Blick und gespitzten Lippen. Er zwang sich, nicht wegzuschauen, und fragte sich, wie sie wohl im Klassenzimmer gewesen war, ob sie zu den Lehrerinnen gehört hatte, die die dummen Kinder in den hinteren Bänken sitzen ließen, oder ob sie ihn an den Ohren in die vorderste Reihe gezerrt und ihn angeschrien hätte, weil er die Antwort auf die

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