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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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einen Anwalt, irgendeinen sozial angehauchten Wichser aus Buckhead, dem einer abgeht, wenn er den Armen helfen kann. In maximal zehn Jahren sind die wieder draußen.«
    »Vielleicht«, sagte Will und dachte, dass Leo sehr wahrscheinlich recht hatte. »Haben Sie das Memo über Jasmine Allison erhalten, das ich verschickt habe?«
    »Das vermisste schwarze Mädchen?«, fragte er. »Setzen Sie ihr eine blonde Perücke auf, dann kommt sie vielleicht in die Zeitung.«
    Will ging auf den Sarkasmus nicht ein. Er dachte an etwas anderes. »Können Sie mir eine Liste kürzlich entlassener Sexualstraftäter besorgen?«
    »Wie kürzlich?«
    Vier Monate zuvor war die fünfzehnjährige Julie Cooper brutal vergewaltigt worden, und man hatte ihr die Zunge zerbissen. Niemand konnte sagen, wie lange ihr Angreifer davor schon unbemerkt operiert hatte. »Gehen wir acht Monate zurück«, antwortete er.
    »Nur Atlanta oder auch den Großraum?«
    »Auch den Großraum«, erwiderte Will und wusste, dass er damit eben die Arbeit verdreifacht hatte.
    »Diese Liste wird nicht gerade permanent aktualisiert«, gab Leo zu bedenken. »Ich werde einiges selbst nachprüfen müssen und diejenigen streichen, die wieder eingefahren oder weggezogen sind oder sonst was.«
    »Ich weiß das wirklich zu würdigen.« Dann fühlte Will sich verpflichtet hinzuzufügen: »Es ist eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen, aber wir haben nichts anderes.«
    »Ich kann das gut verstehen, Mann.« Leo stand auf. »Wird nicht mehr als einen Tag oder so dauern, die Liste zusammenzustellen. Soll ich sie Ihnen auf den Tisch legen?«
    »Das wäre sehr nett.«
    »Ich übernehme die erste Hälfte«, bot Leo an. »Wir bearbeiten sie gemeinsam, okay?«
    »Gut«, entgegnete Will, obwohl er Leo nicht gerade als Verbündeten betrachtete.
    Will holte sein Handy aus der Tasche, als Leo die Tür schloss. Er wählte Angies Nummer und lauschte den Klingeltönen, während er darauf wartete, dass sie abnahm.
    Anscheinend hatte sie seine Nummer auf dem Display erkannt. »Was gibt's?«
    »Warum sollte Michaels Frau eine Unterlassungsverfügung gegen ihn beantragen?«
    Sie atmete langsam aus und ließ sich Zeit mit der Antwort. »Weil er sie schlägt.« Will kam sich vor, als wäre er selber geschlagen worden. Sie fragte: »Bist du noch dran?«
    Er hatte Schwierigkeiten, die Wörter herauszubringen. »Hat er dich auch geschlagen, Angie?«
    »Du solltest wohl eher fragen, wie lange sie schon verheiratet sind.«
    »Hat er dich je geschlagen?«
    »Nein, Will. Er hat mich nie geschlagen.«
    »Lügst du mich an?«
    Sie ließ dieses merkwürdige, verdrossene Lachen hören, das ihm signalisierte, dass sie sich von etwas distanzieren musste. »Warum sollte ich dich anlügen, Baby?«
    »Aleeshas Lude wurde heute Vormittag angeschossen.«
    »Ich war's nicht.«
    »Kannst du mal für eine Minute ernsthaft sein?« »Was soll ich denn sagen, Will?«
    »Ein Mädchen ist verschwunden«, sagte er. »Sie heißt Jasmine Allison. Sie wohnt drei Etagen unter Aleeshas Wohnung. Am Sonntagabend hat ihr jemand zwanzig Dollar bezahlt, damit sie bei der Polizei anruft und meldet, dass Aleesha angegriffen wurde. Und jetzt ist sie verschwunden.«
    »Wann wurde sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern Nachmittag.«
    »Hast du irgendwelche Spuren?«
    »Keine einzige.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Vierzehn.«
    Angie atmete leise aus. »Nimmt das irgendjemand in der Zentrale ernst?«
    »Ja, alle legen sich krumm, um dem GBl zu helfen.« Sie versuchte, sie in Schutz zu nehmen. »Sie haben aber auch jede Menge am Hals.«
    »Das bestreite ich ja gar nicht.«
    »Ist sie zuvor schon mal weggelaufen?«
    »Zweimal.«
    »Ich würde das nicht an die Spitze meiner Tagesordnung setzen, wenn ich bei >Vermisste Personen< arbeiten würde. Junge Mädchen brennen laufend durch. Das wissen wir doch beide. Die haben im Augenblick wahrscheinlich wichtigere Fälle.«
    »Ihre häusliche Situation ist nicht so übel.«
    »Leute laufen auch aus anderen Gründen davon.« Angie wusste, wovon sie sprach. Sie war so oft weggelaufen, dass Will mit dem Zählen nicht mehr nachkam.
    Er schaute sich die Kopie von Aleeshas Brief an ihre Mutter an. Sie hatte mit Bleistift auf liniertes Papier geschrieben, der Abzug war deshalb nicht besonders gut. Er versuchte, einige Wörter zu entziffern, aber seine Augen konnten sich nicht darauf konzentrieren. Wahrscheinlich war auch Aleesha von zu Hause ausgerissen.
    Angie sagte: »Ich werde mit ein paar Leuten reden, die

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