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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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überraschte, dass seine Lunge nicht explodierte.
    Mary Alice hielt die Tüte hoch. »Was ist denn so gut daran?«
    John konnte nicht antworten. Im Augenblick beschäftigten ihn wichtigere Dinge.
    Sie öffnete die Tüte. Er kam wieder zu sich. »Tu das nicht.« »Warum nicht? Du tust es doch auch.« »Ich bin ein Loser«, sagte er. »Hast du mir das nicht gesagt?« Hinter ihnen war ein Geräusch zu hören, und sie drehten sich beide um.
    »Nur eine Katze«, vermutete Mary Alice. »Komm weiter.«
    Sie hatte seine Hand genommen, und John ließ sich von ihr die Straße entlang zu ihrem Haus führen. John schwieg, während sie ihn durch den Hinterhof zog. Er wusste, dass ihr Schlafzimmer im Erdgeschoss lag, aber er hatte nicht erwartet, dass sie das Fenster öffnen und hineinklettern würde.
    »Was tust du da?«
    »Psch.«
    Hinter ihm knackte ein Zweig. Er drehte sich wieder um, sah aber nichts als Schatten. Mary Alice sagte: »Komm schon.«
    Er kletterte hoch, blieb aber rittlings auf dem Fensterrahmen sitzen und flüsterte: »Deine Mutter bringt mich um, wenn sie mich hier drinnen findet.«
    »Ist mir egal«, flüsterte sie zurück und schaltete eine Hello-Kitty-Lampe an, die schwaches Licht verströmte.
    »Du schläfst mit einem Nachtlicht?«
    Sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Jetzt komm einfach rein.«
    John landete weich. Ihr Bett stand direkt unter dem Fenster. Sie saßen beide auf ihrem Bett. Mary Alices Bett. John spürte, wie seine Erektion zurückkam.
    Falls Mary Alice es bemerkte, sagte sie nichts. »Zeig mir, wie man das macht«, sagte sie und gab ihm den Beutel mit Koks.
    »Das werde ich nicht.«
    »Ich weiß, dass du es willst.«
    Er wollte es wirklich. O Gott, und wie er es wollte. Alles würde er tun, was ihm half, aus seiner idiotischen Persönlichkeit herauszukommen, damit er sich endlich traute, sie zu küssen.
    »Zeig's mir«, wiederholte sie.
    Er knotete den Beutel auf, steckte den Finger hinein und holte eine Prise heraus.
    »Man schnupft es«, sagte er. »So.«
    John hustete, es war fast ein Würgen, als das Pulver in seine Kehle gelangte. Es schmeckte bitter, metallisch. Er versuchte, genug Spucke zusammenzubekommen, um es zu schlucken, aber sein Mund war zu trocken. Sein Herz machte was Komisches, einen Plumpser, dann war es, als hätte man ihm ein Messer hineingerammt.
    Mary Alice sah verängstigt aus. »Bist du...«
    Das Koks knallte ins Hirn. Zwei Sekunden, Weltklasse, und dann war er so fertig, dass er die Augen nicht offen halten konnte. Er sah Sterne - echte Sterne - und kippte nach vorn, direkt auf Mary Alice. Sie nahm sein Gesicht in die Hände, um ihn zu stützen, und er hob das Kinn und küsste sie.
    Die nächste Erinnerung war, dass er mit dem schlimmsten Kopfweh seines Lebens aufwachte. Er hatte stechende Schmerzen in der Brust und fror, obwohl sein Körper schweißnass war. Als er sich umdrehte, klebte das Laken an seiner Haut. Er dachte gerade, dass seine Mutter ihn umbringen würde, weil er ins Bett gemacht hatte, als er den Körper neben sich spürte.
    Mary Alice war völlig nackt. Ihr Hals war seitlich verdreht, der Mund offen und voller Blut. Er sah Blutergüsse an ihren Beinen, aber auch an anderen Körperteilen. Aus ihren Schamhaaren waren Büschel herausgerissen. Ihre kleinen Brüste waren mit Bissspuren übersät.
    John war zu benommen, um Lärm zu machen. Er keuchte, und seine Blase schrie nach Erleichterung, als er sich von der Leiche wegschob. Das offene Fenster befand sich hinter ihm. Er griff nach oben, seine Finger rutschten über den Rahmen. Blut. Seine ganze Hand war voller Blut. Er hatte die ganze Nacht im Blut gelegen, seine Kleidung hatte es aufgesaugt wie ein Schwamm.
    Er hörte ein Geräusch, ein »Hu-hu-hu«, aber das war er selbst. Ihr Gesicht. Er konnte nicht aufhören, ihr Gesicht anzustarren. So viel Blut. Seine Blase entleerte sich, die warme Flüssigkeit lief ihm das Bein hinunter.
    Er musste hier raus. Er musste weg.
    John drückte sich gegen die Wand und hievte sich auf die Fensterbank. Dann kippte er durchs offene Fenster auf den Rasen, wo er flach auf dem Rücken zu
    liegen kam, während die Luft in einem scharfen Keuchen aus seiner Lunge wich.
    Er schaute zum Himmel empor. Es war noch nicht ganz Morgen, in der eben aufgehenden Sonne hoben sich die Bäume wie graue Schatten vor der Schwärze ab. Seine Knie zitterten, aber er schaffte es aufzustehen. Seine Jeans klebte ihm an den Beinen, sein blutiges T-Shirt war wie eine zweite Haut am

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