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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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gaben an, dass die Mutter sich weigerte, in das gemeinsame Haus am St. Patrick Drive zurückzukehren, und noch während des Prozesses die Scheidung einreichte. »Diese Gewalttat hat meine Familie auseinandergerissen«, erklärte Paul Finney zu der Zeit. Der zweimal geschiedene Senator ist ein bekannter Verfechter der Rechte von Verbrechensopfern und hat als Mitverfasser oder Befürworter mehrere Gesetzesvorlagen im Staat Georgia unterstützt, die es Gewaltverbrechern erschweren sollen, Bewährung oder Begnadigung zu erhalten. Passend hierzu war Shelleys erste Begnadigungsanhörung für vergangenen Freitag angesetzt. Vor dem Ausschuss stehend, las Shelley eine vorbereitete Erklärung ab. »Ich habe dieses Verbrechen nicht begangen«, verkündete er vor dem vollbesetzten Saal. »Ich werde nicht etwas gestehen, was ich nicht getan habe.« Der noch immer trauernde Vater Paul Finney sagt dazu: »John Shelley ist genau da, wo er hingehört.«

Kapitel 21
    6. Februar 2006 20.02 Uhr
    Will Trent bürstete eben seinen Hund, als es an der Tür klingelte. Betty fing an zu bellen und wäre dabei beinahe vom Tisch gefallen. Er fuhr sie barsch an, und sie schaute verwundert zu ihm auf. Will hatte den Hund noch nie geschimpft.
    Eine ganze Minute verging. Will und Betty warteten und hofften, dass derjenige wieder weggehen würde, aber es klingelte noch einmal und dann dreimal schnell hintereinander.
    Der Hund fing nun ernsthaft an zu bellen. Will seufzte, legte die Bürste beiseite und schob die Hemdsärmel hinunter. Er nahm den Hund auf den Arm. Es klingelte wieder - sechsmal hintereinander -, als er zur Haustür ging. »Warum hat das denn so lang gedauert?« Er schaute auf die Straße, um zu kontrollieren, ob sie auch allein war. »Ich werde in letzter Zeit von den Zeugen Jehovas belästigt.«
    »Könnte für dich doch eine gute Möglichkeit sein, Frauen kennenzulernen.« Angie rümpfte die Nase. »Mann, ist das ein hässlicher Hund.«
    Will folgte Angie in sein Haus. Er drückte den Hund fest an seine Brust und spürte die Kränkung, auch wenn der Hund es nicht tat. Angie trug noch ihre Arbeitskleidung, und Will bemerkte: »Du siehst aus wie eine Prostituierte.«
    »Du siehst aus wie eine Leiche im Sarg.«
    Er presste sich die Hand an den Krawattenknoten. »Gefällt dir der Anzug nicht?«
    »Was ist mit der Jeans passiert, die ich dir gekauft habe?« Sie ließ sich auf das Sofa fallen und seufzte erleichtert auf, ohne auf seine Antwort zu warten. »Diese verdammten Schuhe«, jammerte sie, streifte sich die Fünfzehn-Zentimeter-Highheels ab und warf sie auf den Teppich. Dann zog sie die
    Nadeln aus ihren braunen Haaren und ließ sie auf die Schultern fallen. »Ich habe die Schnauze voll von diesem Scheißjob.«
    Will stellte Betty auf den Fußboden. Die Krallen der Chihuahua-Dame klackerten über das Parkett, als sie in die Küche lief. Will hörte sie Wasser saufen und dann die Reste ihres Abendessens vertilgen. Die Hündin war eine unwillkommene und hoffentlich nur vorübergehende Gefährtin. Als Will zwei Wochen zuvor von seinem morgendlichen Lauf zurückkehrte, hatte er beobachtet, wie seine schon etwas ältere Nachbarin in einen Krankenwagen verfrachtet wurde. Die Frau hatte irgendeine Sprachstörung und rauchte, dem Timbre ihrer Stimme nach, fünf Packungen pro Tag.
    »Kümmern Sie sich um Betty!«, hatte sie über den Rasen gerufen. Bei Will war es allerdings als Kümm'm Betty! angekommen.
    »Was soll ich mit ihr tun?«, hatte er leicht entsetzt gefragt. Die Frau starrte ihn einfach nur an, und so deutete er auf den winzigen Chihuahua, der auf dem Vordertreppchen stand.
    »Bürsten Sie sie!«, hatte die Frau gekreischt, bevor die Türen des Krankenwagens zugingen.
    Will kannte nicht einmal den Namen seiner Nachbarin. Er wusste kaum etwas über sie, außer dass sie gern Der Preis ist heiß in voller Lautstärke hörte. Er hatte keine Ahnung, wohin der Krankenwagen sie brachte, ob sie Familie besaß oder ob sie jemals wieder zurückkehren würde. Den Namen des Hundes kannte er nur, weil die Frau ihn gern rief.
    »Betty!«, hatte er schon öfter mitten in der Nacht gehört, mit dieser tiefen Baritonstimme. »Betty, ich hab dir doch gesagt, dass du das nicht tun darfst.«
    Angie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute zu Will hoch. »Ist dir eigentlich klar, dass du mit diesem kleinen Hund in den Armen absolut lächerlich aussiehst?«
    Will nahm ihr gegenüber Platz und lehnte sich im Sessel zurück. Er griff zur

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