Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
Kerl war.
    »Ja«, gab Will zu. »Ich habe von ihm keine eindeutigen Signale bekommen. Ich dachte mir, das liegt daran, weil er sich über mich ärgert. Kein Mensch lässt sich gern dazu verdonnern, mit anderen gut zusammenzuarbeiten.«
    »Da ist noch mehr dahinter«, beharrte sie. »Und das weißt du genauso gut wie ich.«
    »Vielleicht.« Er hob Betty hoch und kraulte sie hinter den Ohren.
    Angie stand auf. »Du musst für mich einen Namen checken.«
    »Was für einen Namen?« Sie ging ins Wohnzimmer, um ihre Handtasche zu holen. Will folgte ihr, Betty an die Brust gedrückt. Der Körper des Hundes
    wirkte so zerbrechlich, dass er manchmal das Gefühl hatte, einen Vogel zu halten.
    »Hier.« Angie hielt ihm einen Post-it-Zettel hin, auf dem ordentlich gemalte Blockbuchstaben standen. »Er sagte, er sei da in irgendwas verwickelt. Es klang übel, aber ich habe einfach das Gefühl...« Den Rest des Satzes tat sie mit einem Achselzucken ab. »Ich glaube, er steckt in Schwierigkeiten.«
    Will hatte den Zettel noch nicht genommen, versuchte witzig zu sein. »Seit wann rettest du Leute?«
    »Willst du mir bei der Sache helfen, oder willst du nur mit zusammengekniffenem Arsch dastehen und deinen kleinen Hund streicheln?«
    »Kann ich beides tun?«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. »Seine Bewährungsunterlagen brachten nur die Highlights, und die gesamte Akte ist zu alt, um im Computer zu sein. Glaubst du, du kannst deine GBI-Beziehungen spielen lassen und mir eine Kopie aus dem Archiv besorgen?«
    Er begriff, dass das der eigentliche Grund war, warum sie ihn an diesem Abend besucht hatte, und er versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Er nahm den Zettel und schaute sich den Namen an, der für ihn nicht viel mehr war als Flecken auf dem Zettel. Will hatte noch nie Wörter richtig lesen können, vor allem, wenn er aufgeregt oder frustriert war. »Will?«
    »Wenn sie im Archiv ist, kann's eine Weile dauern, sie zu finden«, warnte er sie.
    »Keine Eile«, sagte sie. »Wahrscheinlich sehe ich ihn nie wieder.«
    Er fühlte sich erleichtert, was bedeutete, dass er zuvor eifersüchtig gewesen war.
    Sie öffnete bereits die Haustür. »Da sind zwei e in dem Namen. Kannst du das lesen?«
    »Was?«
    Sie klang verärgert, als hätte er ihr nicht zugehört. »Der Name, Will. Der auf dem Zettel. Er heißt Shelley mit zwei e.«

Kapitel 22
    Angie wohnte weniger als fünf Meilen von Wills Haus entfernt. Mit leise gestelltem Radio fuhr sie los und ließ ihre Gedanken schweifen, während sie über die vertrauten Straßen rollte. Will sah genauso aus wie immer, ein bisschen dünner vielleicht, und Gott wusste, was er mit seinen Haaren
    angestellt hatte. Angie hatte sie ihm immer geschnitten, und jetzt vermutete sie, dass er sich eine elektrische Haarschneidemaschine zugelegt hatte, um nicht zu einem Friseur gehen zu müssen, der dann vielleicht die Narbe auf seinem Hinterkopf sah und ihn fragte, wer versucht hatte, ihn umzubringen.
    Sie wusste, dass Will die letzen beiden Jahre in den Bergen von North Georgia verbracht hatte. Vielleicht war er in der Zeit dort oben nicht viel ausgegangen. Will hatte sich immer von seiner Leseschwäche in seinem Leben einschränken lassen. Er ging nicht gerne in Restaurants, weil er die Speisekarten nicht entziffern konnte. In den Läden erstand er seine Lebensmittel mit Hilfe der vertrauten Etikettenfarben oder der Fotos auf den Verpackungen. Er würde lieber verhungern, als um Hilfe bitten. Angie erinnerte sich noch daran, wie er das erste Mal allein einkaufen gegangen war und mit einer Dose Crisco-Bratfett zurückgekehrt war, weil er gedacht hatte, dass das gebratene Hühnchen auf der Verpackung den Inhalt bezeichnete.
    Als sie in ihre Einfahrt einbog, versuchte Angie sich zu erinnern, wie oft sie Will Trent schon verlassen hatte. Sie zählte es nach anhand der Namen der Männer, derentwegen sie ihn verlassen hatte. George war der Erste, damals Mitte der Achtziger. Er war Punkfan mit einer heimlichen Heroinsucht. Nummer zwei und Nummer acht hießen beide Roger, völlig unterschiedliche Männer, aber beide mit den gleichen beschissenen Charakterfehlern; wie Will oft sagte, war Angie nur angezogen von Männern, die ihr etwas antun würden.
    Mark war Nummer sechs. Ein echter Gewinner. Angie hatte fünf Monate gebraucht, bis sie herausfand, dass er Schulden auf ihre Kreditkarten machte. Der Idiot war so schockiert gewesen, als sie einen Kumpel vom Betrugsdezernat

Weitere Kostenlose Bücher