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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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dem Badezimmerspiegel Songs von Duran Duran in eine Haarbürste gesungen hatte, eine schwangere Frau geworden, die sich Gedanken machte über Hämorrhoiden und Schwangerschaftsdiabetes.
    Victor drang sanft in sie. »Erzählen Sie mir, wie es war.«
    »Ich weiß nicht. Es war so, wie man es sich denken würde. Entsetzlich. Ich hielt die Schwangerschaft vor meinen Eltern verborgen, solange ich konnte, und dann war es zu spät, um noch was dagegen zu unternehmen.«
    »Sind Ihre Eltern religiös?«
    Sie nahm an, dass er das wegen der Möglichkeit einer Abtreibung fragte. »Sehr«, antwortete sie. »Aber sie sind auch Realisten. Vor allem meine Mom wollte, dass ich aufs College gehe und erst dann eine Familie gründe, wenn ich bereit dazu bin. Mein Dad hatte gewisse Bedenken, aber er hätte jede Entscheidung unterstützt, die ich getroffen hätte. Im Grunde genommen überließen sie beide es mir.«
    »Und was ist passiert?«
    Faith sagte ihm die Wahrheit. »Für eine legale Abtreibung war es zu spät, aber es gab ja immer noch die Möglichkeit einer Adoption. Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich war egoistisch und rebellisch. Ich dachte nicht daran, wie schwer es werden und wie es jeden in meiner Familie betreffen würde. Bei allem, was meine Eltern mir sagten, dass ich tun sollte, tat ich genau das Gegenteil, und scheiß auf die Konsequenzen.« Sie lachte und fuhr fort: »Das erklärt vielleicht, warum ich überhaupt schwanger wurde.«
    Er schaute sie wieder mit derselben Intensität an, die ihr bei ihrer ersten Begegnung auch schon aufgefallen war. »Sie sind sehr schön, wenn Sie lachen.«
    Sie errötete, was ganz okay war, denn ihr erster Gedanke war gewesen, sich ihm vor die Füße zu werfen. Die Wirkung, die er auf sie hatte, war sowohl erregend wie erniedrigend, vor allem deshalb, weil sie keine Ahnung hatte, was er empfand. Stellte er all diese Fragen nur aus reiner Neugier? Oder war er wirklich an etwas Tieferem interessiert? Sie war viel zu unerfahren, um das selbst herauszufinden, und viel zu alt, um sich deswegen den Kopf zu zerbrechen.
    Faith hatte tatsächlich ihre Handtasche dabei, ein Zugeständnis an ihre Weiblichkeit, als ihr Kleidungsdebakel zu Hause damit geendet hatte, dass sie ihre ausgesprochen unerotische, aber einigermaßen saubere Arbeitskluft anzog. Jetzt wühlte sie in der Tasche, um etwas anderes zu tun zu haben, als nur wie ein verlorenes Hündchen in die unergründliche, tiefe Schwärze seiner wunderbaren Augen zu starren.
    Tempos, Brieftasche, eine Reserve-Strumpfhose, ein Päckchen Kaugummi. Sie hatte keine Ahnung, wonach sie in der Tasche eigentlich suchte. Ihr Handrücken streifte etwas, das sie anfangs für eines dieser lästigen Parfümpröbchen hielt, die man in Einkaufszentren bekam, das sich dann allerdings als das Röhrchen mit dem grauen Pulver erwies, das Will Trent ihr gegeben hatte. Sie hatte es erst in letzter Minute in die Tasche geworfen, ohne wirklich darüber nachzudenken. Als sie nun das Röhrchen in der Hand hielt, wurde ihr fast übel bei dem Gedanken an die Konsequenzen dieses Diebstahls.
    Victor fragte: »Stimmt etwas nicht?«
    Sie zwang sich, die Frage zu stellen, bevor der gesunde Menschenverstand sie davon abhalten konnte. »Gibt es am Tech jemanden, der Spezialist ist für ...« Sie wusste nicht, wie sie es nennen sollte. »Erde?«
    Er kicherte. »Wir sind die siebtbeste Universität des Landes. Wir haben eine ganze Fakultät für Erde.«
    »Ich muss Sie um einen Gefallen bitten«, setzte sie an, wusste dann aber nicht, wie sie weitermachen sollte. »Was immer Sie wollen.«
    Sie erkannte, dass dies ihre letzte Chance war, sich dagegen zu entscheiden, dass sie sich jetzt noch irgendeine Ausrede ausdenken oder das Thema wechseln konnte, damit sie die grundanständige Polizistin bleiben würde, die zu sein ihre Mutter ihr beigebracht hatte.
    Doch Faith war ebenfalls Mutter. Wie würde sie sich fühlen, wenn irgendein Polizist nur Dienst nach Vorschrift machte, sodass Jeremy sein Leben verlor?
    Victor winkte dem Barkeeper. »Vielleicht löst noch ein Drink Ihnen die Zunge.«
    Faith sah überrascht, dass ihr Glas leer war, und legte die Hand darüber. »Ich bin mit dem Auto da.«
    Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. Sie spürte, dass sich sein Arm um ihre Taille legte. Jetzt war seine Absicht unmissverständlich. »Sag mir, was du brauchst.« Er streichelte ihr die Finger, und sie spürte die Wärme seiner Haut, die feste Zärtlichkeit seines Daumens. »Ich sorge

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